Gemeinsam statt einsam: Die Heilsarmee ist für Menschen da, die von Einsamkeit betroffen sind.

Einsamkeit, Teilhabe & Inklusion

Einsamkeit und soziale Isolation stellen eine wachsende Herausforderung dar und beeinträchtigen die Gesundheit vieler Menschen in erheblichem Masse – sowohl auf psychischer als auch auf körperlicher Ebene.

Einsamkeit – ein Gefühl, das krank macht. Wir bringen Licht in das Thema.

Kennen Sie Einsamkeit? Einsamkeit ist im Verständnis von uns Menschen etwas, wovon jeder eine eigene Vorstellung und Wahrnehmung hat. 

Der Begriff Einsamkeit wird in der Alltagssprache unscharf definiert und unterschiedlich verwendet. Fragt man, wie sich Einsamkeit anfühlt, oder was Einsamkeit bedeutet, ist es für viele ein Gefühl von Traurigkeit, Angst, Leere oder von vollständigem allein und verlassen sein. 

Soziale Kontakte zu haben, sich mit anderen Menschen verbunden und sich unterstützt zu fühlen, ist sowohl für das Gleichgewicht der Gesellschaft wie für die Zufriedenheit, Wohlbefinden und Gesundheit der Menschen zentral! 

Im Gegensatz dazu sind Menschen dann gern alleine, wenn sie die Einsamkeit bewusst aufsuchen, zum Beispiel als Ausgleich zum hektischen Alltag, zum Loslassen oder neu sortieren. Einsamkeit ist dann selbst gewählt und wird als ein positiv empfundener Zustand wahrgenommen.

Formen und Definitionen von Einsamkeit

  • Existenzielle Einsamkeit: Existenzielle Einsamkeit wird als eine unerträgliche Leere, Traurigkeit und Sehnsucht definiert. Diese Einsamkeit kann auch als «Einsamkeit in Beziehungen» verstanden werden: Eine Einsamkeit, die man empfindet, wenn man sich von den Menschen um sich herum isoliert fühlt. Zum anderen kann existenzielle Einsamkeit auch als fehlender Sinn im Leben interpretiert werden; also eine Einsamkeit, die ausdrückt, dass man sich vom Leben entfremdet hat.
  • Einsamkeit als unerfüllte soziale Bedürfnisse: Die zweite Definition von Einsamkeit basiert auf der Grundannahme, dass Menschen ein Grundbedürfnis nach sozialen Bindungen haben. Bleibt ein Grundbedürfnis unbefriedigt, wird dies als negativ und schmerzhaft wahrgenommen. Dies zeigt sich unter anderem darin, dass im menschlichen Gehirn ähnliche Areale aktiv sind, wenn sich Menschen einsam fühlen und wenn Menschen körperliche Schmerzen erleben. (3) Zugleich ist die Nicht-Erfüllung des Grundbedürfnisses auch eine stark empfundene Aufforderung, den negativen Zustand schnellstens zu beenden. (2)
  • Einsamkeit als unerfüllte soziale Erwartungen: Die dritte, meist zitierte wissenschaftliche Definition von Einsamkeit, beschreibt Einsamkeit als eine unangenehme Erfahrung, die auftritt, wenn das Netz der sozialen Beziehungen einer Person in irgendeiner wichtigen Weise unzureichend ist, entweder quantitativ oder qualitativ. Im Kern dieser Definition stehen zwei Elemente, die miteinander verglichen werden: die gewünschten und die tatsächlichen sozialen Beziehungen.

Nach Prof. Dr. Maike Luhmann, Professorin an der Fakultät für Psychologie der Ruhr-Universität Bochum, gibt es in der Sozial-Forschung drei relevante Formen von Einsamkeit: (2)

Einsamkeit und sozialer Ausschluss sind starke Stressfaktoren, die mit vielen gesundheitlichen Problemen in Verbindung gebracht werden.

