Heinrich Schmidt in Ruhestand verabschiedet
Bereits der Volksmund weiß, dass Musik jung hält. Und so merkt man auch dem 72-jährigen Musiksekretär der Heilsarmee Heinrich Schmidt das Alter überhaupt nicht an. Im Gespräch mit dem aus Solingen stammenden „Heini Schmidt“, wie seine engen Kollegen*innen ihn liebevoll nennen, lässt der Vollblutmusiker etwas von der rheinischen Frohnatur erkennen, ohne aber die Ernsthaftigkeit vermissen zu lassen, mit der er viele Jahrzehnte den Musikbereich der Heilsarmee geleitet hat.
Der Junge mit der musikalischen Begabung
Aufgewachsen ist Heinrich Schmidt in einer Familie mit langer Heilsarmee-Tradition und besucht bereits früh den Gottesdienst im heimischen Korps in Solingen. Durch seinen Vater, Kapellmeister im Korps, lernt er verschiedene Musikinstrumente kennen. So liegt es nicht fern, dass auch Heinrich schon früh seine Liebe zur Musik entdeckt. „Irgendwann“, so erzählt er, „hat zuhause das Kornett auf dem Stuhl gelegen und ich habe es ein paarmal versucht und festgestellt, dass mir das Spielen leichtfiel und ich schnell vorankam.“ Bald schon spielt er das Instrument ausreichend sicher und darf im Alter von nur acht Jahren in der Senior-Band mitspielen. Mit zwölf Jahren tritt der junge Heinrich dem Divisions-Korps West als festes Mitglied bei. 1971 wird er zum Kapellmeister in Solingen ernannt.
Ausbildung und musikalischer Weg
Heinrich Schmidt studierte Trompete bei Professor Helmut Schneidewind, Solotrompeter beim WDR Symphonieorchester. Bei Derek Smith, bekannter Kornettsolist und Kapellmeister der New York Staff Band, nahm er während seiner New York-Aufenthalte Unterricht in Kornettstilistik um sein Kornettspiel weiterzuentwickeln. 2004 holte Professor Uwe Köller, einer der Solisten des German Brass Ensembles, Schmidt an die Folkwang Universität der Künste in Essen, wo er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2012 als Lehrbeauftragter unterrichtete.
Die Vision eines Musikbereichs für die Heilsarmee
Bereits früh setzte sich Heinrich Schmidt für die Entwicklung des Musikbereichs in der Heilsarmee ein, zusammen mit seiner Frau Ulrike, Musiklehrerin, die ihn in seinen Vorhaben stets unterstützte. Eine besondere Leidenschaft entwickelte Heinrich für die Brass Band Tradition innerhalb der Heilsarmee. 1975 traten die Oberstleutnante Walter und Ursula Flade an ihn heran, um Heinrich für die Mitwirkung an der Musikerfreizeit in Plön zu gewinnen. Sie hatten sich immer wieder für den Start einer nationalen Musikerfreizeit engagiert und konnten den Beginn der Arbeit in Plön schließlich durchsetzen. „Ohne die unermüdlichen Anstrengungen des Ehepaars Flade“, sagt Heinrich Schmidt, „wäre in Deutschland so bald nichts in Gang gekommen.“ Neben dem weiteren Engagement in den Musikerfreizeiten in Plön ergaben sich Aufgaben in der Westdivision. So bekam Heinrich Schmidt die musikalische Leitung für die Musicals „Jesus Folk“ und „Weiße Rose“ übertragen.
Bald entwickelt der Musiker eine Vision für den Musikbereich und die Musikfreizeiten in der Heilsarmee. Die Verbindung von Musik, Gottesdienst und der Auseinandersetzung mit dem Glauben sollten allen Interessenten und Teilnehmern zugutekommen. Er halte es wie Martin Luther, so Heinrich Schmidt: Das Singen und die Musik sollen Teil des Lobpreises Gottes sein! Er wollte eine Sommermusikschule aufbauen, in der Musiktheorie, Gesang, Bibelarbeit und musikalische Früherziehung miteinander einhergehen. Heinrich selbst: „Der geistliche Teil der Sommerfreizeiten war uns allen sehr wichtig. Die neun Tage waren wie eine seelische Kur und erfassten alle Altersgruppen. Wir wollten die Heilsarmee nicht zumauern, sondern auch nach außen öffnen, sodass auch Externe teilnehmen konnten, vorausgesetzt, sie akzeptierten die Regeln: zum Beispiel Teilnahme an der Bibelarbeit und Verzicht auf Alkohol. Wir wollten auch offen sein für Leute, die mal zur Heilsarmee gegangen sind, aber aus irgendeinem Grund den Kontakt verloren hatten. Diese erneute Kontaktaufnahme hat sich bewährt.“
