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Korps Dresden

Eine Gemeinde der Heilsarmee in Deutschland

Ein Flüchtling wird Angehöriger in Dresden

Vor knapp anderthalb Jahren stand dieser junge Mann, Ende 20, vor unserem Haus; offenbar suchte er etwas. Ich sprach ihn an, und er zeigte mir den Zettel einer Flüchtlingshilfeagentur, auf dem unsere Adresse und unsere Angebote standen. Ich lud ihn ein, alles kennenzulernen, und unterhielt mich mit ihm.

K. ist Iraker, jedoch kein Muslim, sondern Jeside. Von Beruf Techniker, war er nicht sonderlich religiös gewesen. Über den Balkan kam er mit einem Studentenvisum nach Polen und versuchte dort zu studieren. Die Fremdenfeindlichkeit in Warschau hat ihm sehr zugesetzt. Aufgrund der Lage in seiner Heimat entschied K. sich, nach Deutschland zu gehen und Asyl zu beantragen. Er ist bis heute nicht anerkannt, weil Polen offiziell sein Ersteinreiseland ist. Doch dort hatte K. nie Asyl beantragt, er war ja Student. Aufgrund seines Gesundheitszustands (posttraumatische Belastungsstörungen, Depressionen usw.) und mit Hilfe eines Rechtsanwaltes hat er eine Duldung erreicht.

Eine Woche nach unserem ersten Kontakt kam er wieder zu uns und bat um eine englische Bibel. Der arabischen Version vertraue er nicht, meinte er. Seitdem holte er sich regelmäßig Lebensmittelpakete ab, die Flüchtlinge bei uns einmal in der Woche kostenlos erhalten können. Bei jedem Besuch stellte K. mir Fragen über die Bibel, den Glauben und das Christsein in der Heilsarmee.

Wir sind auch seine erste Adresse, wenn er Probleme mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge oder anderen Behörden hat, und bis heute konnten wir ihm Gott sei Dank immer helfen oder Rat geben. Im Laufe der Zeit lernte K. auch andere Christen kennen, ließ sich taufen und besuchte verschiedene Gottesdienste. Schließlich entschied er sich dafür, regelmäßig in unsere Versammlungen zu kommen. Im Sommer konnten wir ihn dann als Angehörigen aufnehmen. K. fühlt sich bei uns sehr wohl; er empfindet uns als authentisch, unser Leben, unseren Glauben.

Gert Scharf

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