Berlin-Südwest

Karfreitagssplitter oder: wie Kinderaugen sehen und Kinderherzen begreifen

Ein Mädchen steht vor dem Kreuz und hört sich die Geschichte von dem Mann an, den alle Jesus nannten. Ihr Kinderherz kann nicht ganz fassen, was auch für Erwachsene schwer zu begreifen ist und spontan ruft sie aus: "Das Kreuz ist ja auch voll gefährlich, da kann man sich ja auch an einem Holzsplitter verletzen.
Schmunzeln.

Ein kleines Erlebnis auf einer spannenden Reise von drei Stunden durch sieben biblische Stationen. Alle Räume der Heilsarmee-Gemeinde Berlin-Südwest hatten sich in tagelanger Kleinarbeit zu biblischen Szenen verwandelt und die Hinweise auf ihre normale Nutzung verschwanden schier vollständig. Unzählige Decken, Tücher, Tonkrüge, Blumen, Holzscheite, Silberbecher und kreuz und quer gespannte Schnüre wurden u. a. durch Ingrid Giaretta zu beeindruckenden Kulissen.

Eine Momentaufnahme, die zeigt, wie sehr die liebevolle und detailreiche Inszenierung den Kindern geholfen hat, die unglaubliche Geschichte ein wenig besser zu begreifen, ist diese: Ein Junge sagt "das ist doch nur 'ne Taschenlampe" und deutet auf das Licht des Lagerfeuers bei der Szene zur Verspottung und Verurteilung von Jesus. Doch gespannt lauschen die Kinder der Nacherzählung durch Majorin Ruth Walz. Und, als wenn es das Natürlichste der Welt wäre, fangen die Kinder an, sich ihre Hände am Lagerfeuer zu "wärmen".


Ostern begreifen heißt auch Angst zu verstehen. Kirstin Bargel sitzt im "Garten Gethsemane" und bereitet gemeinsam mit Jennifer Fröhlich die Webrahmen vor, die die Reise von Anfang an begleiten. Mit jeder der sieben Stationen werden sie ein Stück mehr zu einem sinnlichen Tagebuch der Ereignisse. Hören und handeln (basteln) begleiten die Kinder auf ihrem Weg. Ermutigt durch die anschauliche Beschreibung dieser verlassenen Situation, in der sich Jesus hier befand, schreiben die Kinder einen Begriff ihrer größten Angst auf einen Zettel und wickeln ihn in ein Stück schwarzen Stoff. Behutsam und mit dem Versprechen, dass der Inhalt geheim bleiben wird, werden die schwarzen Stoffröllchen in den Webrahmen eingebunden. Stille.

Vogelgezwitscher, ein Bach entspringt an einem kleinen Zimmerbrunnen. Ein heller Raum wie ein Frühlingsmorgen und wo das Auge hinschaut werden grün-bunte Decken und Tücher zu einer Blumenwiese. Topfpflanzen und Blumen duften frisch und wie durch einen Schleier betreten die Kinder den Höhepunkt ihrer Reise. Niemand sieht das Zwei-Personen-Iglu-Zelt, sondern alle staunen über das leere Felsengrab, in dem ein helles Licht zu erkennen ist. Erleichterung für die Kinder, die erwartete Erfüllung des Versprechens, das Jesus vor mehr als 2000 Jahren gab: Jesus ist auferstanden!

Was Kinderaugen sehen sollen und ob sie es begreifen, liegt in der Verantwortung der Erwachsenen. Für diese Kinder wurde Ostern 2008 erneut oder erstmalig zur mit allen Sinnen erfahrbaren Liebesgeschichte.
Kirstin und Andreas Bargel

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