Corona-Update

Unsere Arbeit geht trotz Virus weiter

Was macht die Heilsarmee, wenn eine Pandemie ausbricht, alles auf Pausen-Modus geschaltet ist und es aus Sicherheitsgründen verboten wird, sich in einem Gebäude zu treffen? Nun ja, sie erfindet neue Wege, um weitermachen zu können.

Essenausgabe im Hof

So fand vor unserem Gebäude vom 20. März bis zum 30 April täglich eine Essenausgabe statt. In Zusammenarbeit mit der Stadt haben wir von Montag bis Sonntag täglich zwischen 35 und 75 Malzeiten verteilt, mit den Gästen aus sicherer Entfernung geplaudert und gelacht. Schwierige Themen und Fragen wurden angesprochen, Informationen ausgetauscht und manchmal verharrten wir einfach nebeneinander still, wenn die Worte fehlten, die Nachrichten zu verrückt wurden oder die Traurigkeit zu groß war. Viele sagten uns, dass das Essen gar nicht der Grund war, warum sie zu uns kamen, sondern die Einsamkeit, sie wollten und konnten nicht allein durch diese schwierige Zeit gehen. Auch dafür waren wir da, denn niemand sollte eine Pandemie allein durchleben müssen.

Kleiderkammer mit Termin

In dieser Zeit musste auch die Kleiderkammer schließen. Dennoch versorgten wir unsere Gäste weiterhin mit Shampoos, Socken, Schuhen, Schlafsäcken usw., indem wir diese nach draußen zu ihnen brachten oder indem wir, sobald es wieder möglich wurde, einzelne Termine vereinbart haben. So haben wir zum Beispiel einem Mann helfen können, sich für ein Jobinterview passend zu kleiden.

Unsere Kleiderkammer macht in veränderter Form ab Juni wieder auf. Mit der Essenausgabe wird es noch eine Weile dauern, da unser Gottesdienstraum, der normalerweise für die Essenausgabe benutzt wird, zu klein ist und uns nicht erlaubt, unsere vielen Gäste mit genug Abstand bedienen zu können. Darüber hinaus sind auch viele unserer ehrenamtlichen Mitarbeiter älter und gehören zu Risikogruppen. Wir warten deshalb noch ein wenig, bevor wir sie wiedereinsetzen.

Das Licht leuchtet weiter beim Leuchtturm Programm

In dieser Zeit konnte unser Leuchtturm-Programm auch nicht so weiterlaufen wie gewohnt. Das Rotlicht-Milieu wurde komplett verboten und so konnten wir die Frauen, die in den Fenstern und auf der Straße arbeiten, nicht mehr besuchen. Die Kontakte zu den Familien, die im Rotlicht-Milieu leben, konnten wir dennoch weiter pflegen. Mahlzeiten wurden vorbeigebracht, Kinderbücher verteilt, Unterhaltungen mit Abstand auf der Türschwelle geführt. Hilfe wurde auch angeboten bei der Stundung der Miete in einigen Fällen, bei Besuchen beim Arzt oder im Krankenhaus. Seitdem die Spielplätze wieder geöffnet sind, haben wir auch wieder angefangen einige Kinder hinzubringen, damit sie - wenn auch nur für eine kurze Zeit - aus dem Rotlicht-Milieu rauskommen und frische Luft schnappen können. Sie haben sich riesig darüber gefreut. Eine Mitarbeiterin hat mit drei der Mädels per Brief Kontakt behalten, was diese riesig gefreut hat, und wir haben auch Hilfe bei Hausaufgaben leisten können. Dank der vielen Spenden konnten wir die Familien mit Klamotten und Windeln versorgen. 

Gemeindeleben ohne Gebäude aber immer mit Jesus

Als Pastorin habe ich mit meinen Gemeindemitgliedern per Telefon, Textnachrichten und Brief Kontakt behalten, mit einigen haben wir Gottesdienste online geschaut, oder uns online zum Plaudern und Beten getroffen. Seit es wieder erlaubt ist, haben wir langsam und im sehr kleinen Kreis wieder angefangen, uns für Gottesdienste zu treffen. Es war interessant, uns in den letzten Monaten ganz neu mit unserem Jahresthema zu beschäftigen „Mit Jesus leben“ und noch mehr merken zu können, dass ein Leben mit Jesus nicht von einem Gebäude, von Programmen oder Traditionen abhängig ist, sondern ausschließlich von einem Wunsch und einer Sehnsucht nach ihm. Ob unsere Gebäude offen sind oder nicht, ob Gottesdienste stattfinden oder nicht, wo auch immer wir sind, was auch immer wir tun, wenn wir es wollen, können wir mit Jesus leben. 

Beziehungen pflegen, schaffen und priorisieren

Diese Pandemie hat uns alle überrascht und uns gezwungen, neue Wege zu suchen, um weiterhin Gemeinde zu sein und Menschen weiterhin beizustehen und wir müssen sagen, auch wenn es nicht immer einfach gewesen ist, haben wir in dieser Zeit auch viel Segen erfahren. Diese gezwungene Pause hat uns erlaubt zu überlegen, was wichtig ist, was Priorität hat und wo es sich wirklich lohnt Energie zu investieren. Und oft war die Antwort auf diese Fragen „BEZIEHUNGEN“: alte Beziehungen zu pflegen, neue Beziehungen zu knüpfen, mehr Raum für Beziehungen zu schaffen und das ist genau, was wir in den letzten Monaten getan haben – bei der Not-Essenausgabe, im Rotlichtmilieu, in der Gemeinde.

Gott lieben, Menschen dienen und Himmel auf Erden aufbauen

Irgendwann werden wir in der Lage sein, mit allen unseren Programmen wieder anzufangen und zu einer gewissen Normalität zurückzukehren, aber bis dahin machen wir einfach weiter, oft auf ganz ungewöhnliche Weise, an Orten, wo man eine Kirche nicht erwarten würde, unter Umständen, die nicht immer einfach sind – aber genau so ist die Heilsarmee entstanden und genau so werden wir immer weitermachen. Denn mit oder ohne Pandemie, unsere Berufung bleibt die gleiche: Gott lieben, Menschen dienen und Himmel auf Erden aufzubauen.

 

Danke, danke, danke!

P S:  Ich bedanke mich von Herzen für alle Spenden, die bei uns in den letzten Wochen eingetroffen sind. Sie erlauben uns, unsere Arbeit zu tun. Danke für die Geldüberweisungen, für die Schlafsäcke, für die Kinderklamotten, für die Kekse, für die Hygiene-Artikel, für die Gesichtsmasken und Handschuhe und so vieles mehr. Zusammen sind wir stärker!

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