Das richtige Maß des Gebens

Auf ein Wort mit Gott

Frank Honsberg ist Leiter der Heilsarmee in Naumburg
Frank Honsberg ist Leiter der Heilsarmee in Naumburg

Die Bibel hat Antworten auf alle Anliegen unseres Lebens. Heilsarmee-Major Frank Honsberg erörtert heute eine zentrale Fragestellung aus christlicher Sicht: Das richtige Maß des Gebens.

Arme wird es immer bei uns geben, sagt Jesus in der Bibel. Demzufolge gilt der Spruch der bekannten Baumarktkette auch für uns: „Es gibt immer was zu tun.“ Nur, der Yippie-ya-yeah-Jubel bleibt aus. Denn wo fängt man an und wo hört man auf? Die Not um uns herum scheint immer größer zu werden. Da kann es leicht passieren, dass wir unser Herz verschließen, weil wir ja schließlich nicht die ganze Welt retten können.

Das Buch der Sprichwörter (Sprüche) ist eine von 66 Schriften der Bibel und enthält eine ganze Fülle von Weisheiten, die für Gesellschaft, Berufswelt und unsere Beziehungen zu Mitmenschen und zu Gott wertvolle Hinweise geben. Im 3. Kapitel dieses Buchs heißt es: „Weigere dich nicht, dem Bedürftigen Gutes zu tun, wenn deine Hand es vermag.“

Die Aufforderung setzt anscheinend voraus, dass wir um Hilfe angefragt werden. Bedeutet das, ich soll jedem, der mich um einen Euro anbettelt, einen geben? Vielleicht. Aber möglicherweise ist das gar nicht das Gute, das hier gemeint ist. Meine Hand kann vielleicht etwas ganz anderes tun. Etwas, das mehr ist als die erbetene Gabe.

So denke ich zum Beispiel an den Lehrer, der vor vielen Jahren als Student in London unterwegs war. Als er seinen Rucksack mit Geld und allen Papieren verlor, irrte er orientierungslos durch die große, fremde Stadt. Er traf auf einen Mann von der Heilsarmee, der ihn nicht etwa in eine Einrichtung brachte, sondern zu sich nach Hause einlud. Nach ein paar Übernachtungen und weiteren Hilfestellungen kam er wieder alleine zurecht.

Was soll ich geben? Was ist das richtige Maß? Das Maß ist nicht die Not der ganzen Welt. Maßgeblich ist auch nicht, was ein anderer links oder rechts von mir tun kann, sondern, was meine Hand zu geben vermag.

Übrigens unterscheidet diese Aufforderung nicht, ob die Bedürftigkeit selbstverschuldet ist oder durch unglückliche Umstände entstanden ist. Jeder von uns könnte einmal auf die eine oder andere Weise in Not geraten. Wären wir dann nicht dankbar, wenn ein anderer uns einfach nur Gutes tun würde, wie es seine Hand vermag?

„Weigere dich nicht, dem Bedürftigen Gutes zu tun, wenn deine Hand es vermag. Sprich nicht zu deinem Nächsten: Geh hin und komm wieder; morgen will ich dir geben –, wenn du es doch hast.“

Zurück