Heimathafen Heilsarmee Hamburg
Eröffnungsfeier der Heilsarmee in der Talstraße
Kein Baugerüst verdeckt mehr vollständig die Fassade des denkmalgeschützten Gebäudes der Heilsarmee auf St. Pauli, die Türen zur Talstraße sind weit geöffnet und im Inneren kann das Team der Heilsarmee in Hamburg bedürftige Menschen empfangen und deren Nöten mit verschiedenen Angeboten begegnen. Nach langen Planungen und Sanierungsarbeiten war es vergangene Woche endlich soweit: Mit Unterstützern, Spendern und Freunden feierte die Heilsarmee Hamburg die Eröffnung des Heimathafens in der Talstraße. Anfang September wird das Angebot des Heimathafens starten.
Oberst Hervé Cachelin, Leiter der Heilsarmee in Deutschland, Litauen und Polen, und Dr. Melanie Leonhard, Senatorin für Arbeit, Gesundheit, Soziales, Familie und Integration der Stadt Hamburg, begrüßten die rund 90 Teilnehmer im neu sanierten Gebäude, indem sie, begleitet durch ein Trompetensolo, das rote Band zur Eröffnung durchtrennten. „Dieses Motto, für die anderen Menschen da zu sein, ihnen sicheres Ankommen zu ermöglichen, völlig ohne Ansehen von Herkunft und konkretem Problem, das zeichnet die Arbeit der Heilsarmee ja schon seit vielen Jahren aus, und umso mehr freut es uns jetzt, dass mit der Neueröffnung des Hauses nach der Sanierung, der Heimathafen noch ein bisschen schöner geworden ist“, beschrieb die Sozialsenatorin Dr. Melanie Leonhard auf der Eröffnungsfeier.
Noch wenige Stunden vor Beginn der Veranstaltung sah sich das Team um Leutnantin Anne Beinker und Kapitänin Mareike Walz, die beiden Leiterinnen der Heilsarmee in der Talstraße, einer unerwarteten Herausforderung gegenüber. In der Nacht vor der Eröffnung wurde durch die Hintertür des Gebäudes eingebrochen, randaliert und technische Geräte wie der benötigte Beamer entwendet. Mit vereinten Kräften gelang es dem Team jedoch, alles wieder in Ordnung zu bringen und Ersatzgeräte zu beschaffen, sodass um 12 Uhr alle Gäste herzlich empfangen werden konnten.
Nach Eintritt in den großen Saal des Gebäudes begrüßte ein Bläserensemble der Heilsarmee die Gäste. Die Geschäftsführerin der Stiftung Denkmalpflege Hamburg Irina von Jagow konnte nicht persönlich anwesend sein und richtete sich daher durch einen offenen Brief an die Besucher: „Als der Antrag der Heilsarmee auf meinen Tisch kam, habe ich mich persönlich ganz besonders gefreut. Dieses Haus ist eine Ikone von St. Pauli. Erbaut ist es im schlichten aber würdigen Stil der Hamburger Stiftsbauten. Das Haus in der Talstraße ist auch Zeugnis von 130 Jahren christlichen und mildtätigen Engagements.“
„Wir lieben den Kiez und die Menschen“
Auch die beiden Leiterinnen ließen es sich nicht nehmen, einige Worte an die Gäste zu richten. Leutnantin Anne Beinker sprach von dem besonderen Charme des Stadtviertels St. Pauli, „wo man einfach sein darf, wie man ist. Wo man Überzeugungen teilen darf, die man hat und im Gespräch sein darf über das, was einen bewegt. Wo man mit Menschen unterwegs sein kann.“ Beide haben ein Herz für die Menschen und das ist es, was sie jeden Tag motiviert. „Es ist uns ein Anliegen, den Menschen ganz praktisch die Liebe Gottes zu zeigen und das ungeachtet der Herkunft oder Lebenssituation. Ich bin voller Vorfreude, weil wir Gott und den Menschen dienen. Ich liebe den Kiez, ich liebe die Leute, die hier leben“, beschrieb Kapitänin Mareike Walz.
Ein langer und steiniger Weg liegt hinter der Heilsarmee auf St. Pauli. Vor drei Jahren begann die Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes in der Talstraße und hatte seitdem mit Corona-Auflagen und Lieferengpässen zu kämpfen. Während der langen Bauphase blieben die beiden Frauen nicht untätig, sondern sorgten mit der mobilen Lebensmittelausgabe für die bedürftigen Menschen in der Stadt. Zuletzt kamen über hundert Menschen zu ihnen, was sie vor logistische Herausforderungen stellte. Doch mit den großzügigen Räumlichkeiten in der Talstraße kann die Heilsarmee allen, die sich hilfesuchend an sie richten, mit den vielfältigen Hilfsangeboten begegnen. Der große Saal bietet eine Küche und eine Theke zur Essensausgabe. Es gibt die Möglichkeit zu Duschen und einen Friseur in Anspruch zu nehmen. Die neue Kleiderkammer ist mit ausziehbaren Apothekerschränken ausgestattet und in einem Seelsorgeraum können Sorgen und Nöte im Vertrauen angesprochen werden. Zudem wird eine Schuldenberatung angeboten und 15 Wohnungen, darunter elf geförderte Sozialwohnungen, bieten Wohnraum für bedürftige Menschen.
Ilja Razer, der ebenfalls ein paar Worte an die Gäste der Eröffnungsfeier richtete, war vor einigen Jahren selbst obdachlos und musste diese Angebote für einige Zeit in Anspruch nehmen. Die Arbeit der Heilsarmee half ihm wieder auf die Füße und jetzt arbeitet er selbst mit, um diese Hilfe weiterzugeben. Dr. Tobias Behrens von der Stadtentwicklung Hamburg sprach in seiner Rede den Appell aus, bestimmte anfallende Gebühren für Sanierungen bei einem sozialen Projekt wie diesen doch entfallen zu lassen. Nach den verschiedenen interessanten Redebeiträgen schauten sich die Besucher die einzelnen Räume des Gebäudes in Kleingruppen an und ließen sich die verschiedenen Angebote der Heilsarmee in der Talstraße erklären.
Noch ist die Sanierung nicht vollständig abgeschlossen. Neben einigen Gegenständen, die noch besorgt werden müssen, wird auch der Garten im Hinterhof in eine Ruhe-Oase für die Besucher umgestaltet. Für die Umsetzung der letzten Schritte am Heimathafen Heilsarmee in der Talstraße freut sich das Team der Heilsarmee über Spenden. Das komplett fertige Gebäude kann am Tag des offenen Denkmals 2022 am 10. September besichtigt werden. Alle Interessierten sind dazu sehr herzlich eingeladen.