Leuchtturm wirft Licht auf Osnabrück

Rund 80 Gäste feierten die Eröffnung des Begegnungscafés in der Johannisstraße.

Leutnantin Silvia Berger mit einer Leuchtturmtorte

Es ist für die Heilsarmee eine Rückkehr zu den Ursprüngen. Vor 1927 bis 1933 war in der gleichen Straße das erste Korps in Osnabrück untergebracht. Bereits damals war das Johannisquartier kein wohlhabendes Viertel. Wer heute, aus der nahegelegenen Innenstadt kommend, durch die Johannisstraße zum Café Leuchtturm läuft, sieht Nagelstudios, Imbisse, Ein-Euro-Shops und sogar eine Table-Dance-Bar. „Wir sind froh, dass es hier endlich wieder ein Café gibt“, sagt eine junge Frau mit einem Kinderwagen, die am Freitagvormittag vor dem Eingang stehen geblieben ist. Sie ist neugierig. Denn vor der Tür hat sich eine Menschentraube gebildet. Es wird geredet und gelacht. Die Frühlingssonne scheint. Rote Luftballons zeigen, dass hier, in der Johannisstraße 79, etwas Neues entstanden ist.

Rund 80 Gäste aus der Stadt sind zur Eröffnungsveranstaltung gekommen. Dean Pallant ist aus dem Territorialen Hauptquartier in Köln angereist. Der Oberst segnete das Café und sprach in seiner Predigt über das, was derzeit alle in Europa bewegt: den Frieden. Der sei keineswegs selbstverständlich. Wir müssten uns den Frieden immer wieder erkämpfen, er ist nicht selbstverständlich. Mit dem Begegnungscafé habe das Korps Osnabrück einen Ort geschaffen, an dem sich Menschen aus unterschiedlichen Nationen und Milieus in Frieden austauschen können. Das neue Café Leuchtturm werfe ein Licht in eine unvollkommene, dunkle Welt. 

Licht spielt im „Café Leuchtturm“ tatsächlich eine wichtige Rolle: Sechs große Fensterflächen sorgen für Tageslicht. Die Atmosphäre ist hell und freundlich. Auf der Theke im Foyer steht eine Vitrine mit Selbstgebackenen, daneben ein Aushang: Der Kaffee kostet 50 Cent, die Sahnetorte 2,50 Euro – Preise, nicht nur für den kleinen Geldbeutel, sondern auch für gute Qualität. Die Leiterin des Cafés, Leutnantin Silvia Berger, ist nämlich eine leidenschaftliche Hobby-Köchin: „Alles, was wir hier anbieten, ist selbstgemacht.” 

Seit 12 Jahren ist die Heilsarmee wieder in Osnabrück. Ein besonderer Fokus liegt bei der Arbeit mit Obdachlosen. Jeden Samstag ziehen zwei Ehrenamtler mit einem Bollerwagen durch die Stadt. Sie suchen das Gespräch mit den Menschen auf der Straße, bieten Hilfe und ein offenes Ohr an. Jetzt hat das Korps endlich eigene Räume und ein eignes Café, das natürlich auch für die rund 130 obdachlosen Bürgerinnen und Bürger in Osnabrück offensteht. „Wir möchten für alle im Quartier da sein. Die Menschen sind eingeladen, sich hier ungezwungen zu begegnen”, beschreibt Silvia Berger das Konzept.

Sie habe lange nach einem Ladenlokal in Osnabrück gesucht. Immer wieder gab es Angebote in der Johannisstraße, eine belebte aber bei Geschäftsleuten wenig begehrte Ecke. „Gott hat sich diese Straße ausgesucht“, sagt Silvia. „Ich möchte nun sehen, wie er diesen Ort verändert.“ Die Vorzeichen sind gut.  Mit den Vermietern hatte Silvia Berger bereits tatkräftige Unterstützer: Sie renovierten das Ladenlokal und bauten eine Behindertentoilette ein. Die Gerhard-Kuhlmann-Stiftung sorgte für eine großzügige Anschubfinanzierung, um das Projekt zu starten. Die Wulfhorst-Heiber-Stiftung spendete Mobiliar. Ein Team, bestehend aus etwa einem Dutzend Ehrenamtlern und einer Halbtagskraft, wird nun drei Tage in der Woche, von 14 bis 18 Uhr, das Café Leuchtturm bewirtschaften und natürlich auch das Gespräch mit den Gästen suchen. „Wir sind natürlich offen für Glaubensgespräche. Aber wir möchten das niemanden aufzwingen“, sagt sie. Alle zwei Wochen findet am Sonntagnachmittag ein Gottesdienst statt.

Silvia Berger möchte auch junge Familien mit einem Kindernachmittag ansprechen. Auf einer der Fensterscheiben des Cafés ist bereits ein Schimpanse mit einer Banane zu sehen. Er signalisiert unmissverständlich: Auch Kinder sind im Café Leuchtturm herzlich willkommen. „Mit der Zeit werden sich im Café hoffentlich feste Kreise bilden“, sagt Silvia. Vielleicht gelingt es uns, hier neue ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen.“ Denn ohne ihre Unterstützung - und ohne den Beistand Gottes – würde das Licht des neuen Leuchtturms schnell erlöschen.

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