Licht und Schatten im Steintorviertel

Lydia und Robert Beckert leiten seit Ende September – gemeinsam mit Steffen Aselmann – das Korps in Hannover. Licht und Schatten prägen den Alltag im Steintorviertel, Prostitution und Obdachlosigkeit treffen auf angesagte Bars, alternative Projekte und viele unterschiedliche Menschen. Deswegen sind die beiden optimistisch und voller Tatendrang.

Beim Leuchtturmprojekt, das 2020 von Christine Tursi ins Leben gerufen wurde, steht eine besondere Klientel im Fokus: Die Kids stammen überwiegend aus sozial schwachen Milieu. Mehrere Freiwillige kümmern sich jeden Dienstag um die 6 bis 14-Jährigen: Es wird gebastelt, gebaut und getobt - draußen auf dem Spielplatz oder drinnen im Gemeindesaal. Eine Idee liegt Lydia besonders am Herzen: Die gelernte Sozialarbeiterin möchte ein kleines Krippenspiel einüben – Teil einer Weihnachtsfeier für die Eltern.

Mittwochs treffen sich die sog. Einsatzgruppen. Man tauscht sich aus und betet. Danach verlassen die Frauen der Gruppe das Gemeindehaus, um die Bordelle und Sexclubs des Viertels zu besuchen. Über Muffins und Süßigkeiten kommen sie ins Gespräch - ein Hoffnungsschimmer und eine willkommene Abwechslung für die Frauen aus dem Milieu. „Auch die Männer haben jetzt eine Aufgabe“, freut sich Robert, der bereits ein Theologiestudium absolviert hat: „Wir suchen die Obdachlosen im Quartier auf, um Hilfen, Seelsorge und das Evangelium anzubieten.“

Donnerstags ist Hochbetrieb: Mehr als 100 bedürftige Menschen, darunter viele Obdachlose, drängen sich zur Essensausgabe im Gemeindehaus. Die Mahlzeiten – zum Beispiel Eintopf oder Schweinebraten – kocht ein ehrenamtlicher Koch in dem befreundeten Restaurant in der Stadt, dem Jägerhof. Die Lebensmittel stammen von einer Stiftung. Die Gäste haben hier Gelegenheit zum Plausch, zum Aufwärmen und zum Entspannen. Darüber hinaus gibt es eine Dusche, eine Kleiderausgabe und die Möglichkeit, Wäsche zu waschen. Ein Angebot ist die Bibelstunde um 16 Uhr.

„Ohne die vielen engagierten Ehrenamtler könnten wir das breite Angebot nicht aufrechterhalten“, sagt Lydia, die aus Kanada kommt. Es gebe sogar Freiwillige, die sich um die Buchhaltung und die Finanzen kümmern, fügt Robert hinzu. So bleibt den beiden noch Zeit für ihre theologische Ausbildung. Denn Lydia und Robert müssen noch die Schulbank drücken, um 2026 als Offiziere geweiht werden zu können. Auch privat ist das Paar gesegnet, das drängende Wohnungsproblem ist gelöst: Auf dem Küchentisch liegt der Mietvertrag für eine helle Dreizimmerwohnung mit Balkon.

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