Herzlichen Glückwunsch zum 70. Geburtstag, Menschenrechte!

Werdet ihr das 21. Jahrhundert überleben?

Ein Statement von Dean Pallant, Oberstleutnant der Heilsarmee

 

Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (AEMR) wurde am 10. Dezember 1948 in Paris unterzeichnet. Dieser Anlass führt mich zu der provokanten Frage:

Herzlichen Glückwunsch zum 70. Geburtstag, Menschenrechte! Werdet ihr das 21. Jahrhundert überleben?

Vor wenigen Jahren wäre eine solche Frage lächerlich gewesen. Doch inzwischen haben wir einen weltweiten Anstieg von Populismus und einer „Ich-zuerst-Politik“ erlebt. Die Nationen wünschen sich vielleicht Menschenrechte für sich und ihre Freunde, denken aber immer weniger an Minderheiten und Ausländer.

Wir leben in einer Zeit, in der globale Wirtschafts- und Sozialsysteme rücksichtslos ein wahrhaft obszönes Niveau an Reichtum, Privilegien und Macht für eine winzige Minderheit schaffen, während das Einkommen, das die meisten Menschen zum Überleben brauchen, seit Jahrzehnten schrumpft. Siebzig Jahre nach der AEMR führen die unerfüllten Versprechen dazu, dass Menschen zynisch werden. Wie mir ein Mann aus Sambia vor ein paar Jahren sagte: „Rechte kann man nicht essen!“

In den letzten Jahren hat sich das Bekenntnis von Christen zu den Menschenrechten zu einem kontroversen Thema entwickelt. Das jüdisch-christliche Fundament, auf dem die AEMR errichtet wurde, ist erodiert. Wir können nicht mehr einfach die 30 Artikel der AEMR als Definition der Menschenrechte betrachten. Manche Kritiker sehen in ihnen einen „verkappten Individualismus, Säkularismus und politischen Imperialismus des Westens“. Trotz aller Skepsis vertrete ich die Ansicht, dass die Menschenrechte die Religion brauchen, um das 21. Jahrhundert zu überleben.

Denn aus säkularer, liberaler Sicht ist der Mensch unabhängig, einsam und schwach. Die Zukunft der Menschenrechte hängt aber davon ab, dass gläubige Menschen zeigen, das Menschsein eine viel reichere, vielschichtige Bedeutung hat. Christen glauben, dass jeder Mensch nach dem Bild Gottes geschaffen ist. Wir sind ganzheitliche Wesen mit Leib und Seele für Beziehungen. Wir sind für eine Bestimmung geschaffen, die bis in die Ewigkeit fortdauert. Mit diesem Verständnis des Menschseins sind wir besser in der Lage, die Menschenrechte als einen Teil von Gottes Geschenk an die Welt zu verstehen.

Die Welt wird irreparabel geschädigt, wenn die Menschenrechte nur dazu dienen, individuelle Rechte zu sichern. Wenn sie nur diesen Zweck haben, sollten sie absterben. Gelingt es den Menschenrechten jedoch, das Allgemeinwohl wieder in den Mittelpunkt zu rücken, dann müssen wir alle dafür kämpfen, dass sie wachsen und gedeihen. Und dazu gehört, dass diejenigen von uns, die bessergestellt sind – und das sind die meisten, die das hier lesen – gewillt sein müssen, Privilegien zugunsten der Schwachen aufzugeben.

 

Über den Autor:

Oberstleutnant Dean Pallant

ist Direktor der Internationalen Kommission
für Soziale Gerechtigkeit der Heilsarmee
mit Sitz in New York/USA.
 

Broschüre „Human Rights and The Salvation Army“ (Englisch)

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