„Nie mehr dasselbe“

Osterbotschaft der Generalin

Vor mehreren Jahren hörte ich im Sonntagmorgengottesdienst eines Heilsarmeekorps (Gemeinde) einen unserer Leiter predigen. Es war keine typische Predigt, ja, sie schien im Blick auf diesen erfahrenen Prediger zu einfach. Aber Englisch war nicht seine Muttersprache, und so nehme ich an, dass er angesichts der Englisch sprechenden Zuhörerschaft auf Nummer sicher gehen und sich nicht zu theologisch ausdrücken wollte, sonst hätte er Wörter verwenden müssen, die ihm nicht vertraut waren. Er erzählte einfach Geschichten über Jesus. Es war vielleicht keine Predigt, die ihm den Preis für den besten Prediger eingebracht hätte, aber eine, die mich zu Tränen rührte und für mich eine unvergessliche Erfahrung war.

Solche Geschichten dienen nicht nur als kraftvolles Predigtmaterial, sondern bilden auch das Herz christlicher Musik. Die Heilsarmee, wie die meisten christlichen Kirchen, liebt es, von dem zu singen, was sie glaubt. Geschichten über Jesus, in Musik umgesetzt, bleiben für immer in unserem Gedächtnis haften. Wenn wir sie singen, sehen wir uns immer wieder dazu herausgefordert, über Jesus, sein Leben und Sterben, seinen Tod und seine Auferstehung nachzudenken; und darüber, was dies alles uns heute bedeutet.

Immer wieder geht mir die Zeile eines Osterliedes durch den Kopf, in der es so etwa heißt: „Ich war allein auf dem Weg, bedrückt von der Last, Jesus kam zu mir, ging mit mir den Weg." Diese Worte beschreiben ein Ereignis aus Lukas 24. Und sie sprechen auch heute kraftvoll zu uns. Die Geschichte handelt von zwei Jüngern Jesu, die mit zerschlagener Hoffnung heimkehrten. Das Grauen der Kreuzigung hätte genügt, um jeden zu erschüttern. Aber wenn sie an jemandem vollstreckt wurde, den man liebte und der nicht nur unschuldig war, sondern den man für vollkommen hielt – wie sollte man das verstehen? Die Trauer der beiden Jünger wurde dadurch vertieft, dass sie geglaubt hatten, Jesus sei ihr Messias, die Hoffnung für ihre Welt. Das Licht, auf das sie so lange gewartet hatten, war ausgelöscht. Es gab nur noch Finsternis und Verzweiflung. Sie waren von dieser schrecklichen und unerwarteten Wende überwältigt, erdrückt; ihre Sicht war verdunkelt.

Vielleicht ergibt diese christliche Geschichte für viele, die diesen Artikel lesen, keinen Sinn: Gott liebt uns so sehr, dass er seinen Sohn auf die Erde schickt. Jesus kommt in Menschengestalt, als „Kind in der Krippe", lebt ein beispielhaftes Leben, heilt, predigt, wirkt Wunder. Dann stirbt er den Tod eines Verbrechers, lädt unsere Sünde auf sich und bricht ihre Macht durch sein Opfer. Durch ihn ist die Beziehung zu Gott wiederhergestellt, und durch ihn können wir Vergebung, Freiheit und Leben in Fülle erfahren. Und die wahrscheinlich größte Herausforderung ist zu glauben, dass er wieder zum Leben auferstand und leiblich seinen Nachfolgern erschien. Kein Geist, keine Erscheinung, sondern ein wahrhaft lebendiger Jesus! Tun Sie diese Tatsachen bitte nicht einfach als abstrus oder unbedeutend ab. Halten Sie sie wenigstens diesen Augenblick lang für wahr. Keine Fiktionen, sondern Fakten.

Hier, in Lukas' Geschichte, nimmt sich der Herr, der Retter der Welt, der auferstandene Jesus, Zeit, mit zwei erschütterten Menschen einen einsamen Weg zu gehen: Er will ihnen die Augen öffnen und ihnen Grund zu neuer Hoffnung geben. Dieser gleiche, lebendige Jesus umspannt die Zeiten. Er geht heute mit Ihnen den Weg, hofft, dass Sie Ihre Augen öffnen, um ihn zu sehen, Ihre Ohren, um ihn zu hören und Ihr Herz, um ihn aufzunehmen.

Vielleicht beschreibt der Liedvers „Ich war allein auf dem Weg, bedrückt von der Last" Ihre heutige Verfassung. Allein ist nicht zahlenmäßig gemeint. Sie und ich kennen Zeiten, in denen wir von Menschen umgeben waren und uns allein fühlten. Wir empfanden eine Einsamkeit, eine Leere, die alle Menschen dieser Welt nicht hätten füllen können. Das Gewicht auf unseren Schultern, die Lasten, die wir trugen, schienen uns von dem Lachen und der unbeschwerten Gemeinschaft zu trennen, welche die anderen erfuhren. Vielleicht trugen Krankheit, finanzielle Sorgen, familiäre Probleme, Abhängigkeiten, Versagen oder uns von anderen auferlegte Grenzen dazu bei, dass Träume unerfüllt blieben. Möglicherweise fühlten wir uns vom Leben und von den Menschen enttäuscht.

Liebe Freunde, Ostern handelt vom Leben, vom Leben mit seinen Tragödien und Triumphen. Sie brauchen nicht zu verzweifeln. Sie müssen kein Theologe sein, um Jesus zu verstehen. Lassen Sie die Geschichte Jesu Ihre Geschichte sein. Jesus selbst ist bei Ihnen. Er kommt zu Ihnen, wie das Lied es sagt. Er hält sich nicht auf Distanz, um Sie wegen Ihrer Depression oder Ihrer begrenzten Erwartungen zu bestrafen. Überhaupt nicht! Er starb für Sie und glaubt an Sie. Er möchte, dass Sie an ihn glauben, ihn als ständigen Begleiter, als Ihren Erlöser, sehen. Bauen Sie dafür nicht auf mein Wort. Bauen Sie auf seines – und Ihr Leben wird nie mehr dasselbe sein.

Generalin Linda Bond
Internationale Leiterin der Heilsarmee

Herzlichen Dank an Wodicka für das Foto.

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