Nachruf: Heilsarmee salutiert Generalin Eva Burrows (i. R.)

Am Freitag, dem 20. März 2015, ist Generalin Eva Burrows (i. R.) im Alter von 86 Jahren verstorben. Als bis dato zweite Frau überhaupt, leitete sie in den Jahren 1986 bis 1993 die weltweite Heilsarmee.

General André Cox, Leiter der internationalen Heilsarmee, schreibt: „Gemeinsam mit Salutisten [Heilssoldaten] weltweit danke ich Gott für das Leben, die Inspiration und der Leiterschaft von Generalin Eva Burrows. Ihr Vorbild hat das Leben von unzähligen Menschen beeinflusst und die Heilsarmee sehr geprägt. Ich salutiere einer wahren Dienerin Gottes!“

In Leipzig eröffnete Generalin Eva Burrows wenige Monate vor der Deutschen Wiedervereinigung das erste Korps (Gemeinde) in Ostdeutschland, nachdem die Heilsarmee seit dem Mauerbau 1961 in der DDR nicht zugelassen war.

Zur Würdigung des Lebens von Generalin (i. R.) Eva Burrows

Bald nachdem er die Nachricht erhalten hatte, dass Generalin (i. R.) Eva Burrows am Abend des 20. März 2015 zur Herrlichkeit befördert worden war, sandte der Stabschef (Kommandeur William Roberts) die folgenden Informationen an Heilsarmeeleiter weltweit, mit denen er die „Generalin des Volkes“, die 13. Internationale Leiterin der Heilsarmee, würdigte:

Eva Evelyn Burrows wurde am 15. September 1929 als Tochter von Heilsarmeeoffizieren in Newcastle, Australien, geboren. Während ihrer Studienzeit an der Queensland University in Australien beschloss sie, ihr Leben Gott im Dienst als Heilsarmeeoffizierin zu widmen. Nachdem sie im Mai 1950 den Bachelor of Arts mit Schwerpunkt Englisch und Geschichte erhalten hatte, ging sie ans William Booth Memorial Training College in London und wurde 1951 zur Heilsarmeeoffizierin ordiniert.

Ihre erste Bestallung erfolgte als Assistentin ins Korps Portsmouth Citadel in der Division Southampton and Channel Islands im britischen Territorium. Anschließend wurde Eva Burrows als Lehrerin ans Howard Institute, eine große Missionsschule der Heilsarmee in Rhodesien (heute Simbabwe) entsandt.

Während ihrer 14 Jahre am Howard Institute machte Eva Burrows sich besonders Gedanken über die Ausbildung von Lehrern für das Netz der Heilsarmee-Schulen in Simbabwe. So belegte sie in ihrem ersten Heimaturlaub einen Kurs zum Master of Education an der Universität Sydney und schrieb ihre Masterarbeit über die Ausbildung afrikanischer Lehrer in Simbabwe.

Nach ihrer Rückkehr ans Howard Institute übernahm sie als erste Frau die stellvertretende Schulleitung und wurde anschließend Rektorin des Usher Institute, eines Sekundarschul-Internats für Mädchen. Unter ihrer innovativen Leitung wurde das Usher Institute in Simbabwe als hervorragende Bildungseinrichtung für Mädchen bekannt.

1970 wurde Eva Burrows nach London versetzt, wo sie fünf Jahre lang am International College for Officers tätig war, zunächst als stellvertretende Direktorin und anschließend als Direktorin.

Besonders prägend für das Leben von Eva Burrows war ihre Tätigkeit als Leiterin des Sozialdienstes für Frauen in Großbritannien und Nordirland von 1975 bis 1977. Damals erlebte sie hautnah die Auswirkungen von Armut und Ausbeutung in den übervölkerten Großstädten Großbritanniens.

Im Januar 1977 wurde sie Territorialleiterin in Sri Lanka und musste sich an eine neue Kultur anpassen. In weniger als drei Jahren hatte sie in diesem überwiegend buddhistischen Land einen solchen Eindruck hinterlassen, dass The Ceylon Observer über sie schrieb: „Menschen wie Eva Burrows ehren jedes Land, in dem sie arbeiten. Die Heilsarmee arbeitet sehr pragmatisch und praktisch, und Eva Burrows ist ein Symbol der Haltung der Heilsarmee gegenüber den Armen und Demütigen.“

Im Dezember 1979 übernahm Eva Burrows die Arbeit der Heilsarmee in Schottland, die sie drei Jahre lang inspirierend leitete. Salutisten erinnern sich an den Elan und die Hingabe, mit denen sie sich ihrer Aufgabe widmete.

