Korps Siegen

Eine Gemeinde der Heilsarmee in Deutschland

Maske? Wieso Maske?

Loriot stellt einen Schauspieler dar und wird interviewt. Er hat sich auf die Rolle des Monsters spezialisiert: wirres Haar, vorstehende Zähne, irrer Blick, Sprachfehler. Es ist zum Gruseln und gleichzeitig zum Lachen. Am Ende des Interviews möchte der Moderator den echten, den wirklichen Schauspieler sehen. Er soll sich dem Publikum mit seinem wahren Gesicht zeigen. „Nehmen sie doch mal die Maske ab.“ Loriot schaut seinen Gesprächspartner völlig unverständlich an. Alles, was er zwischen seinen unförmigen Zähnen hervorbringt, ist: „Maske? Wieso Maske?“

Ein genialer Schauspieler oder ein bedauernswerter Mensch, der weder Schminke noch Maskenbildner braucht? Der Zuschauer wird mit dieser Frage allein gelassen. Es bleibt ihm nichts anderes übrig als zu Lachen.

Gelungener Gag oder nicht, was bleibt, ist die Frage: Maske? Wieso Maske? Ja, wieso eigentlich? Wieso können wir unsere Maske nicht ablegen? Wieso tragen wir überhaupt Masken?

Gerade in der Karnevalszeit lässt sich diese Frage leicht stellen, aber lässt sie sich auch leicht beantworten?

Denn wie es tief innen in mir aussieht, geht niemanden etwas an. Was verstecken wir denn hinter unserer Maske? Wenn wir ganz ehrlich sind: Wir verstecken uns selbst, und wenn wir noch ehrlicher sind, wir verstecken uns nicht nur vor den anderen, sondern in erster Linie vor uns selbst. Und schließlich verstecken wir uns vor Gott.

Diese Maskerade ist so alt wie die Menschheit. Die ersten „Kostüme“ der Menschheit waren die Schurze aus Feigenblättern, die sich Adam und Eva machten, nachdem sie ihre Nacktheit erkannt hatten. (Nachzulesen in der Bibel, 1. Buch Mose, Kapitel 3.)

Müssen wir uns maskieren, weil wir uns sonst so nackt vorkommen? Ich glaube, ja. Wir können unsere eigene Unzulänglichkeit nicht ertragen und müssen sie mit irgendetwas kaschieren.

Es mag sein, dass es einfacher ist zu sagen: „Es geht mir gut“, als sofort jedem die kleinen und großen Probleme mitzuteilen. Es mag sein, dass der Frager gar nicht wirklich an uns und unserem Ergehen interessiert ist. Es mag sein, dass nicht alles, was wir auf dem Herzen haben, dazu geeignet ist, dem anderen mitgeteilt zu werden. Aber sollten wir uns nicht angewöhnen, ehrlicher vor uns selbst und vor anderen zu sein?

Luther und nach ihm viele andere haben gesagt: Die Schwächen der „Heiligen“ segnen mich mehr als ihre Stärke. Kann es sein, dass vermeintliche Stärke nur übertünchte Schwäche ist?

Generalin Eva Burrows (internationale Leiterin der Heilsarmee von 1986 – 1993) erzählte folgende, für mich fast unglaubliche Geschichte:

Bei einem Aufenthalt in Afrika besuchte sie eine Familie in ihrer Holzhütte. Als sie sich gegen die Wand lehnte, gab diese nach und die Generalin fand sich außerhalb des Hauses wieder. Was war geschehen? Termiten hatten die aus Holz bestehende Wand völlig aufgefressen. Es war nur noch Farbe übrig geblieben. Reine Fassade hält eben nicht, was sie verspricht.

„Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; Gott aber sieht das Herz an.“ 1. Samuel 16,7

Wenn Gott schon hinter die Maske sieht, können wir sie doch weglassen. Wenn Gott schon hinter die Fassade blickt, können wir dann so tun, als wäre alles in Ordnung?

Welche Maske Sie abnehmen müssen, wissen wahrscheinlich nur Sie allein. Ich kann von mir sagen: Es ist befreiend, Maske und Fassade fallen zu lassen und vor Gott, vor mir selbst und vor anderen ehrlich zu werden.

Major Alfred Preuß

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