Die Vision weitergeben

Juni-Brief der Generalin

Liebe Freunde,

kürzlich hatte ich auf einem Flug am frühen Morgen viel Zeit für meine persönliche Andacht. Dabei las ich unter anderem Psalm 105. Mir fiel auf, dass die ersten acht Verse ein wunderbares Muster für das Gebet sind. Der erste Satz bestimmt den Ton: „Dankt dem Herrn.“ Es ist so leicht, unsere Gebetszeit damit zu beginnen, dass wir unsere momentanen Gefühle ausdrücken. Je nach unserer Situation kann der Anfang unseres Gebets alles andere als erhebend sein. Doch welch ein Unterschied, wenn wir dem Rat des Psalmisten folgen! Den Namen des Herrn anzurufen kann eine ganze Gebetszeit in Anspruch nehmen, wenn wir die tiefe Bedeutung der Namen Gottes betrachten. Unsere „schlechte“ Laune verändert sich, wenn wir ihm singen, über ihn reden, seinen Namen rühmen und uns über ihn freuen, wenn wir nach ihm fragen, sein Angesicht suchen und Kraft finden.

Wir sind aufgerufen, an die Wunder zu denken, die er getan hat (Vers 5). Für viele von uns bedeutet das nicht nur, uns an Worte zu erinnern oder Ereignisse aufzuzählen. Vor unserem geistigen Auge sehen wir tatsächlich noch einmal die Orte, Anlässe oder Ereignisse, bei denen seine Gnade offensichtlich war. Manchmal isolieren wir „Vision“ als etwas, das übernatürlich ist und nur die Zukunft betrifft. Doch die Vision weiterzugeben bedeutet nicht nur Vorfreude und Erwartung, sondern auch die Freude über das, was bereits gesehen wurde.

Im April und Mai hat der Herr mir wieder gezeigt, dass er der Wunder-volle Gott ist. Die Zonale Konferenz Europa, eine Korpsversammlung in Portugal, Bestallungswochenenden auf den Philippinen und in Myanmar, Gottesdienste in Singapur, ein Kongress in Deutschland – all diese haben bei mir innere Bilder hinterlassen, die in meinem Gebetsleben für steten Nachschub an Dank sorgen. Alle belegen wieder einmal überzeugend, dass diese Einheit im Auftrag und in der Botschaft trotz aller Unterschiedlichkeit kein Hirngespinst ist. Ich sehe sie überall, wohin ich gehe. Lassen Sie mich ein Ereignis beschreiben, das dies verdeutlicht.

Die Heilsarmee wächst in Myanmar (Birma). Unsere Treffen am Wochenende fanden in einem Gebäude statt, das nur aus einem Dach bestand. Die Hitze von 40° C musste man ertragen. Mehr als 700 Salutisten hatten sich zur Weihe und Bestallung ihrer sieben Kadetten versammelt. Die mit der Ordination verbundene Feierlichkeit wird immer auch durch optische Elemente unterstützt. Das habe ich nie offensichtlicher oder bewegender erlebt als in Myanmar. Vorne auf der Bühne bot sich eine äußerst eindrucksvolle Kulisse. Die Seitenvorhänge waren in den Farben der Nationalflagge gehalten. Der große mittlere Vorhang aus rotem Samt wurde auf beiden Seiten von blauen Gardinen flankiert. Davor stand ein großes weißes Kreuz, von dem sich roter Tüll ergoss.

Die Kadetten des Jahrgangs „Verkündiger der Auferstehung“ schritten langsam vom hinteren Teil des Gebäudes her auf das Kreuz zu, wobei sie aufgeschlagene Bibeln in den Händen hielten. Im Hintergrund hörten wir das Lied: „Der Himmel zeugt von der Herrlichkeit des Herrn der Herrn.“ Ich kann diese Szene gar nicht angemessen beschreiben. Sie war so bewegend, dass viele von uns – erfahrene Offiziere, die schon viele Ordinationsfeiern erlebt haben – zu Tränen gerührt waren. Die Kombination von Ort (Myanmar), Anlass (Ordination), visueller Theologie (Kulisse), Musik und Hingabe (Kadetten) machte alles zusammen zu einem unvergesslichen, Wunder-vollen Segen. Und dann das ganze Wochenende über zu sehen, wie Kinder, Jugendliche und Erwachsene am Kreuz knieten und sich Gott weihten ... besser kann es gar nicht mehr werden! Die Hingabe der Salutisten an den Auftrag und die Botschaft war deutlich zu sehen.

Dank und Lob sind keine leeren Konzepte. Sie sind Antworten auf das, was Gott getan hat und weiterhin tut. UND wenn er in uns Bilder von solch gesegneten Ereignissen hinterlässt, dann können wir uns nur VORSTELLEN, was die Zukunft für uns bereithält.

Gott, bitte hilf uns zu sehen.

Mit den herzlichsten Segenswünschen

Linda Bond

Generalin

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