Erfahrungsbericht Notübernachtung Nürnberg

„Schlafen mit Wohlfühlfaktor“

In meiner „Straßenkarriere“ bin ich durch ganz Deutschland getingelt. So habe ich auch viele Übernachtungseinrichtungen in unserer Republik kennen gelernt. Meine Erfahrungen waren nicht immer gut. Oft waren sie sogar ziemlich schlecht. So schlecht, dass man nach einer Übernachtung wusste, dass „Platte machen“ auch einige Vorteile hat.

In einem Zimmer mit zwölf Leuten, in einem Keller auf dem Boden, in einem Weltkriegsbunker ohne Fenster, mit einer Toilette und einer kaputten Dusche für zwanzig Leute. Auf die Begegnungen mit Kakerlaken, Maden und anderem Getier, will ich gar nicht näher eingehen. Fakt ist, eine gute Übernachtung ist schwer zu finden.

Als ich jetzt wieder meine Zelte hier in der Heilsarmee aufschlug und hörte, dass in der Gostenhofer Hauptstraße 53, seit letztem Jahr eine ganzjährig betriebene Übernachtung eröffnet hat, war ich natürlich neugierig. Zufälligerweise bekam ich dort einen Job als Mülleinsammler und „Bettenaufschüttler“ (Frau Holle lässt grüßen). Eine erste Führung bekam ich dann von unserem Hauswirtschaftsmitarbeiter Jürgen Groß. Ich war echt begeistert. Ich hab ja noch die Bilder im Kopf, wenn im Winter im Speisesaal Feldbetten aufgestellt wurden, weil die Einrichtung zwar voll war, aber abends niemand abgewiesen wurde. Das fand ich schon klasse von der Heilsarmee! Dass man sich aus dieser Problemlage heraus entschieden hat, eine zusätzliche Übernachtung einzurichten, freut mich sehr. Da muss man den Verantwortlichen auch mal Respekt zollen und Danke sagen. Eine tolle Idee mit einem prima Ergebnis.

Die Übernachtung verfügt über dreißig Plätze. Es gibt einen abgetrennten Frauenbereich mit sechs Plätzen. Aufgeteilt in zwei große Zimmer mit jeweils drei Betten. Zwei Duschen und zwei Toiletten stehen den Damen exklusiv zur Verfügung.

Der Männerbereich mit vierundzwanzig Plätzen teilt sich in zwei identische Stockwerke auf. Jedes Stockwerk hat sechs Zimmer mit jeweils zwei Betten, drei Duschen, vier Toiletten und einem Aufenthaltsraum.

Die Gesamtanzahl von acht Duschen und zehn Toiletten für dreißig Gäste, würde ich aus meiner Erfahrung heraus schon als luxuriös bezeichnen. Das kann man schon fast als Spa-Bereich verkaufen.

Für jeden Übernachter gibt es ein richtiges Bett, einen Nachttisch und einen kleinen Kleiderschrank, der mit einem selbst mitgebrachten Vorhängeschloss sogar abschließbar ist. Die gesamte Einrichtung und das Mobiliar sind neuwertig und sehen auch so aus. Da haben unsere Handwerker ganze Arbeit geleistet. Echt super. Auch die Sauberkeit ist mir gleich angenehm aufgefallen. Glaubt mir, dass ist in einer Übernachtung keine Selbstverständlichkeit.

Die Vergabe der Plätze erfolgt zentral über die Stadt Nürnberg, in der Großweidenmühlstraße. Dort bekommt man den erforderlichen Übernachtungsschein. Mit dem kann man abends zwischen 19.00 Uhr und 21.00 Uhr einchecken. Man bekommt frische Bettwäsche und ein Handtuch. Duschgel, Seife, Rasierzeug, und Zahnbürste sind auch kostenlos erhältlich.

Ein privater Sicherheitsdienst ist die ganze Nacht vor Ort, so dass einer ruhigen Nacht nichts im Wege steht. Vielleicht mal abgesehen von einem schnarchenden Zimmerpartner.

Morgens um 6.00 Uhr wird geweckt. Um 6.30 Uhr gibt’s noch heißen Tee und ein Lunchpaket, damit niemand hungrig in den Tag starten muss. Um 7.00 Uhr muss die Einrichtung verlassen werden.

Alles in allem, kann ich als inoffizieller Übernachtungstester sagen: „Angenehme, saubere Einrichtung. Bestes Haus am Platze. Sehr zu empfehlen. 5 Sterne!“

Autor: JP

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