Die ganze Welt mobilisieren

Ein Aufruf des Generals

Vor gut einem Jahr versammelten sich mehr als 15 000 Salutisten aus allen 126 Ländern, in denen die Heilsarmee zu dieser Zeit offiziell tätig war, in London, um zu feiern, dass 150 Jahre zuvor die Arbeit im Osten dieser Stadt begonnen hatte. Der internationale Kongress „Boundless“ war ein bedeutender und entscheidender Moment für die Heilsarmee. Gott hat uns wirklich mit seiner Gegenwart gesegnet, während wir erneut über seinen Ruf nachdachten, hinauszugehen und die Welt für Jesus zu gewinnen.

Vor dem Kongress ging eine internationale Gebetswelle um den Erdball, und wir erlebten, wie unglaubliche Dinge geschahen, als wirklich die ganze Heilsarmeewelt betete. Darauf folgte „Die ganze Welt liest“: Viele Salutisten machten mit, als wir im Jahr 2015 das Neue Testament durchlasen. Gott hat durch sein Wort zu uns gesprochen. Und wie geht es weiter?

Hinaus in die Welt

Wenn es bei Boundless 2015 darum ging, dass die weltweite Heilsarmee zum Danken und Feiern zusammenkam, dann muss der Schwerpunkt im Jahr 2017 darauf liegen, dass wir „die ganze Welt mobilisieren“, dass sich die Heilsarmee darauf ausrichtet, hinaus in die Welt zu gehen. Das muss mehr sein als eine symbolische Aktion, bei der wir auf die Straße gehen und mit Musikkapellen und Fahnen marschieren. Nicht, dass das nicht geschehen sollte! Viel wichtiger aber ist, dass wir in dem Umfeld, in das wir gestellt sind, aktiv werden und auf die offensichtliche Not der Menschen um uns herum eingehen.

Der berühmte Prediger Charles Haddon Spurgeon (1834-1892) hat einmal gesagt: „Heiligung ist die sichtbare Seite der Errettung.“Was wir tun, ist viel wichtiger als das, was wir sagen! Ich hoffe und bete, dass wir nicht über das Evangelium der Befreiung predigen und gleichzeitig teilnahmslos gegenüber den drängenden Nöten der Welt um uns her sitzen bleiben. Ich bete, dass wir ein mobilisiertes Volk sind, das die Botschaft des Evangeliums durch zahllose Taten der Liebe und des Dienstes weitergibt.

Eine Armee ohne Überzeugung oder Einsatzbereitschaft, der es an Antrieb und Schlagkraft fehlt, die nicht bereit ist, mutig voranzugehen, und nur in den Kasernen bleibt, nützt der Welt wenig!

Wenn wir stolz darauf sind, dass wir zur Heilsarmee gehören, und auf die wunderbaren Werke, die wir vollbringen, uns aber die Leidenschaft fehlt, die Welt für Jesus zu gewinnen, dann klafft da eine enorme Lücke, weil wir nur den halben Auftrag ausführen.

Die Realität unseres Lebens

Wie steht es also um unsere Hingabe an die Sache Christi? Spiegelt die öffentliche Wahrnehmung unseres Engagements und Einsatzes im Dienst für die Ausgegrenzten tatsächlich die Motivation unseres Herzens wider, wie sie sich in der Realität unseres Lebens zeigt?

Die Realität, die ich an manchen Orten der Welt sehe, ist, dass wir von moralischen, sozialen, säkularen und materialistischen Zwängen eingeschüchtert werden. Sie wollen uns zwingen, uns an Werte anzupassen, die in direktem Widerspruch zu den Werten des Reiches Gottes stehen. In vielen Ländern befürchte ich, dass eine bequeme und zufriedene Mittelklasse in unseren Reihen sich bequem eingerichtet hat und zunehmend den Kontakt zur Realität des Leidens in unserer heutigen Welt verliert.

Betrachten Sie die folgenden Bilder aus dem Leben und der Zeit unseres Gründers:

Die grafische Darstellung seiner Vision in seinem Buch „In Darkest England and the Way Out“ („Im dunkelsten England und der Weg hinaus“). Sie zeigt Rettungsboote und einen Leuchtturm, Menschen, die in einem aufgewühlten Meer untergehen, und Salutisten, die sich zu ihnen hinunterbeugen, um sie aus der Gefahr zu retten.

Die sehr anschaulichen Worte von Nicholas Vachel Lindsays Gedicht „General William Booth Enters into Heaven“ (General William Booth marschiert in den Himmel ein – siehe rechte Spalte auf dieser Seite). Dort wird die Szene ausgemalt, wie Booth mit der Menge derer, die „rein durch des Lammes Blut“ sind, die Schwelle zur Herrlichkeit überschreitet und den Zug mit seiner großen Basstrommel anführt „... Aussätzige folgten, Seite an Seite ...“.