Gesundheitliche und soziale Folgen von Einsamkeit

In der Psychiatrie galt Einsamkeit lange als Symptom anderer psychischer Störungen. Heutigen Erkenntnissen zufolge muss man dieses Leid jedoch als eigenständigen Sachverhalt betrachten, der unterschiedlichste psychische wie physische Begleiterkrankungen auslösen kann: Die Zusammenhänge zwischen Einsamkeit und einer erhöhten Anfälligkeit für Depressionen, Suizidalität, Angststörungen (inklusive sozialer Phobie) oder einer höheren Wahrscheinlichkeit in ein Pflegeheim eingewiesen zu werden, sind heute dank zahlreicher wissenschaftlicher Studien gut belegt. (2) Wer einsam ist, erkrankt zudem häufiger als andere an Krebs, Herzinfarkt, Schlaganfall, oder Demenz. (4) 

weiterführende Informationen

Die wechselseitige Beeinflussung zwischen Einsamkeit und Psyche kann als ein Teufelskreis bezeichnet werden, bei dem sich psychische Erkrankungen und Einsamkeit aufschaukeln und eine gesundheitliche Negativspirale auslösen. Betroffene fühlen sich einsam und vermeiden vermehrt soziale Kontakte. Anstatt rauszugehen, bleibt man verstärkt zuhause und zieht sich zurück, wodurch sich das Gefühl der Einsamkeit und sozialer Isolation wiederum verstärkt.

Bei der Frage, wie Einsamkeit zu begegnen und zu bekämpfen sei, ist eine Einsicht zentral: Es gibt nicht die eine Antwort auf die Linderung eines subjektiven Leidens.

Was hilft gegen Einsamkeit?

Einsamkeit ist vielseitig und hat so viele Gesichter, wie es Menschen gibt, die sie verspüren. Zahlreiche Ursachen führen zu Einsamkeit und viele individuelle Biografien formen sie. Dennoch lassen sich einige allgemeine äussere Faktoren und insbesondere auch persönliche Ressourcen der Selbstwahrnehmung bestimmen, die helfen, Einsamkeit effektiv zu bekämpfen. 

Die Präventionsarbeit sowie die Akut-Hilfe der Heilsarmee im Bereich der Einsamkeitsbekämpfung stützen sich auf drei wesentliche Pfeiler: Selbstwirksamkeit, soziale Teilhabe und Inklusion. 

Mit konkreten Massnahmen wie individueller Unterstützung, Beratung und Begleitung in diesen drei Themenbereichen kann den Risiken von sozialer Isolation und Vereinsamung entgegengewirkt werden. Sie spielen eine entscheidende Rolle in den gesundheits- und gesellschaftsfördernden Massnahmen.

Drei Pfeiler gegen Einsamkeit

Selbstwirksamkeit Soziale Teilhabe Inklusion
Selbstwirksamkeit ist wichtig, da die Überzeugung einer Person, schwierige Situationen und Herausforderungen aus eigener Kraft erfolgreich bewältigen zu können, bei jeder Lösung eines Problems entscheidend ist. Einsame Menschen haben beispielsweise oft das Gefühl, dass sie keine Kontrolle über ihre sozial isolierte Situation hätten. Durch die Stärkung ihrer Selbstwirksamkeit können sie jedoch lernen, diesem Zustand gezielt entgegenzuwirken. (6) Soziale Teilhabe bezieht sich auf die Möglichkeit, aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen und dabei seine Rechte und Pflichten wahrnehmen zu können. Dabei geht es um die Schaffung von Rahmenbedingungen, die Chancengleichheit fördern und die Teilhabe erleichtern. Dies betrifft beispielsweise den Zugang zu Bildung, Arbeit, Gesundheitsversorgung oder Wohnraum. (9) Eine erfolgreiche Inklusion bedingt die Selbstverständlichkeit, dass jeder Mensch einen Anspruch auf gleichberechtigte Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft hat. Inklusion setzt auf ein Zusammenleben ohne Ausgrenzung, Diskriminierung oder Barrieren: Ob alt oder jung, beeinträchtigt oder nicht, jeder soll ein aktiver Teil der Gesellschaft sein können und ganz natürlich am gemeinschaftlichen Leben teilhaben dürfen. (10)

