Oft unterschätzt: Ehrenamtliche in der Flüchtlingshilfe

Wie die Heilsarmee und Ehrenamtliche in Berlin Zusammenarbeiten

David Bowles (Heilsarmee) und Ekki, freiwilliger Helfer und Koordinator in Berlin.

„Wir sind einfach da“ sagt Ekki, einer der Koordinatoren im Schichtdienst. Er und weitere 15 Freiwillige stehen jeden Tag am Bahnhof am Südkreuz in Berlin. Der 38-Jährige ist einer von drei bis vier Koordinatoren und hilft seit Beginn der Krise, um der Not der flüchtenden Ukrainer zu begegnen. Normalerweise ist Ekki für einen Streaming Anbieter tätig, doch dank seines Chefs kann er für die Flüchtlingshilfe Sechs-Stunden-Schichten übernehmen. Und seine Hilfe wird, wie die der anderen Mitarbeiter, dringend benötigt. Die ankommenden Flüchtlinge kämpfen neben dem Verlust ihrer Heimat und traumatischen Erlebnissen auch mit Erkrankungen und Verletzungen. Zum Beispiel musste ein tiefer Schnitt in den Finger versorgt werden und ein Mann lag mit einer Schusswunde am Boden. Zu den immer neuen Herausforderungen kommt für die Helfer noch die Koordination von Nothilfeübernachtungen und Informationsweitergabe der Hilfesysteme hinzu.

Das Team am Bahnhof Südkreuz registriert die Geflüchteten, stellt Medikamente, Lebensmittel und Sachen des täglichen Bedarfs, wie zum Beispiel Hygieneartikel zur Verfügung, vermittelt Unterkünfte und spendet Trost. Ein wichtiger Teil der Arbeit ist auch die Aufklärung der Gefahren während der Flucht. So wird darauf hingewiesen, keine zweifelhaften Hilfsangebote anzunehmen, die die Notsituation der Menschen ausnutzen wollen. Alle arbeiten dort ehrenamtlich, es sind Angestellte, Studenten, junge und alte Menschen dabei. Keiner ist geschult, doch jeder gibt sein Bestes und packt an, wo es gerade gebraucht wird. Dennoch fehlen Materialien, um noch besser helfen zu können. Ekki erklärt: „Was wir dringend brauchen, ist ein Zelt, damit sich die Flüchtlinge für ein paar Stunden zurückziehen und ausruhen können. Derzeit nutzen sie die Bänke unter den zwei Pavillons, die die Heilsarmee gekauft und hier aufgestellt hat.“

„Aber wer kauft mal eben ein paar Heizpilze oder Strahler für 276 Euro?“

Die Temperaturen sind in diesen Tagen nur ein paar Grad über dem Gefrierpunkt, auch tagsüber frieren Betreuer wie Flüchtlinge nach einer Weile. Die Helfer haben kein Geld, um solche Anschaffung leisten zu können, aber sie bringen ihre Zeit und ihr Engagement mit. Auch Heizstrahler könnten viel bewirken, um sich hin- und wieder zu wärmen. „Aber wer kauft mal eben ein paar Heizpilze oder Strahler für 276 Euro im Baumarkt? Das macht dann die Heilsarmee“, resümiert Oberstleutnant David Bowles, Leiter der Heilsarmee Berlin-Südwest, nur eine S-Bahnhaltestelle weiter. Er und sein Team kommen regelmäßig vorbei und schauen, ob die Ehrenamtlichen Unterstützung brauchen, die sie selbst nicht leisten können. Sie waren es auch, die Pavillons, Tische und Bänke besorgt und aufgebaut haben, damit sich die Flüchtlinge für die Dauer des Aufenthalts ausruhen und eine Rast einlegen können.

Auch im Korps Berlin-Südwest hat ein Team von haupt- und ehrenamtlichen Helfern der Heilsarmee derzeit 17 Personen aus der Ukraine aufgenommen. Drei Erwachsene und 14 Kinder. Insgesamt ist Platz für bis zu 25 Personen in der Notunterkunft. Gemeinsam mit dem Korps (Gemeinde) und der Kita Volltreffer der Heilsarmee sorgen sie für Unterkunft, Kleidung, Mahlzeiten und sind einfach für die Menschen da. Wenn Flüchtlinge am Südkreuz ankommen und eine Notübernachtung brauchen, können diese dann von der Heilsarmee in Friedenau aufgenommen werden.

Abends um 19 Uhr bespricht sich das Einsatzteam der Heilsarmee und reflektiert die Lage. Was wird an Spenden gebraucht, wo werden Ehrenamtliche gebraucht, wer wäscht die Schlafsäcke, in denen übernachtet wird? Was muss für den nächsten Tag eingekauft werden? Es gibt viel zu tun. David Bowles berichtet von einer unverhofften Spende einer Korpsbesucherin von über 2.000 Euro. Das ist sehr wertvoll, denn jetzt fallen hohe Kosten an: für die Anschaffung der Feldbetten, Handtücher, Schlafsäcke (wenn sie nicht gespendet wurden), Hygieneartikel und Lebensmittel für derzeit 17 Personen. Aber auch die Ausgaben für Strom, Heizung, Wasserverbrauch sind enorm gestiegen. Weitere drei Personen haben David und Marsha Bowles in ihrer Wohnung untergebracht, so wie das viele Bürger derzeit tun, die irgendwie etwas Platz auftreiben können.

Lesen Sie mehr über die Ukraine-Hilfe der Heilsarmee

Einen Überblick über die Hilfsangebote der Heilsarmee für ukrainische Flüchtlinge erhalten Sie unter:

heilsarmee.de/nothilfe-ukraine

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