Neuer Einsatzwagen in Berlin
Hilfe für Menschen in Not
Lange Warteschlangen vor der wöchentlichen Lebensmittelausgabe des Einsatzwagens der Heilsarmee zeugen davon, wie viele Menschen auch in Berlin auf zusätzliche freiwillige und soziale Hilfen angewiesen sind. Drastisch gestiegene Lebenshaltungskosten zwingen immer mehr Menschen in die Armut. Dem wollen wir mit einem neuen Einsatzwagen entgegenwirken.
Eine großzügige Spenderin, die anonym bleiben möchte, stellte einen sechsstelligen Betrag für die Anschaffung eines neuen Einsatzwagens bereit. Das war dringend notwendig, denn zum einen hat der alte Diesel Sprinter nach 15 Jahren im Einsatz seine Altersgrenze erreicht und zum anderen brauchte es mehr Kapazität, um dem wachsenden Hilfebedarf gerecht zu werden.
Mitte September konnte der neue Renault Master nach mehrmonatiger Umrüstzeit aus dem Werk der Firma Borco Höhns GmbH abgeholt werden. Eine vollumfängliche Küchenausstattung macht die Aufbereitung und Ausgabe von warmen Mahlzeiten für ca. 120 Personen möglich. Der emissionsarme Elektroantrieb ist zukunftsweisend und daher für den Einsatz in urbanen Gebieten geeignet. Auch für den Katastrophenfall ist der Einsatzwagen gerüstet. In Notfällen will das Team über die Grenzen Berlins hinaus Einsatzkräfte mit Lebensmitteln, Decken und medizinischen Hilfsmitteln versorgen oder seelsorgerische Unterstützung leisten.
Gemeinsam gegen soziale Ungerechtigkeit
Um dieses Projekt möglich zu machen, haben viele Menschen zusammengearbeitet, mit dem Ziel, gegen die soziale Ungerechtigkeit vorzugehen und Menschen zu helfen. Neben der anonymen Spenderin ist es auch der Firma Borco Höhns GmbH zu verdanken, dass dieser Einsatzwagen am Donnerstag eingeweiht wurde. „Dieser Einsatzwagen ist ein Unikat", erklärt Carsten Goetz, Mitglied der Geschäftsleitung. Gemeinsam mit Korpsleiter Oberstleutnant David Bowles wurde er so konstruiert, dass er genau auf die Bedürfnisse der Einätze der Heilsarmee in Berlin zugeschnitten ist. Zudem spendete die Firma Borco Höhns zehn Prozent des Preises. „Wir haben von dem Projekt erfahren und haben uns daraufhin über die Heilsarmee informiert. David Bowles hat uns dann von den Menschen hier in Berlin erzählt, die es nicht so gut im Leben haben und die unterstützt werden müssen. Das hat das Herz berührt. Uns wurde klar, dass das hier ein Projekt ist, das Früchte tragen kann und da möchten wir dabei sein, Gutes tun und unser Möglichstes tun, um das zu realisieren" so Carsten Goetz.