Auf die Frage, was ihn in dieser Zeit am meisten bewegt habe, gibt Heinrich an: „Das sind die vielen Gespräche. Ich habe außerhalb der Zeiten in der Sommermusikschule und besonders in den Jahren in Plön nie so intensive geistliche Gespräche geführt. Dies bestätigen mir auch die Majore Ingeborg und Olivier Chevalley immer wieder, seit vielen Jahren waren sie die geistlichen Leiter in der Sommermusikschule. Ich möchte ihnen an dieser Stelle auch für ihre Freundschaft und die gute Zusammenarbeit danken.“
Gründung der German Staff Band
Bald nach der Gründung fanden Musikschule und Musikbereich viel Zuspruch bei den jungen und älteren Salutisten, aber auch Ehemalige wurden gerne aufgenommen. Der Bereich entwickelte sich und es war möglich auch neue Leute anzusprechen. Im Jahr 1988 stellte Heinrich eine Gruppe von Blechbläsern für die Reise nach Scarborough in England zusammen. Auf dieser Reise entstand die Idee zur erneuten Gründung eines Stabsmusikkorps der Heilsarmee in Deutschland. Im Mai 1989 war es so weit. Das Stabsmusikkorps der Heilsarmee, die German Staff Band (GSB), war gegründet und konnte ihr erstes Konzert geben. Heinrich Schmidt wurde zum Kapellmeister ernannt. Im Laufe der Jahre gab es viele Höhepunkte, darunter zwei Konzerte in der Royal Albert Hall, Tourneen in die Schweiz nach Holland und Schweden, Konzerte bei den Nationalen Kirchentagen in Deutschland und Besuche in Heilsarmeekorps in Deutschland. Im vergangenen Jahr feierte die German Staff Band ihr 30-jähriges Bestehen mit einem Konzert in der Solinger Stadtkirche. Mit ihren Auftritten gelang es der GSB ganz nebenbei, die Heilsarmee auf den großen Bühnen national und international einem breiten Publikum vorzustellen.
1990 wurde Heinrich zum Territorialen Musiksekretär ernannt und bald darauf gründete er eine Musikabteilung am THQ in Köln und konnte ab 2005 in Zusammenarbeit mit Alexander Valerstein den Bereich „Musik und Gospel Arts“ aufbauen.
Bundesverdienstkreuz
Für seine ehrenamtliche und engagierte Arbeit für den Musikbereich in der Heilsarmee in Deutschland wurde Heinrich Schmidt 2005 vom Bundespräsidenten das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen. „Eine besondere Ehre sei ihm das gewesen, an die er in aller Bescheidenheit gerne zurückdenke“, so Heinrich. „Er habe die Auszeichnung vom damaligen Solinger Oberbürgermeister im Rahmen einer großen Feier erhalten.“ Neben seiner Familie konnte er 20 Personen als Gäste einladen. Sie waren wichtige Wegbegleiter für seine Arbeit. „Der richtige Moment um ihnen persönlich für alle Unterstützung zu danken.“
Danke für 30 treue Jahre als Musiksekretär
Nach 30 Dienstjahren als unermüdlicher Treiber und Visionär des Musikbereichs gibt Heinrich Schmidt nun seine Aufgabe des Musiksekretärs in der Heilsarmee auf und verabschiedet sich in den Ruhestand. Die Musiker der German Staff Band dürfen sich aber freuen, dass Heinrich Schmidt ihnen weiterhin als musikalischer Leiter zur Verfügung stehen wird.
Heinrich reflektiert in gewohnter Bescheidenheit: „Nicht jeder Tag ist von Sonnenschein gekrönt. Die Arbeit mit und am Menschen bringt manche Herausforderungen mit sich, aber sie lohnt sich. Die vielen Jahre Sommermusikschule und die vielen Konzerte, Kontakte mit Menschen – alles hat mich reich beschenkt und gesegnet, dafür bin ich Gott sehr dankbar!“
Oberst Hervé Cachelin, Territorialleiter der Heilsarmee in Deutschland würdigt Heinrich Schmidt mit den Worten: „Es gibt Menschen, die andere durch Ihre Begeisterung, Vision und Kreativität und andere ganz natürlich in ihren Bann ziehen und wichtiger noch für die Sache, für die sie einstehen, gewinnen. Zu diesen Menschen gehört ‚Heini‘ Schmidt. Die Heilsarmee Deutschland, und ganz besonders der Kreis der Musiker und Sänger, blickt mit Bewunderung und Dankbarkeit auf seinen bald 50-jährigen Dienst als Kapellmeister und seinen 30-jährigen Dienst als Territorialer Musiksekretär und als musikalischer Leiter der Sommermusikschule.
Wir sind dankbar, dass uns Kapellmeister Heinrich Schmidt jedoch weiterhin als Leiter der German Staff Band erhalten bleibt. Seine Aufgaben als Territorialer Musiksekretär werden Alexander Valerstein, dem Beauftragten für den Fachbereich Musik und Gospel Arts übertragen. Wir wünschen ‚Sascha‘ viel Kraft und Freude für seine erweiterte Aufgabe.“
Die Redaktion dankt Heinrich Schmidt für das angenehme Gespräch und wünscht ihm im Namen aller Kolleginnen und Kollegen der Heilsarmee alles Gute, Gesundheit und Gottes Segen auf allen seinen Wegen.