Internationale Stellungnahme der Heilsarmee zu Korruption

Die Heilsarmee verurteilt nachdrücklich Korruption jeglicher Art.

Sie kennt und verabscheut den Kummer, den Einzelpersonen, Gruppen und Nationen erleiden, aufgrund korrupten Verhaltens von Menschen in Machtpositionen und von denjenigen, die mit der Verwaltung öffentlicher oder privater Mittel betraut sind. Die Heilsarmee arbeitet darauf hin, Korruption auf individueller, organisatorischer oder institutioneller Ebene auszumerzen, um damit ein gerechteres Umfeld für alle Beteiligen zu schaffen.

Die Heilsarmee verpflichtet sich darüber hinaus, Korruption in ihren eigenen Reihen zu verhindern, ermitteln und zu bekämpfen.

Genehmigt vom General der Heilsarmee – November 2013

Hintergrundinformationen

1. Kontext

Korruption lässt sich definieren als das Gewähren, Erhalten oder Verweigern von Vorteilen durch Mittel, die unrechtmäßig, unmoralisch und/oder mit der eigenen Verantwortung gegenüber anderen Menschen unvereinbar sind. Korruption ist eine globale Herausforderung, die sich in unterschiedlichem Ausmaß und auf unterschiedliche Weise auf die Gesellschaften weltweit auswirkt.1

Korruption ist ein Oberbegriff, der z. B. Bestechung, Erpressung, Klüngelei und Vetternwirtschaft umfasst. Sie kann auch eine Behinderung der Justiz darstellen. Korruption kann viele unterschiedliche Formen annehmen, von einer vergleichsweise geringen Einflussnahme bis hin zur systemischen, allgegenwärtigen, institutionalisierten Bestechung. „Vermittlungsgebühren“ können eine beschönigende Umschreibung für eine andere Art von Bestechung sein, bei der ein Betrag über die übliche Gebühr hinaus an einen Agenten gezahlt wird, der diesen wiederum nutzt, um bestimmte Einzelpersonen oder Amtsträger zu bestechen, um einen Vertragsabschluss oder andere Begünstigungen zu erreichen.

Korrupte Praktiken sind immer unmoralisch, häufig aber auch illegal.

Korruption wird bisweilen in unterschiedlichen kulturellen Umfeldern verschieden interpretiert. So gelten zum Beispiel Geschenke, die vor, während oder nach einem Geschäftsvorgang überreicht werden, in manchen Kulturen als Bestechung oder unzulässige Einflussnahme (ein Anreiz) für den Anbieter, zugunsten des Kunden zu entscheiden. In anderen Kulturkreisen können dieselben Geschenke akzeptabel sein oder sogar erwartet werden. „Wo systemische Korruption vorliegt, stehen offizielle und inoffizielle Regeln im Konflikt miteinander.“2

Korruption untergräbt verantwortungsbewusste Regierungsführung und Rechtsstaatlichkeit, führt zur Verletzung von Menschenrechten, verzerrt Märkte und führt zu einer Verschlechterung der Lebensqualität. Sie ist ein Hauptfaktor für eine schwache Wirtschaftsleistung und ein Haupthindernis für Armutsbekämpfung und Entwicklung.3 Sie schadet den Armen unverhältnismäßig, indem sie zur Entwicklung bestimmte Mittel in andere Kanäle leitet, von Investitionen und ausländischer Entwicklungshilfe abhält, die Fähigkeit einer Regierung zur Bereitstellung grundlegender Dienstleistungen unterminiert und allgemein zu Ungleichheit und Ungerechtigkeit beiträgt.

Korruption widerspricht den Grundsätzen Gerechtigkeit, Menschenwürde, Mitgefühl mit den Bedürftigen und Verantwortungsbewusstsein. Sie untergräbt die Zuversicht, das Vertrauen und den moralischen Charakter von Menschen. Sie benachteiligt diejenigen, die keine Mittel haben, um für Gefälligkeiten zu bezahlen. Korruption zerstört die Integrität aller Beteiligten.

Die exakten Auswirkungen von Korruption sind schwer zu bestimmen. Doch laut Transparency International gab mehr als ein Viertel der Menschen auf der Welt 2013 an, schon einmal Schmiergeld gezahlt zu haben.4 Nach Schätzungen der Weltbank geht jährlich allein durch Bestechung eine Billion US-Dollar verloren.5

2. Biblisch/Theologischer Hintergrund und Grundsätze

Korruption widerspricht den Grundsätzen der Verantwortlichkeit und den moralischen Werten, die in der Bibel vertreten werden.

Gott hat uns zu Verwaltern bestimmt

Gott hatte die Menschen waren von Anfang an dazu bestimmt, sich um die vorhandenen Ressourcen zu kümmern und sie weise zu gebrauchen (1. Mose 2,15). Jesus ruft uns auf, treue und kluge Verwalter zu sein (Lukas 12,42-48).

Gott verlangt Gerechtigkeit

Der Herr fordert von uns, gerecht zu handeln, Barmherzigkeit zu lieben und demütig vor ihm zu leben (Micha 6,8). Gott verurteilt diejenigen, „die unrechte Gesetze machen, und … unrechtes Urteil schreiben, um die Sache der Armen zu beugen und Gewalt zu üben am Recht der Elenden in meinem Volk, dass die Witwen ihr Raub und die Waisen ihre Beute werden“ (Jesaja 10,1-2) (vgl. auch 5. Mose 24,17).

Im Neuen Testament bildeten die ersten Christen das Modell einer gerechten, liebevollen und gleichberechtigten Gemeinschaft, wie Gott sie für die Menschen beabsichtigt (Apostelgeschichte 4,32-35).