Am Donnerstag, 28. September, wurde der neue Einsatzwagen der Heilsarmee Gemeinde und Jörn Oltmann, Bezirksbürgermeister von Tempelhof-Schöneberg, vorgestellt. Die Heilsarmee Berlin und das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg arbeiten seit vielen Jahren gemeinsam an der Verbesserung der Lebenssituation bedürftiger Menschen im Bezirk. Im Rahmen des „Netzwerkes der Wärme“ hat das Einsatzteam der Heilsarmee Berlin in diesem Jahr 36 Tausend Euro an Zuschüssen vom Bezirksamt erhalten, um einen Teil der Kosten für Lebensmittel oder Hilfskräfte abzudecken. Auch wurde die Ausrüstung des neuen Einsatzwagens von dem Geld mitfinanziert. „Das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg unterstützt die Heilsarmee Berlin bei der Essensausgabe für Bedürftige,“ erklärt Jörn Oltmann, „die langen Warteschlangen vor dem Einsatzwagen zeigen, wie viele Menschen auf die Hilfe angewiesen sind und wie wertvoll die größtenteils ehrenamtliche Arbeit der Heilsarmee ist.“
Nicht nur der Bezirksbürgermeister bewunderte am Donnerstag die sehr gute Ausstattung des Einsatzwagens, auch einige Mitglieder des Korps Berlin Südwest bestaunten das Auto. „Wir finden den Einsatzwagen sehr sehr toll, und zwar deshalb, weil er energiesparend fährt und weil er im Vergleich zum vorigen Fahrzeug länger und breiter ist. Es lässt sich mehr verstauen, mehr mitnehmen. Und es lässt sich mehr Essen für die Menschen zubereiten. Eine wirklich einmalig schöne Verbesserung", so das Ehepaar Rainer und Ingrid Giaretta
Wöchentlich in Berlin unterwegs
Am Donnerstagabend war es dann endlich soweit. Der neue Einsatzwagen wurde am Kottbusser Tor auf die Probe gestellt. Das Einsatzteam der Heilsarmee fährt mehrmals wöchentlich verschiedene Brennpunkte in der Stadt an, um arme und sozial benachteiligte Menschen mit einer frisch zubereiteten, warmen und kräftigenden Suppe zu versorgen. Ein Teil der Lebensmittel kommt von der Berliner Tafel, mit der die Heilsarmee seit Jahren eng zusammenarbeitet. Auch Tee oder warme Decken gibt das Team bei Bedarf aus. „Dabei geht es mehr, als um ein Butterbrot“, sagt David Bowles, „viele der Besucher kommen regelmäßig an die Ausgabestellen. Aus flüchtigen Begegnungen sind feste Kontakte entstanden. Viele schenken uns ihr Vertrauen und teilen ihre Sorgen und Nöte mit uns. Dafür sind wir sehr dankbar.“ Bowles betont, wie wichtig es ist, den Menschen auf Augenhöhe zu begegnen. Die Meisten seien ohne eigenes Verschulden, durch unglückliche Umstände, Krankheit oder Arbeitslosigkeit in die Obdachlosigkeit geraten. Mit der daraus folgenden Trauer, Aussichtslosigkeit oder Verzweiflung werden viele nicht fertig und enden auf der Straße. „Aber wir helfen jedem, der zu uns kommt!“
Am Donnerstagabend kamen einige Menschen, um sich am Einsatzwagen eine warme Suppe, Obst und Gemüse und freundliche Worte des Teams zu holen. Selbst, als das Team nach zwei Stunden zusammenräumte, kamen immer wieder neue bedürftige Menschen und baten um Essen. Der große Topf mit Suppe wurde mehrmals wieder geöffnet, um ihnen zu helfen. Das Fazit des Teams ist ausschließlich positiv. „Es ist viel mehr Platz in dem neuen Einsatzfahrzeug. Wir können dort gut zu dritt arbeiten, wenn viel Betrieb ist sogar zu viert. Das ging vorher auf keinen Fall und es war viel zu eng", resümiert Daniel Springer, ehrenamtlicher Mitarbeiter der Einsatzteams.
Seit 25 Jahren macht die Heilsarmee in Berlin bereits die mobilen Einsätze. Derzeit fährt das Einsatzteam zweimal pro Woche raus und verteilt jedes Jahr rund 5 – 6.000 warme Mahlzeiten zum Beispiel am Ostbahnhof, am Alexanderplatz und am Kottbusser Tor. Doch auch an anderen Orten halten sich obdachlose, arme, einsame und alte Menschen oder drogenabhängige Personen auf. Mit dem neuen Einsatzwagen, plant Bowles, könne das Team zukünftig bis zu viermal pro Woche rausfahren und im Jahr rund 12.000 Mahlzeiten in Berlin verteilen.