5 Tipps gegen Einsamkeit

Seiner Gefühle
bewusst sein
Erfüllende
Beziehungen
Auf Gesundheit
achten
Professionelle
Hilfe
Hobbys
nachgehen
Erste Schritte zur Linderung von Einsamkeit: sich selbst eingestehen, dass man einsam ist, darüber sprechen, Hilfe suchen. Soziale Beziehungen und das Gefühl der Verbundenheit fördern das Wohlbefinden und die Gesundheit und wirken Einsamkeit entgegen. Ein gesunder Lebensstil verbessert das allgemeine Wohlbefinden und fördert das Gefühl der Selbstwirksamkeit, was Einsamkeit vorbeugen oder reduzieren kann. Fachkundige psychologische Hilfe kann dazu beitragen, Strategien zu entwickeln, um Einsamkeit effektiv zu bewältigen. Gemeinschaftliche Aktivitäten bieten die Möglichkeit, neue Kontakte zu knüpfen, soziale Bindungen aufzubauen und der Einsamkeit entgegenzuwirken.

Quellen

  • (1) Brücker, Susanne (2022): Die gesundheitlichen, psychologischen und gesellschaftlichen Folgen von Einsamkeit. Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e.V. – Kompetenznetz Einsamkeit (Hrsg.).
  • (2) Luhmann, Maike (2022): Definition und Formen der Einsamkeit (PDF). Sozialpädagogik e.V. – Kompetenznetz Einsamkeit (Hrsg.).
  • (3) Eisenberger, Naomi I. (2012): The neural bases of social pain: Evidence for sharedrepresentations with physical pain. University of California, Los Angeles (Hrsg.).
  • (4) Rafnsson, Snorri Bjorn / Orrell, Martin / d’Orsi, Eleonora / Hogervorst, Eef / Steptoe, Andrew (2020): Loneliness, Social Integration, and Incident Dementia Over 6 Years: Prospective Findings From the English Longitudinal Study of Ageing. Published by Oxford University Press on behalf of The Gerontological Society of America (Hrsg.).
  • (5) Nünlist, Judith (2020): Interview mit Dr. Oliver Hämmig «Einsamkeit ist primär ein gesellschaftliches Problem.». Stiftung Heilsarmee Schweiz (Hrsg.).
  • (6) Bandura, Albert (1997): Self-Efficacy: The Exercise of Control. New York: Freeman.
  • (7) Bundesamt für Statistik (BFS) (Hrsg.) (2019): Einsamkeitsgefühl in der ständigen Wohnbevölkerung ab 15 Jahren, nach Migrationsstatus und verschiedenen soziodemografischen Merkmalen. Tabelle.
  • (8) Dittmann, Jörg / Goebel, Jan (2022): Einsamkeit und Armut. Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e.V. – Kompetenznetz Einsamkeit (Hrsg.).
  • (9) Bundesamt für Statistik (BFS) (Hrsg.) (2020): Wirtschaftliche und soziale Situation der Bevölkerung: Panorama.
  • (10) Eidgenössisches Departement des Innern (EDI) (Hrsg.). (o. J.): Übereinkommen der UNO über die Rechte von Menschen mit Behinderungen.

Wie Sie helfen können

Einsamkeit erkennen Zeit schenken Freiwilligenarbeit
Um Einsamkeit bei anderen zu erkennen, braucht es eine persönliche Sensibilisierung für das Thema. Einsamkeit ist keine Randerscheinung: also hinschauen, hinhören und bei Anzeichen von Einsamkeit versuchen zu helfen. Die einfache Geste, Zeit mit jemandem zu verbringen, kann die Last der Einsamkeit lindern und Trost spenden. Ein kurzes Gespräch über Alltägliches kann für Betroffene bereits einen hohen Wert haben. Bei der Heilsarmee haben Sie die Möglichkeit, sich freiwillig zu engagieren und gemeinsam mit uns Menschen zu helfen, die von Einsamkeit betroffen sind. Zusammen können wir Einsamkeit bekämpfen und Gemeinschaften stärken.