Kochen gibt Kraft

Ute Stache versorgt 1000 Menschen im Monat

Kochen hat etwas mit Kraft zu tun: Wenn Ute Stache den randgefüllten 50-Liter-Kochtopf vom Gasherd zum Ausguss schleppt, springen die Mitarbeiter zur Seite. Vorsichtig gießt die 64jährige die Kartoffeln ab, heißer Wasserdampf macht sich in der kleinen Küche breit. Heute gibt es Kartoffeln mit Quark und einer Scheibe Leberwurst. Aber zum Mittagessen im Tagestreff Reick ist noch gut eine Stunde Zeit. Einen Teil der Kartoffeln kippt Ute in einen Transportbehälter. Er ist für das Lindenhaus bestimmt, ein Wohnheim für junge Männer. Der Fahrer Mattias Thiel, ein ehrenamtlicher Mitarbeiter, wartet bereits im Flur. Er bringt die große Plastikbox mit seinem gelben Kleinwagen zum Lindenhaus.

Wer einkauft, überlegt vorab, was er kochen möchte. Bei Ute Stache ist das anders. Sie kocht mit den Zutaten, die Helfer aus dem Transporter in die Lagerräume des Tagestreffs schleppen: Gemüse, Kartoffeln, Wurst, Bohnen, Quark … und manchmal gibt es auch Fleisch. „Nudeln und Getränke müssen wir oft dazukaufen”, sagt Ute. Besonders teuer ist der Soßenbinder.  „Die große Packung kostet fast 100 Euro”, klagt die Köchin. Um die Lebensmitte zu holen, ist die Heilsarmee in Dresden viel unterwegs. Im Hof des Tagestreffs an der Reicker Straße steht ein silberfarbener Transporter. “Wir fahren täglich mehrere Supermärkte ab, um aussortierte Lebensmittel einzusammeln”, sagt Therese Obeck, die Leiterin des Standortes. Ohne diese Spenden gäbe es weder ein Mittagessen noch ein Frühstück im Tagestreff. Auch auf die Lebensmittelpakete und die Suppen, welche die Heilsarmee über ihren Einsatzwagen an den Brennpunkten in Dresden verteilt, müsste die Heilsarmee verzichten.

Um 12.30 öffnet sich im Tagestreff „Reicker Straße“ eine kleine Durchreiche, welche die Küche vom Gastraum trennt. Die Essensmarke kostet 2 Euro, viele Obdachlose bekommen die Mahlzeit umsonst. 72-mal wandert an diesem Tag im Dezember ein Tablett in den Gastraum. Viele Gäste wohnen um die Ecke, andere nehmen weitere Wege in Kauf. Es sind bedürftige Rentnerinnen und Rentner, Obdachlose und Drogensüchtige. Viele Gäste stammen aus Polen, Bulgarien und Rumänien. Für die sogenannten „EU-Ausländer“ gibt es oft keine Hilfe der Behörden.

Die Köchin Ute Stache hat bald das Rentenalter erreicht. Wie es im Tagetreff danach weiter geht, weiß auch Therese Obeck, die Leiterin, nicht genau. „Wir sind dringend auf Spenden angewiesen. Sonst können wir dieses Angebot nicht weiter aufrechterhalten.“ Über 1000 Mahlzeiten gehen hier Monat für Monat über die Theke. „Die Zahl der Mahlzeiten hat sich in den vergangenen zwei Jahren verdoppelt. Der Bedarf wächst“, sagt sie. „Mit diesen niederschwelligen Einrichtungen können wir Menschen versorgen, die unser Sozialsystem nicht mehr auffängt.“

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