Nach 30 Jahren Offiziersdienst erhielt Eva Burrows am 1. Oktober 1982 ihre erste Bestallung als Heilsarmeeoffizierin in ihrem Heimatland. Von Melbourne aus war sie als Territorialleiterin für das Territorium Australien-Süd zuständig. Bedeutende und innovative Initiativen prägten ihren Leitungsstil in den nächsten vier Jahren. Ihr Einfluss war so groß, dass der Premierminister sie regelmäßig zu verschiedenen Themen nach ihrer Meinung fragte und um ihren Rat bat.

Am 2. Mai 1986 wählte der Hohe Rat Eva Burrows zum 13. General der Heilsarmee. Sie trat am 9. Juli 1986 die Nachfolge von General Jarl Wahlström an. Man schätzte besonders ihren energischen Leitungsstil, ihre ansteckende Begeisterung und ihre Unduldsamkeit gegenüber jeglicher Ineffizienz. Sie war der Mittelpunkt und das Symbol der Einheit und ihre vielfältige internationale Erfahrung qualifizierte sie hervorragend für diese Aufgabe.

Die Umstrukturierung der Heilsarmeearbeit im Vereinigten Königreich war ein kompliziertes Thema, das viele Jahre lang immer wieder im Gespräch gewesen war, und mit dem ihr eigenen Mut und großer Entschlossenheit nahm Generalin Burrows es sogleich in Angriff und brachte es zum Abschluss. Die offzielle Biografie General of God’s Army (Henry Gariepy) berichtet: „Die internationale Presse der Heilsarmee titelte Revolution, den Begriff hatte ihr Hauptarchitekt, Oberst John Larsson, geprägt. Mit dem ihr eigenen Mut, schrieb Larsson, hat die Generalin den grundlegendsten Verwaltungsumbau der Heilsarmee in ihrer 125-jährigen Geschichte in Gang gesetzt. Die Umstrukturierung des Internationalen Hauptquartiers der Heilsarmee und ihres britischen Territoriums war in der Tat revolutionär und radikal.“

Nach der Satzung der Heilsarmee hätte Generalin Burrows im Juli 1991 aus dem Amt scheiden müssen, doch infolge eines Prozesses, durch den die Amtszeit eines Generals verlängert werden kann, wenn mehr als zwei Drittel der aktiven Kommandeure diesem Vorschlag zustimmen, wurde Generalin Burrows gebeten, zwei weitere Jahre im Amt zu bleiben. Sie war damit einverstanden und behielt auf diese Weise nicht nur die Federführung über die frühe Entwicklung des neuen Territoriums Vereinigtes Königreich, sondern konnte auch eine weitere visionäre Initiative kraftvoll in die Wege leiten: die Rückkehr der Heilsarmee in eine Reihe von Ostblockländern, in denen sie zuvor einmal tätig gewesen war. Generalin Eva Burrows führte die Heilsarmee zurück nach Osteuropa, wo die Arbeit in der ehemaligen DDR, in der Tschechoslowakei, in Ungarn und selbst in Russland wieder aufgenommen wurde.

Generalin Eva Burrows wurde auf ihren weltweiten Reisen auf vielfältige Weise geehrt, nicht zuletzt durch mehrere Ehrentitel. Am australischen Nationalfeiertag (26. Januar) 1986 wurde sie zum Officer des Order of Australia (AO) ernannt. Die Begründung lautete: In Anerkennung des Dienstes für das zeitliche und geistliche Wohlergehen der Gesellschaft und für die soziale Gerechtigkeit als weltweite Leiterin der Heilsarmee. Am selben Tag im Jahr 1994 wurde diese Ehre mit einer ähnlichen Begründung zum Companion des Order of Australia (AC) angehoben. 1988 erhielt sie die Ehrendoktorwürde in Geisteswissenschaften der Ewha Womans University in Seoul und ebenfalls 1988 die Ehrendoktorwürde der Rechte von der Asbury Universität in den USA. Im Dezember 1993 erhielt sie die Ehrendoktorwürde in Philosophie von ihrer Alma Mater, der University of Queensland. Am 1. Januar 2001 wurde ihr eine Centenary Medal für ihren Dienst an der australischen Gesellschaft verliehen.

