Trauerbegleitservice –
Interview mit Majorin Preuß
„Trauernde nicht allein lassen“
Seit rund 25 Jahren gibt es den Trauerbegleitdienst der Heilsarmee. Majorin Annette Preuß erklärt, was hinter dem Briefservice steckt und wie er trauernden Menschen hilft.
Majorin Preuß, was genau ist der Trauerbegleitdienst der Heilsarmee?
Annette Preuß: Den Trauerbegleitdienst gibt es seit rund 25 Jahren. Er unterstützt Menschen, die sich in einem Trauerprozess befinden. Sie erhalten ein Jahr lang alle vier bis sechs Wochen einen Brief, der Themen aufnimmt, die die meisten Trauernden beschäftigen. Es geht zum Beispiel ums Loslassen und um Erinnerungen, aber auch darum, wie man nach dem Verlust eines Menschen die Zukunft weiter gestalten kann.
Wie können solche Briefe helfen?
Wer einen lieben Menschen verloren hat, fühlt sich oft einsam und verlassen. Da kann es schon hilfreich sein, überhaupt Post zu bekommen und zu erleben, dass jemand an einen denkt. Die Inhalte der Briefe geben Trost und Impulse für die Bewältigung der eigenen Trauer. Die Empfängerinnen und Empfänger spüren, dass sie eben nicht ganz allein sind, sondern dass es Menschen gibt, die ungefähr wissen, wie es ihnen geht und sie in der schwierigen und schmerzhaften Trauerphase unterstützen. Das kann sehr tröstlich sein und neuen Mut geben.
Der Trauerbegleitdienst ist aber kein Austausch- oder Beratungsangebot, richtig?
Das stimmt. In der Regel setzen sich die Menschen, die den Trauerbegleitdienst in Anspruch nehmen, eigenständig mit den Briefen auseinander. Die meisten empfinden das als großes Plus des Angebots: Sie möchten nicht ‚betüddelt‘ werden, sondern selbstbestimmt und eigenverantwortlich durch ihren Trauerprozess gehen. Die Briefe nutzen sie als Unterstützung. Wer persönliche Beratung möchte, kann sie aber selbstverständlich bekommen – direkt bei mir oder in einer Heilsarmee-Gemeinde.
Können nur Angehörige der Heilsarmee den Trauerbegleitdienst nutzen?
Nein, keineswegs. Das Angebot ist für alle offen und wird momentan sogar überwiegend von Menschen in Anspruch genommen, die nicht der Heilsarmee angehören. Meist sind sie online auf den Begleitdienst aufmerksam geworden, haben in einer Einrichtung der Heilsarmee davon gehört – oder eine Empfehlung von jemandem bekommen, der den Dienst schon genutzt hat.
Sie erwähnten eingangs, dass der Trauerbegleitdienst 25 Jahre alt ist. Hat er sich im Laufe der Jahre verändert?
Ich aktualisiere die Briefe immer wieder. Wir wissen heute zum Beispiel viel mehr über den Trauerprozess als früher und diese Erkenntnisse berücksichtige ich natürlich. Was sich nicht verändert hat und auch nie verändern wird: Der Trauerbegleitdienst ist vom Glauben motiviert und es ist Gott, der uns die Kraft gibt, Verlust, Schmerz und Trauer durchzustehen. Diese Überzeugung zeigt sich auch in den Briefen.
Was muss man tun, wenn man den Trauerbegleitdienst nutzen möchte?
Eine E-Mail an trauerbegleitung@heilsarmee.de reicht aus, um den Dienst zu bestellen. Wichtig ist, dass die Postanschrift in der Mail angegeben ist. Ich bestätige dann den Eingang der Nachricht – und bringe gleich den ersten Brief auf den Weg.
Weitere Informationen zu Trauerbegleitung finden Sie hier
Majorin Preuß, ganz herzlichen Dank für das Gespräch!