Obdach ist nicht alles

Köln. In Deutschland leben fast 40.000 Männer und Frauen auf der Straße, so die Schätzung der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe. Weitere 295.000 haben keine eigene Wohnung, sie kommen beispielsweise bei Freunden unter oder in einer nach Sozialgesetzbuch finanzierten Einrichtung. Bis diese Menschen ein dauerhaftes Obdach haben, ist es ein langer Weg. Selbst mit einer eigenen Bleibe haben die meisten – nach ihrer Zeit „auf der Platte“ oder als Vagabund von Couch zu Couch – noch lange keine stabile Lebensführung erreicht. Die Heilsarmee hilft diesen Menschen in insgesamt zwölf Einrichtungen für Wohnungslose und ambulant in einem breitflächigen Sozialangebot.

Dezentrales Wohnen: sozial betreut werden im eigenständigen Leben

Aus der Obdachlosigkeit in eine soziale Einrichtung zu gehen, ist für viele Menschen bereits ein schwieriger Schritt. Wenn das Überlebenmüssen auf der Straße nicht mehr den ganzen Tag in Anspruch nimmt, treten die anderen sozialen Probleme, die viele haben, umso deutlicher zu Tage. Obdach ist nicht alles - das folgende, eigenverantwortliche Leben mit seinen Strukturen kann ungleich schwerer fallen. Die Heilsarmee hilft: Nicht nur eine Notschlafstelle, ein warmes Essen, eine Dusche oder ein Gespräch gehören zu ihrem Angebot, sie betreut und begleitet Menschen auch auf ihrem Weg in ein eigenständiges Leben.

Jürgen Koch aus Berlin wollte sein Leben auf der Straße nur verlassen, wenn er seinen Hund Snoopy mitnehmen konnte. Wie bei vielen Obdachlosen sind Herrchen (oder Frauchen) und Hund unzertrennlich. Nach einem halben Jahr „auf Platte“ kam Koch übergangsweise im William-Booth-Haus der Heilsarmee unter, natürlich mit Snoopy. Heute lebt er eigenständig mit seinem Hund in einer seniorengerechten Wohnung, kommt regelmäßig in die Heilsarmee-Einrichtung und besucht das Begegnungscafé Willi B.

Tagesstätten bieten Hilfestellung für ein selbstverantwortliches Leben

Anlaufstelle und Schutzraum sind die 20 Tagesstätten der Heilsarmee in Deutschland. „Wohnungs- oder Obdachlosigkeit ist eine extreme Form von Armut", so Kornelia Krämer, Leiterin der Hamburger Tagesstätte auf St. Pauli. "Zu uns kommen nicht nur Obdachlose, und nicht jedem Besucher sieht man die Armut an.“ Neben Essen und Gemeinschaft bekommen die Besucher die Möglichkeit, ihr Handy zu laden, zu duschen, in die Kleiderkammer zu gehen. Ein Haarschnitt wird ebenfalls angeboten. Kornelia und ihr Mann Jürgen Krämer sind nicht nur Leiter, sondern auch Seelsorger. Mit ihrem Team, zu dem die Sozialberaterin Katja Dzikowski gehört, unterstützen sie die Menschen in ihren alltäglichen Problemen und Fragen.

Die Heilsarmee begegnet allen Menschen gleich, ohne Ansehen der Person. „Zu uns kommen Deutsche und Mitbürger aus vielen Nationen. Jeder ist willkommen“, bekräftigt Kornelia Krämer. Ihr Wunsch: „Wenn die verschiedensten Menschen aus ebenso verschiedenen Gründen den Weg zu uns finden, wäre es schön, wenn sich die sozialen Schichten mehr mischen. Unseren Besuchern würde das sehr helfen, sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Das ist unser aller Anliegen und Aufgabe.“ Nicht zuletzt sei es eine bereichernde Erfahrung für jeden Menschen, über den eigenen sozialen Tellerrand hinauszuschauen.

 

BU für Pressefoto:
Obdach ist nicht alles: Heilsarmee begleitet Menschen aus der Wohnungslosigkeit in ein stabiles Leben / Die Heilsarmee half, dass Jürgen Koch und sein Hund Snoopy zusammenbleiben können.
Die Verwendung dieses Bildes ist für redaktionelle Zwecke honorarfrei. Veröffentlichung bitte unter Quellenangabe: "Die Heilsarmee in Deutschland/André Wirsig"

Zurück

Als internationale Hilfsorganisation und evangelische Freikirche arbeitet die Heilsarmee in 132 Ländern. Sie zählt über 1,8 Millionen Mitglieder. Weltweit leistet die Heilsarmee eine umfangreiche geistliche und soziale Arbeit in ihren Gemeinden und Sozialzentren. In Deutschland, Litauen und Polen gibt es 41 Gemeinden mit mehr als 1.200 Mitgliedern sowie 19 soziale Einrichtungen mit weiteren angegliederten Angeboten.

Die Heilsarmee ist für ihre umfangreiche soziale und karitative Arbeit auch auf Spenden angewiesen. Spendenkonto der Heilsarmee bei der Bank für Sozialwirtschaft: IBAN DE82 3702 0500 0004 0777 00. Die Heilsarmee ist Mitglied des Deutschen Spendenrates und trägt dessen Spendenzertifikat.