Nachhaltig Gutes kaufen in Solingen

"Zweite-Chance"-Laden der Heilsarmee offiziell eingeweiht

Das ehrenamtliche Team mit seiner Leiterin Heike Oesterlen.

Am 10. November wurde der „Zweite-Chance“-Laden in Solingen offiziell eröffnet. Ein Termin, der mich besonders interessiert hat, denn vor 40 Jahren durfte ich den ersten Heilsarmee-Kleiderladen in der Stadt eröffnen. Was sich dank des Engagements vieler Menschen seitdem daraus entwickelt hat, ist beeindruckend.

Schon vor dem Start des Eröffnungsprogramms kam ich mit Monika, einer der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen der „Zweite Chance“, ins Gespräch: „Was hat Sie dazu veranlasst, hier ehrenamtlich mitzuarbeiten?“ Ihre Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. „Ich habe vor vielen Jahren eine schwere Erkrankung überstanden und wollte aus Dankbarkeit für meine Genesung Gott etwas zurückgeben.“ Im Gebet bat sie Gott, ihr einen Platz zu zeigen, an dem sie anderen Menschen helfen könne. Kurz darauf ging sie wieder einmal in den Kleiderladen. Die damalige Leiterin sprach sie an: „Sie kommen doch schon so lange hierher, haben sie nicht Lust mitzuarbeiten?“ Monika sagte sehr gerne zu: „Hier habe ich meinen Platz gefunden.“ Inzwischen arbeitet sie schon seit 20 Jahren ehrenamtlich mit und freut sich über die neuen Räume.

Neue Räume, neue Möglichkeiten

Die wurden auch dringend gebraucht, denn der bisherige Kleiderladen im Heilsarmee-Gebäude platzte aus allen Nähten. Seit dem Start vor 40 Jahren war aus der bescheidenen Kleiderausgabe eine Solinger Institution mit vielen Besuchern geworden. Schon länger war klar: Ein neues, größeres Ladenlokal muss her. Die Suche war nicht einfach, aber erfolgreich. Im letzten Sommer konnte die Heilsarmee ein Ladenlokal direkt gegenüber des bisherigen Geschäfts. Die neuen Räume können sich nicht nur sehen lassen, sondern bieten auch viele Möglichkeiten. Es gibt einen großen, hellen Verkaufsraum, ein geräumiges Lager, in dem die Kleider- und Sachspenden vorsortiert werden können und einen schönen Nebenraum, in dem zukünftig Gruppenstunden stattfinden sollen.

Zweite Chancen für Waren und Menschen

Bei der Eröffnungsfeier wurden die Gäste mit Blasmusik empfangen. Schnell füllten sich Räume. Leiterin Heike Oesterlen stellte in ihrer Begrüßungsrede das Konzept der „Zweiten Chance“ vor: „Wir wollen bedarfsorientiert sein. Dabei geht es um Second-Hand-Ware, aber wir haben den ganzen Menschen im Blick.“ Das nicht nur Ware eine zweite Chance braucht, betonte Major Achim Janowski vom Hauptquartier der Heilsarmee in Köln. Er erinnerte an Menschen, denen er begegnet sei und bei denen es sich gelohnt habe, ihnen eine zweite Chance zu geben. Da, wo es Begegnungen gebe, wo Austausch stattfinde und wo Menschen Rat und Tat finden könnten, gebe es die Möglichkeit neu anzufangen, so Janowski. Der Major schloss mit einem Bibelvers aus dem 1. Korintherbrief, 13,13: „Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.“ In dieser Liebe sollten wir dem Anderen begegnen.

Solingen profitiert vom Einsatz der Heilsarmee

Hansjörg Schweikhart, Bezirksbürgermeister des Stadtbezirks Solingen-Mitte, machte auf die wachsenden Probleme in der Gesellschaft aufmerksam: Einsamkeit, Armut, Hoffnungslosigkeit. Er zitierte den Gründer der Heilsarmee William Booth, der einmal gesagt hat: „Einem hungrigen Bauch kann man nicht predigen.“ Der Heilsarmee dankte Schweikhart für ihren Einsatz zum Wohle der Solinger und für ihr Engagement, Not in jeder Form zu begegnen. Jan Welzel, Sozialdezernent der Stadt Solingen, bedankte sich für die große ehrenamtliche Leistung, ohne die der Aufbau und der Unterhalt eines solchen „Zweite-Hand-Ladens“ nicht möglich wäre.  Welzel outete sich auch selbst als Freund von guter, gebrauchter Kleidung: Das Jackett, das er bei der Eröffnungsfeier trug, hatte er aus zweiter Hand gekauft.

Blicke in die Vergangenheit und in die Zukunft

Als Zeitzeuge kam ich auch selbst während der Feier zu Wort: Ich durfte von den Anfängen des Kleiderverkaufs in den Räumen der Heilsarmee in Solingen berichten. Und von den Menschen, die den Start damals möglich gemacht haben. Eine von ihnen war Käthe Seelbach, die 25 Jahre ehrenamtlich im Kleiderladen gearbeitet und sich erst mit über 90 zur Ruhe gesetzt hat. Die neuen Korpsleiter, die Kandidaten Lydia und Robert Beckert, rundeten die Eröffnungsfeier mit Gebeten und Segen ab. Sie bezogen sich auf Psalm 127,1 „Wenn der HERR nicht das Haus baut, so arbeiten umsonst, die daran bauen. Wenn der HERR nicht die Stadt behütet, so wacht der Wächter umsonst.“

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