Das Verwalteramt beinhaltet Autorität, Verantwortung und Rechenschaft

Gott möchte, dass alle Menschen Rechenschaft für ihr Handeln ablegen.

„Nach biblischer Überzeugung bieten Macht und Autorität immer die Möglichkeit zum Dienen und zur verantwortungsvollen Verwaltung. Zu einer solchen Verwaltung gehören Rechenschaft, Ehrlichkeit und gegenseitige Machtkontrolle.“6

Integrität verlangt Transparenz

Korruption geschieht häufig im Verborgenen. Doch Gott ruft uns auf, im Licht zu leben und transparent zu handeln (Johannes 3,20-21).

Gott tritt für arme und ausgegrenzte Menschen ein

Gott bestraft diejenigen, die Bestechung praktizieren und die Armen ungerecht behandeln (Jesaja 1,21-25). Der Herr verurteilt diejenigen, die sich durch Unehrlichkeit und Betrug bereichern (Micha 6,10-13).

Gott warnt vor Gier und dem Jagen nach Reichtum

Der falsche Götze Geld ist eine häufige Ursache von Korruption (1. Timotheus 6,9-10; Lukas 12,15). In Matthäus 23,16-25 entlarvt Jesus die Falschheit der Pharisäer, die mehr auf den Reichtum schauen, der in den Tempel gebracht wird, als auf den geistlichen Aspekt des Tempels.

Gott beruft uns zu persönlicher und gemeinsamer Heiligung

Gott beruft uns zu einem Leben in der Heiligung, sowohl persönlich als auch als Gemeinschaft. Ein wichtiger Bestandteil der Heiligung ist es, Korruption abzulehnen (Psalm 15).

Jesus wandte sich gegen Korruption

Die Kreuzigung Jesu war ein Ergebnis politischer und religiöser Korruption. Sein Beispiel kann Menschen inspirieren, die konsequent als Nachfolger Jesu leben, indem sie gegen Korruption eintreten.

3. Praktische Maßnahmen

  1. Um Korruption zu bekämpfen, ist sowohl individuelles als auch kollektives Handeln erforderlich. Die Heilsarmee arbeitet bewusst an einer Verbesserung der Transparenz, Verantwortlichkeit und guten Unternehmensführung in ihrer eigenen Organisation. Die Heilsarmee fordert insbesondere von ihren Leitern, ein hohes Maß an Verantwortlichkeit zu fördern und darin selbst Vorbild zu sein, sowie alle Formen von Korruption abzulehnen.

  2. Zur Vermeidung von Korruption, Bestechung, Klüngelei und Vetternwirtschaft müssen die bestehenden Richtlinien, Verfahrensweisen, Regeln und Verordnungen der Heilsarmee befolgt werden. Die Heilsarmee wird ihre Systeme regelmäßig überprüfen, um sicherzustellen, dass die höchstmöglichen Standards eingehalten werden.

  3. Die Heilsarmee wird Umgebungen fördern, die frei von Korruption sind und fest auf den Werten Gerechtigkeit und Barmherzigkeit gründen.

  4. Die Heilsarmee wird keine Spenden annehmen, von denen bekannt ist, dass sie aus Erträgen von Korruption stammen.

  5. Die Heilsarmee beabsichtigt, die Öffentlichkeit stärker auf das Problem der Korruption aufmerksam zu machen.

  6. Die Heilsarmee ruft alle Gesetzgeber lokaler, nationaler und internationaler Zuständigkeit auf, Gesetze und Durchsetzungsmechanismen zur Verhinderung von Korruption zu schaffen.

  7. Die Heilsarmee ist bereit, mit den dazu berechtigten Organisationen zusammenzuarbeiten, wo es darum geht, Korruption aufzudecken und die Gesellschaft davon zu befreien.

  8. Die Heilsarmee wird bei der Ausbildung ihrer Offiziere, Heilssoldaten, Angestellten und Programmteilnehmer auf die Gefährlichkeit und Heimtücke der Korruption hinweisen. So könnten zum Beispiel in Heilsarmeeschulen und bei Schulungsfreizeiten für Jugendliche praktische Aktionen durchgeführt werden, durch die junge Salutisten auf die zerstörende Wirkung der Korruption aufmerksam gemacht und ermutigt werden, diese zu bekämpfen. Andere Möglichkeiten des Kampfes gegen Korruption wären zum Beispiel über die sozialen Medien, das Radio, bei Talkshows oder in Gemeindegruppen.

  9. Die Heilsarmee wird Salutisten ermutigen, jede sich ihnen bietende Gelegenheit zu nutzen, um Korruption zu verurteilen und auf ihre Ausmerzung hinzuarbeiten. Wir werden Personen unterstützen, die Korruption aufdecken.

Fußnoten

  • [1] Transparency International’s annual Corruption Perceptions Index gives a good overview of global perceptions and iterations of corruption.
  • [2] The World Bank (1997): Helping Countries Combat Corruption – The Role of the World Bank, p11.
  • [3] United Nations Convention Against Corruption (2003).
  • [4] Hardoon & Heinrich (2013), Global Corruption Barometer 2013, p10.
  • [5] The World Bank, ‘Six Questions on the Cost of Corruption’.
  • [6] Christoph Stückelberger, Continue Fighting Corruption: Experiences and Tasks of Churches and Development Agencies, p38.

LITERATURHINWEISE

Die in der vorstehenden internationalen Stellungnahme geäußerten Ansichten stellen den offiziellen Standpunkt der Heilsarmee zum behandelten Thema dar. Sie dürfen ohne die ausdrückliche schriftliche Genehmigung des Internationalen Hauptquartiers in keiner Weise verändert oder bearbeitet werden.