11. Europäisches Treffen der Heilsarmee gegen Menschenhandel in Riga
Vom 6. – 8. November 2024 war es wieder soweit: Die europäischen Kontaktpersonen gegen Menschenhandel trafen sich, um sich über ihre Arbeit in den jeweiligen Ländern auszutauschen.
Menschenhandel umfasst die verschiedensten Arten der Ausbeutung von Menschen und betrifft gleichermaßen Frauen, Männer und leider auch Kinder. In den verschiedenen Ländern der europäischen Zone sind die Schwerpunkte deshalb auch recht unterschiedlich.
Hier einige Beispiele:
- In Stockholm betreibt die Heilsarmee das Save Havens Trafficking Center und ist ein Zufluchtsort für ausgebeutete Menschen, darunter viele Migranten.
- In Polen gibt es ein Job Verification Program, durch das Menschen vor ausbeuterischen Arbeitsangeboten im Ausland (z.B. auch Deutschland) geschützt werden können.
- In Budapest hat die dortige Heilsarmee einen als Schutzort und Besprechungsraum umgebauten Van, der zu den Frauen auf dem Straßenstrich fährt. Die Frauen nutzen ihn sehr gerne zum Aufwärmen und Ausruhen. Dadurch kann man sehr gut mit ihnen ins Gespräch kommen.
- In Dänemark und Rumänien wird hauptsächlich präventiv gearbeitet, um Kinder und Jugendliche stark zu machen bzw. Frauen zu schulen, mit welchen Maschen Menschenhändler Frauen in die Prostitution zwingen.
- Menschen aus Moldawien arbeiten oft im Ausland, um mehr Geld zu verdienen. Ihre Kinder leben dann bei den Großeltern – und genau hier setzt die dortige Offizierin an. Sie macht mit den älteren Leuten Ausflüge, auch mit einem Escape-Van, und gibt währenddessen viele Informationen zu den Tricks, wie Menschenhändler an Kinder herankommen, weiter. Dies hat die Großeltern so empört, dass sie bald darauf selbst in Schulen gegangen sind, um dort Aufklärung zu leisten! Die Polizei schätzt die Arbeit der Heilsarmee sehr und bittet um weitere Aufklärung, besonders in Grenznähe.
Eine Freude war es, auch die Offizierin aus der Ukraine dabeizuhaben! Sie ist trotz des Krieges unermüdlich, sich dem Thema Menschenhandel und Zwangsprostitution zu widmen und präventiv zu arbeiten. Dass dies so wichtig ist, zeigen z.B. deutsche Bordelle, in denen die Zahl der ukrainischen Frauen stetig ansteigt!
Viele andere Themen bestimmten außerdem das Programm. Eine Mitarbeiterin von Save the Children in Finnland referierte über Cyber Grooming, eine Masche, bei dem sich Erwachsene in einem Chat als Jugendliche ausgeben und Kinder online zu sexuellen Handlungen animieren. Die dabei entstandenen Fotos dienen als Druckmittel, dies weiterzumachen und z.B. zu verhindern, sich bei den Eltern Hilfe zu holen.
Ein sehr schweres Thema war Spiritual and Ritual Abuse, geistlicher und sexueller Missbrauch getarnt als „Dämonenaustreibung“ bis hin zum Mord aus „geistlicher“ Überzeugung. Dies betrifft hauptsächlich Kinder, die der „Hexerei“ bezichtigt werden. Es war kaum zu ertragen, wie der christliche Glaube hier ausgenutzt und missbraucht wird, um Kinder zu Opfern zu machen!
Der Besuch in einem Sozialcenter in Riga, das einen Tagesaufenthalt für geflüchtete Menschen aus der Ukraine bietet; eine Studie über Survivors („Überlebende“) und ihre Erfahrungen in Einrichtungen der Heilsarmee; Gesprächsrunden und eine Podiumsdiskussion und natürlich Zeit zum Gebet rundeten das Programm ab.
Um auch mal auf andere Gedanken zu kommen, ging es in ein wunderschönes Restaurant in Rigas Altstadt. Das tat nicht nur dem Magen, sondern auch der Gemeinschaft untereinander sehr gut!
Angela Fischer
Nationale Kontaktperson Anti Human Trafficking