„Ich bekomme so viel Dankbarkeit zurück“
Manfred Rapp arbeitet seit vielen Jahren ehrenamtlich für die Heilsarmee Stuttgart
Lächelnd begrüßt Manfred Rapp die eintreffenden Gäste. Er fragt sie, wie es ihnen geht, hört ihnen zu und scherzt mit ihnen. Es ist Mittwochabend und der Abendtreff der Heilsarmee Stuttgart beginnt in wenigen Minuten. Manfred Rapp ist ehrenamtlicher Mitarbeiter im Korps Stuttgart und kennt bereits viele der Gäste, die für ein Abendessen und die Gemeinschaft in den Gemeindesaal in Bad Cannstatt eintreten.
„In den Jahren, die ich nun schon für die Heilsarmee arbeite, sind viele Beziehungen entstanden“, erklärt Manfred. „Ich unterhalte mich sehr gerne mit den Menschen und weiß von vielen hier, mit welchen Problemen sie zu kämpfen haben und was ihnen Freude macht.“ Angefangen hatte die ehrenamtliche Tätigkeit des 73jährigen mit dem Kontakt zu den beiden Gemeindeleitern der Heilsarmee Stuttgart, die Kapitäne Markus und Birgit Piechot. „Nachdem ich die Piechots kennen gelernt habe, hat sich bei mir ein Feuer entzündet“, entsinnt sich Manfred. Ihre Leidenschaft für bedürftige Menschen hat ihn so beeindruckt und inspiriert, dass er seitdem mehrmals die Woche seine Zeit opfert, um die Menschen von der Straße mit Lebensmitteln zu unterstützen und ihnen einen Ort des Willkommens zu bieten. Anfangs war das Team der Heilsarmee mit einem Bollerwagen auf den Straßen Stuttgarts unterwegs, bis Manfred vor über vier Jahren einen LKW zu einem Einsatzwagen ausbaute. „Im Laufe der Zeit habe ich den Wagen immer wieder umgebaut, um noch ein bisschen mehr Platz herauszuholen“, erzählt er lachend, „in so einem Einsatzwagen kann man nie genug Platz haben.“ Samstags und sonntags steht der Einsatzwagen unter der König-Karls-Brücke und versorgt wohnungslose Menschen, aber auch Menschen mit zu geringer Rente oder Einkommen mit Lebensmitteln und anderen wichtigen Utensilien.
„Ich möchte etwas zurückgeben“
Aus der Straßenarbeit heraus hat sich dann der Abendtreff entwickelt, als die Besucher der Lebensmittelausgabe genug Vertrauen in die Heilsarmee aufgebaut hatten, um sich in den Gemeindesaal einladen zu lassen. Dort verteilen Manfred und Markus Piechot nun Würstchen und Salat an die Besucher. Sie nehmen sich Zeit, mit jedem ein freundliches Wort zu wechseln. Manfreds Motivation, so viel Zeit für seine ehrenamtliche Arbeit zu investieren, ist die Dankbarkeit. „Ich selbst bin sehr dankbar. Ich habe ein Leben lang gut gelebt und habe nur wenige Rückschläge erleiden müssen. Ich möchte etwas von dem zurückgeben, was ich erhalten habe. Und mein Lohn ist wiederum die Dankbarkeit der Leute. Ich bekomme so viel Dankbarkeit zurück.“
Natürlich gibt es auch Herausforderung für Manfred und das Team. Die Schlangen an den Essensausgaben werden immer länger. „Oft stehen die Menschen schon um acht Uhr dort und warten, obwohl die Ausgabe erst um halb zwölf startet“, erzählt Manfred. Dann kann es zu Unruhen und Streitigkeiten in der Schlange kommen. „Es ist wichtig, dass wir immer ein Auge darauf haben und sofort eingreifen, bevor es eskalieren kann. Wir haben gelernt mit Ruhe aufzutreten und direkt deutlich zu machen, dass wir Beleidigungen oder Ähnliches nicht dulden. Dann legt sich der Streit auch schnell wieder und am Ende bekommt jeder seine warme Mahlzeit.“
„Mein Glaube ist die Grundlage für meine Arbeit“
Manfred Rapp ist Christ und setzt sich neben seiner Arbeit für die Heilsarmee auch seit zwölf Jahren für Hausgemeinden ein. In Schulungen und Seminaren coacht er die Gemeinden und gründet und fördert Zweierschaften unter dem Leitspruch von Jesus Christus aus Matthäus 18, 19-20: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, dort bin ich mitten unter ihnen.“ Dazu hält er gemeinsam mit seiner Frau Heide Vorträge auf der ganzen Welt. Sein Glaube ist auch die Grundlage für seine Begegnungen mit den Menschen auf der Straße. „Ich merke in den Einzelgesprächen mit den Menschen, dass sie Suchende sind und einige von ihnen bleiben nach der Lebensmittelausgabe noch zum Gottesdienst unter der Brücke“, erklärt er, „die Investition in jeden einzelnen Menschen ist spürbar und es lohnt sich, für jeden Menschen da zu sein.“
An Aufhören denkt der 73jährige noch lange nicht, obwohl er schon ein paar körperliche Einschränkungen hinnehmen musste. „Ich mach das hier so gerne. Es ist einfach mein Job geworden und ich habe das Gefühl, ich kann gar nicht mehr ohne. So lange ich körperlich noch kann, werde ich auch weiter machen“, verspricht Manfred und lächelt.
Ohne so viel ehrenamtliches Engagement wie die von Manfred Rapp und dem Team in der Heilsarmee Stuttgart, wären viele Projekte für bedürftige Menschen erst gar nicht möglich. Manfred macht deutlich, dass es nicht nur ein Geben ist, sondern man im Gegenzug auch so viel erhält: Gemeinschaft, Freude, Dankbarkeit und eine wertvolle und nachhaltige Aufgabe.