Doch durch ihre Bereitschaft, Zeit mit Einzelnen zu verbringen, unabhängig von deren Stellung, wurde Generalin Eva Burrows vielen als „Generalin des Volkes“ bekannt. Diesen Titel hat sie nicht gesucht, aber sehr geschätzt. Menschen waren die Leidenschaft von Eva Burrows. Ihr Interesse an Menschen auf jeder Stufe der Gesellschaft war keine professionelle Fähigkeit, die sie sich angeeignet hatte. Sie war ein integraler Bestandteil ihrer Persönlichkeit. Wenn sie jemanden einmal getroffen hatte, fiel es ihr nicht schwer, sich auch viele Jahre später noch an seinen Namen, sein Gesicht und seine Familiensituation zu erinnern. In ihrer Biografie Eva Burrows – Getting Things Done schrieb Wendy Green: „Sie braucht Menschen nur einmal zu treffen und weiß alles über sie. Sie erkennt sie wieder. Ordnet sie richtig ein. Als sie zur Generalin gewählt wurde, erhielt sie einen Telefonanruf von ihrem ehemaligen Lehrer, Mr. Adsett, einem ihrer Vorbilder. Sie erkannte seine Stimme sofort, nach fast 50 Jahren. Erwähnen Sie einen Ort, eine Person, und sie liefert Ihnen sofort einen zusammenfassenden Bericht darüber. Eva Burrows hat diese Begeisterung für Menschen und ihre Gabe, sich an sie zu erinnern, nie verloren.“

Bei ihren öffentlichen Auftritten verkündigte Generalin Burrows leidenschaftlich Jesus Christus. Hintergrund dafür waren ihre eigenen persönlichen Erfahrungen mit ihm, die sie folgendermaßen beschrieb: „Der Mittelpunkt und die Kraft meines Lebens ist Jesus Christus. Ich mache Jesus Christus groß und fordere alle Salutisten auf, sich so Christus zu weihen, dass sie ihn in der heutigen Welt machtvoll bezeugen können.“ Ein anderes Mal erklärte sie: „Ich predige nicht das Christentum; ich predige Christus, den lebendigen Heiland.“

Dr. Billy Graham, mit dem Generalin Burrows eine herzliche Bekanntschaft verband, sagte über sie: „Generalin Eva Burrows gehört zweifellos zu den geachtetsten und einflussreichsten christlichen Leitern unserer Zeit. Sie ist auch eine sehr warmherzige Person, voll selbstlosem Mitgefühl, mit einem ungewöhnlichen Weitblick und tiefer geistlicher Hingabe. Sie verkörpert den geistlichen Einsatz und die Hingabe, die zur Gründung der Heilsarmee durch William und Catherine Booth vor über 100 Jahren führten.“

Generalin Eva Burrows trat im Juli 1993 ihren wohlverdienten Ruhestand an, trat aber kaum kürzer. Sie unternahm weiterhin viele Reisen in alle Welt und brachte sich, wenn sie nicht unterwegs war, als aktive Heilssoldatin im großstädtischen Heilsarmeekorps in Melbourne, Australien, ein. Dort besuchte sie nicht nur die Sonntagsgottesdienste, sondern kümmerte sich unter der Woche um obdachlose Jugendliche, leitete Bibelstunden und war, was sie immer gewesen war, eine gute Soldatin Jesu Christi. Zudem war sie von 1995 bis 2005 im Vorstand der Internationalen Bibelgesellschaft (International Bible Society, IBS) tätig.

In den letzten Monaten begann die körperliche Kraft Eva Burrows nachzulassen, doch ihr scharfer Verstand, ihr geistlicher Elan und ihr unverwüstlicher Kampfgeist blieben ungebrochen. Bis ans Ende ihres irdischen Weges blieb Eva Burrows ein erstaunliches Vorbild und eine Inspiration für alle, die das Vorrecht genossen, an ihrem Leben Anteil zu haben. Wir danken Gott für das Leben von Generalin Eva Burrows und für das, was ihr Dienst im Namen Christi bei so vielen Menschen weltweit bewegt hat. Wir denken im Gebet an ihre Angehörigen und Freunde.

Generalin Eva Burrows, eines von neun Kindern von Major Robert und Frau Major Ella Burrows, hinterlässt eine Schwester, Margaret Southwell, und zahlreiche Neffen, Nichten, Großneffen und Großnichten, die ihr alle sehr viel bedeutet haben.

Überlassen wir das letzte Wort ihrem offiziellen Biografen, dem verstorbenen Oberst Henry Gariepy: „Generalin Burrows, Sie überragen Ihre Generation als eine der größten Führungspersönlichkeiten der Heilsarmeegeschichte, eine Leiterin mit Vision, die die Heilsarmee dorthin führte, wohin sie sich zuvor noch nicht gewagt hatte.“

Salutisten der Welt, salutieren Sie mit mir einem unserer großen Heilsarmeeleiter der jüngeren Zeit, Generalin Eva Burrows. Gut gemacht, Dienerin Gottes!

Übersetzt aus dem Englischen: www.salvationarmy.org/ihq/news/inf220315

Auch diverse Medien weltweit würdigten das Leben Eva Burrows, u.a. die New York Times:
www.nytimes.com/2015/03/25/world/europe/eva-burrows-salvation-army-leader...

 

Klicken Sie hier, um einen Videozusammenschnitt und weitere Dokumente von der Gedenkfeier anzusehen, die am 31.03.2015 in Melbourne, Australien stattfand.

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