„Wie nach Hause kommen“

Heilssoldatin in Bremen wird 100 Jahre alt

Kapitänin Tabea Cole besucht Dubrila an ihrem 100. Geburtstag.

Dobrila Nuncic ist ein „Urgestein“. Obwohl sie nicht mehr aus dem Haus kommt und nur noch wenig Interaktion hat, ist jeder Besuch bei ihr bereichernd – anschließend geht man mit einem vollen Herzen und der Gewissheit nach Hause, dass Gottes Treue durchträgt.

Geboren im ehemaligen Jugoslawien, lebt sie viele Jahre in Belgrad. Im Jahr 1943 kommt sie dort zum ersten Mal mit der Heilsarmee in Berührung. Ein freundlicher Herr lädt sie und ihre Schwester ein, der Musik, die auf die Straße dringt, in eine Halle zu folgen. Dort erleben sie fröhliche Menschen und Herzlichkeit, die in Zeiten des Zweiten Weltkrieges rar sind. Es war „wie nach Hause kommen“, beschreibt Dobrila ihren Kontakt mit dem Heilsarmee-Korps in Belgrad. Sie kann sogar ihre Mutter überreden mitzukommen, und gemeinsam erleben sie wohltuende Gottesdienste mitten im Krieg.

Fast ein Jahr lang hält sie sich zur Heilsarmee in Belgrad, bevor sie 1945 mit ihrem Ehemann und drei kleinen Kindern nach Italien flüchtet. Neben Deutsch und ihrer Muttersprache Serbokroatisch spricht sie immer noch Italienisch. Und wenn Dobrila spricht, hat sie ein Funkeln in den Augen. Auch wenn ihr Lebensweg hart war und sie viele Hindernisse überwinden musste, spürt sie noch immer Gottes Wegführung und sein Eingreifen in ihr Leben.

In der Hand hält Dobrila den Kriegsruf der Heilsarmee von 1922, ihrem Geburtsjahr.

Nach sechs Jahren in Italien geht es für die Familie weiter, diesmal nach Deutschland. Seit 1951 ist Bremen ihr Zuhause, seither ist sie nur einmal umgezogen. Viele der Nachbarn kennt sie seit Jahren. Eine bezeugt an ihrem Geburtstag, wie sie Dobrila all die Jahre bewundert hat. Bei Wind und Wetter, Schnee und Regen machte sie sich auf den Weg zur Heilsarmee in die Neustadt. Für einen Weg brauchte sie mindestens eine Stunde.

Treue zieht sich durch ihr Leben. Die drei Kinder, die sie aufzieht, sind nicht ihre eigenen. Ihr Mann hat sie mit in die Ehe gebracht. Das hält sie aber nicht davon ab, sie wie ihre eigenen zu behandeln und zu lieben. Als ihr Ehemann 1986 stirbt, erinnert Dobrila sich an die Heilsarmee, an die Herzlichkeit und Fröhlichkeit. Eine Anzeige in der Zeitung weckt ihre Auf­merk­sam­keit: es gibt ein Heilsarmee-Korps in Bremen! Sie macht sich auf den Weg, trifft dort auf die erwartete Herzlichkeit und wird in der Trauer um ihren Mann aufgefangen. Ihre Hoffnung: „da sind gute Leute, da gehe ich hin“, wird nicht enttäuscht. 1995 lässt sie sich zur Heilssoldatin einreihen.

Seit einigen Jahren ist es Dobrila nun nicht mehr möglich, am Korpsleben teilzunehmen. Dennoch darf sie sich unserer Gebete, gewiss sein. Das hundertste Lebensjahr zu erreichen hätte sie sich niemals vorgestellt. Angst vor dem Tod hat sie nicht: „Ich weiß ja, wo es hingeht.“ Auch wenn sie nicht ihr ganzes Leben lang Gott nachgefolgt ist, hat Gott sie doch niemals im Stich gelassen, wie sie in der Rückschau erkennt. Gott hat sie schon in Belgrad mit der Heilsarmee bekanntgemacht, damit sie in Bremen eine Anlaufstelle finden konnte.

Gemeinsam durften wir nun feiern, zurückblicken und dankbar sein, für ein erfülltes Leben, für die Heilsarmee und für einen Gott, der treu ist.

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