Nürnberg

Typisch Heilsarmee: In Nürnberg-Gostenhof ist eigentlich immer etwas los.

Eine Kolonne von dröhnenden Motorrädern am Sonntagmorgen schafft es aber doch, dass Köpfe aus den Fenstern der Wohnungen schauen und Leute aus der Spielhalle oder dem Shisha-Café kommen.

Und wenn dann die Biker noch ihre Maschinen vor dem Sozialwerk der Heilsarmee (Kapitäne Anette und Achim Janowski) abstellen – dann liegt gespannte Erwartung in der Luft. Wer fragend oder neugierig guckt, wird gleich eingeladen, und zwar zum Gottesdienst mit den Salvation Riders – dem Motorradclub der Heilsarmee. Ein Motorrad wird in den Raum gefahren, in dem der Gottesdienst stattfindet – das wird natürlich von den Bewohnern aufmerksam beobachtet. Einige kommen gleich mit den Motorradfahrern darüber ins Gespräch und lassen sich sogar einladen.

Wer den Schritt gewagt hat, wird ziemlich überrascht – kein typischer 08/15 Gottesdienst. Die Heilsarmeeoffizierin, die alle Motorradfahrer und Nichtmotorradfahrer am Anfang begrüßt, outet sich als heimlicher Motorradfan mit einer Vergangenheit als Sozia (hinter dem Fahrer sitzende Mitfahrerin, in der Regel ohne eigenen Führerschein).

Die Salvation Riders haben sich zu einem Wochenende getroffen, das größtenteils Helmut Gläsmann organisiert hatte, der in diesem Gottesdienst auch für die Aufgabe als Sekretär des Clubs eingesegnet wird.

Dann wird das Wappen des Clubs erklärt – mit dem zentralen Satz "Community of Christ – Eine Gemeinschaft in Christus". Diese Freundschaft mit Jesus Christus verbindet die Clubmitglieder untereinander und es ist ihnen wichtig, danach zu leben und anderen davon zu erzählen.

Biker Beat aus der Schweiz erzählt, wie Gott ihm immer wieder in seinem Leben nachgegangen ist. Nach einem sehr schweren Motorradunfall wurde Beat klar, dass er von Gott sein Leben noch einmal ganz neu geschenkt bekommen hat. Und er will mit Gott etwas aus diesem Leben machen. Dass er von Gottes Liebe begeistert ist, spüren die Gottesdienstteilnehmer.

Kenneth aus Norwegen berichtet, wie seine Familie kaputtging, weil seine Schwester entführt wurde. Der Hass zerstörte das Leben seines Vaters und die Beziehungen in der Familie. Als Kenneth im Kontakt mit Leuten aus der Heilsarmee Gott persönlich kennenlernt, verändert sich Stück für Stück sein Leben – aus dem wilden Motorradrocker, der Gewalt liebt, wird ein Mensch, der andere lieben kann, immer noch gerne Motorrad fährt und heute als internationaler Präsident der Salvation Riders gerne mit Motorradfahrern über Gott spricht.

"Liebst Du Gott?" – Diese Frage wurde immer wieder gestellt, während die Gottesdienstteilnehmer von Major Achim Löffler auf eindrückliche Art in ein Ereignis aus der Bibel mit hineingenommen wurden. Im Anschluss daran hatte jede und jeder die Möglichkeit, sich diese Frage selbst zu beantworten.

Egal, ob Motorradfahrer, Fußgänger oder Autofahrer – den Segen von Gott zum Abschluss des Gottesdienstes, den durften sich alle zusprechen lassen, die dies wollten. Wer bis zu diesem Gottesdienst geglaubt hat, dass Gott nichts mit Motorrädern und Motorradfahrerinnen und -fahrern zu tun haben will, der wurde gehörig zum Nachdenken gebracht. Typisch Heilsarmee eben.
-aj.

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