Menschen zusammenbringen
Der Suchdienst ist zwar ein kleinerer Bereich unserer Arbeit, doch er verändert jedes Jahr das Leben vieler Menschen. Aus ganz verschiedenen Gründen verlieren manche ihre Verwandten aus den Augen. Ob ein Eltern- oder Großelternteil, Geschwister oder Kinder, ein verlorener Kontakt, vor allem über Landesgrenzen hinweg, ist ohne Hilfe schwer wieder herzustellen. Der Suchdienst der Heilsarmee hilft durch Erfahrung und gute Netzwerke ins Ausland, Menschen wieder zusammenzuführen. Drei Berichte erzählen über diese wichtige Arbeit:
„Anfang März 2023 erhielten wir das besorgte Schreiben einer Mutter, die ihren Sohn vermisste. Er hatte Deutschland im Februar 2018 verlassen, um in Sydney, Australien, ein theologisches Studium zu beginnen. Der letzte Kontakt zu ihm war ein Telefonat mit seinem Bruder im Februar 2022. Wir schrieben die theologische Hochschule in Sydney an und baten um Mithilfe, wurden aber aus Datenschutzgründen abgewiesen. Man versprach uns aber, unser Schreiben an die letzte bekannte Adresse des Gesuchten weiterzuleiten. In seinem Telefonat mit dem Bruder hatte der Gesuchte auch erwähnt, dass er sich nicht nur in Sydney aufhielte, sondern von Zeit zu Zeit eine kleine Freikirche in Wollongong besuche. Anfang April schrieben wir an fünf Freikirchen in Wollongong (darunter auch ein Heilsarmeekorps), aber wieder ohne Erfolg. Eine Antwort nach der anderen erreichte uns mit dem Hinweis, dass man den Gesuchten nicht kennen würde. Er hatte in seinen Gesprächen am Telefon auch angegeben, dass sich eine freundschaftliche Verbindung zu einer Familie 260 km südlich von Sydney entwickelt hatte, die er in seiner Freizeit ab und zu besuchte. Trotz intensiver Recherchen gelang es nicht, diese Familie zu finden. Auch wenn es schwer fällt, muss man den Suchenden oftmals empfehlen, sich auf eine längere Zeit des Wartens einzustellen, weil sich manches Mal völlig unerwartet eine Tür auftut. Und so geschah es am 28. August. Die Mutter erhielt einen Telefonanruf von ihrem Sohn, der ihr mitteilte, dass es ihm bisher durch Long Covid nicht möglich gewesen war, sich bei ihr oder bei uns - er hatte unsere Schreiben alle erhalten - zu melden. Jetzt befindet er sich auf dem Weg der Besserung und seine Mutter schrieb uns, dass sie große Erleichterung und Dankbarkeit nach dieser langen Zeit der Ungewissheit empfinde. Am Schluss ihres Schreibens bedankte sie sich noch einmal für unsere Unterstützung."

„In einer anderen Suche in Australien bat uns eine besorgte Mutter, den Kontakt zu ihrer Tochter herzustellen. Diese lebte mit einem Freund in North Albury. Da die Tochter Drogenprobleme hatte, war ihr Sohn der Großmutter in Deutschland anvertraut worden, die nun wissen wollte, wie es der Tochter geht, nachdem sich diese viele Wochen nicht mehr gemeldet hatte. Wir versuchten Kontakt zu Heilsarmee-Kolleginnen oder -Kollegen in den betreffenden Orten herzustellen, in denen wir Menschen suchen. Dies gelang relativ schnell. Der betreffende Heilsarmeeoffizier (Gemeindeleiter) vor Ort suchte die Tochter auf und konnte der Mutter berichten, dass sie erkrankt war und sich deswegen nicht bei der Mutter gemeldet hatte. Darüber hinaus stellte unser Offizierskollege fest, dass die Tochter einige persönliche Probleme hatte, bei denen ihr aber die Heilsarmee behilflich sein konnte, so dass sich über die Suche hinaus auch eine soziale Betreuung durch die Heilsarmee für die Frau entwickelte."
„Oftmals dauert die Suche nach einem Vermissten sehr, sehr lange. Im Jahr 2016 erhielten wir die Anfrage eines Mannes aus Hamburg, der seinen Vater in Großbritannien suchte. Sieben Jahre später teilten mir meine britischen Kolleginnen und Kollegen mit, dass die Tochter des Gesuchten sich bei ihnen gemeldet habe. Der Gesuchte war in der Zwischenzeit im November 2022 leider verstorben, aber seine Tochter hatte in seinem Nachlass die Briefe unseres britischen Suchdienstbüros gefunden und zu unserem Londoner Suchdienstbüro Kontakt aufgenommen. Dieses wandte sich an uns und wir konnten dem Auftraggeber mitteilen, dass er eine Halbschwester hat, die ihn gerne kennenlernen möchte. Nun haben die beiden erste Kontakte aufgenommen und nach sieben Jahren konnte ein Suchauftrag doch noch abgeschlossen und Familienangehörige zusammengeführt werden, auch wenn das Ende der Suche so ganz anders war, als erwartet."