Das sind kraftvolle und bewegende Bilder von einer Armee, die gegen die Sünde und die Mächte der Finsternis kämpft.

Zeit zu handeln

Ich frage mich: Inwieweit ist unsere Armee heute mobilisiert, um auf solche Not, solches Leid und solch drohendes Unheil zu reagieren? Das ist nicht nur eine Aufgabe für unsere professionellen Sozialarbeiter oder für ausgebildete Katastrophenhelfer – das ist etwas, das uns alle angeht!

Menschliche Not ist nichts, das nur weit entfernte Länder in Afrika und Asien betrifft. Die Armut herrscht vor unserer Haustür. Millionen von Kindern wachsen in Familien auf, die arm sind. In Großbritannien mussten wir wieder Frühstücksklubs in Schulen einführen, da uns zunehmend bewusst wurde, dass viele Kinder ohne sie am Anfang des Tages nichts zu essen hätten! Nimmt man dazu noch die Plage der modernen Sklaverei, des Menschenhandels und das Elend der erwerbstätigen Armen, dann können wir bald ein ebenso dramatisches Bild malen wie zu Booths Zeiten!

Es gibt viel zu tun und wir dürfen uns nicht damit begnügen, gemütlich dazusitzen und nur unseren persönlichen Launen nachzugehen. Es ist Zeit zu handeln!

General John Gowans erinnert uns daran:

Viele Menschen leiden in der heutgen Zeit,
sie brauchen dich, brauchen mich, brauchen Jesus.
Viele Kinder schreien, aber niemand heilt,
sie brauchen dich, brauchen mich, brauchen Jesus.
Und sie werden weiter leiden im Gehetz,
und sie werden weiter schreien bis zuletzt,
und sie werden sterben, innerlich verletzt;
sie brauchen dich, brauchen mich, brauchen Jesus.

They need Christ, Übers. R. Walz/S. Widmer, 1. Strophe

Wenn wir den Zustand unserer Welt ansehen, erkennen wir das „Gefallensein“ der Menschheit.

Die Vision, die ich gleich nach meiner Wahl zum 20. General der Heilsarmee entwarf, enthielt auch meinen Traum. Ich sagte unter anderem Folgendes:

„Mein Traum für diese große Organisation ist, dass die Heilsarmee als eine positive Kraft bekannt wird, als eine verändernde Kraft und eine Kraft, die nach den Werten lebt, die sie verkündigt.“

Werden diese Träume, die ich mitgeteilt habe, jemals Realität werden? Ich sehe, dass manche Menschen mit ihrer Situation zurechtkommen und zufrieden sind, andere jedoch haben Schwierigkeiten und wünschen sich ein besseres Leben. Wir müssen uns mehr in das Leben der Menschen einbringen und ihnen helfen, ihre Hoffnungen und Träume von einer besseren Zukunft zu verwirklichen. Wir müssen unser Augenmerk mehr auf positive und bleibende Auswirkungen im Leben der Ärmsten und der ausgegrenzten Menschen in unserer Umgebung richten. Doch das können wir nur tun, wenn sich darin tatsächlich auch unsere eigene Erfahrung spiegelt!

Welchen bleibenden Eindruck hinterlassen wir als Salutisten in der Welt um uns her?

Unbeirrbare Hingabe

Wenn wir in den kommenden Jahren etwas verändern wollen, dann erfordert das nichts weniger als eine völlige Unterordnung unseres Lebens unter den Willen Gottes und eine unbeirrbare Hingabe an die Mission, zu der Gott uns auch heute beruft. Eine solche Unterordnung und Hingabe werden von jedem Offizier, Heilssoldat, Angehörigen, Angestellten, Jugendlichen und Kind verlangt.

Was werden Sie darauf antworten?

Wir stehen vor der Realität einer Welt, die in Sünde, Unrecht, Leid und Armut versinkt. Ich glaube, dass Gott uns eindeutig zur vollständigen Mobilisierung ruft. Jedes Korps, jede Sozialeinrichtung, jedes Heilsarmeeprogramm muss „Salz und Licht“ für die Gesellschaft und die Menschen sein, denen wir dienen.

„Die ganze Welt mobilisieren“ ist ein Aufruf an jedes Territorium, jedes Command und jede Region weltweit, den Missionsauftrag zu erfüllen: „... gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker ...“ (Matthäus 28,19).

 

General André Cox
Leiter der internationalen Heilsarmee