von 0 Kommentare

Anders - aber genau richtig!

23. August 2013

Ich bin 27 Jahre alt. Meine beste Freundin ist fast 60. Eine andere, sehr gute Freundin wurde dieses Jahr 80. Ich war schon immer eine „alte Seele“ und auch wenn ich noch ziemlich jung bin, kann ich nicht sagen, dass ich den Social-Media-Fimmel verstehe. Ich bin nicht auf Facebook. Ich sehe das kleine Logo von StumbleUpon und habe keine Ahnung, was es bedeutet. Und ich lerne gerade erst die SMS-Sprache.

Junge Frau macht das V-Zeichen.Ich mag mich so, wie ich bin. Ich möchte niemand anders sein. Aber manchmal fühle ich mich ausgeschlossen. Bei Klassentreffen falle ich immer aus der Reihe. Ich war die erste, die geheiratet hat, die erste, die Kinder bekam. Ich nehme an, ich habe die Zeit der guten Freundschaften verpasst, die alle auf dem College hatten. Ich war immer die Komische. Heute bin ich die Beraterin und manchmal auch die „Spaßbremse“, wenn ich finde, dass man eine Entscheidung überdenken sollte.

Deswegen verpasse ich all die „lustigen“ Sachen wie: „Sehen meine Beine mit diesem Kleid länger aus?“ und: „Lässt dieser Lippenstift meine Augen nicht zu sehr hervortreten?“ Diese normalen, alltäglichen Mädchensachen eben. Manchmal habe ich das Gefühl, es läuft eine Party, zu der man mich vergessen hat einzuladen. Natürlich bin ich immer froh, wenn ich jemandem sagen kann, ob es nach der Bibel in Ordnung ist, sich tätowieren zu lassen. Und noch lieber begleite ich jemanden durch eine schwierige Lebensphase. Doch oft vermisse ich es, einfach nur eines der Mädchen zu sein.

Fühlen Sie sich auch manchmal ausgeschlossen? Das betrifft offenbar nicht nur diejenigen, die mit pinkfarbenen Haaren und Plateaustiefeln im Takt eines Punkrock-Trommlers gehen. Ballerinas und verwaschene Jeans, Anzüge und Slipper, Uniformen und Turnschuhe, Tätowierungen und Ketten. Wir alle fühlen uns manchmal anders. Es gibt keine Standardmenschen auf der Erde. Gott hat uns in einer wunderbar bunten Vielfalt gemacht. Und nicht jeder befindet sich im Rahmen dessen, was die Welt als normal betrachtet.

„Ich werde nie die erste Wahl sein.“

Ich weiß, dass ich nie die erste Wahl für eine spontane Einladung zum Essengehen unter jungen Frauen sein werde. Mit vier Kindern ist eine solche Spontaneität nicht möglich. Ich bin keine, die einer anderen sagen kann, wie süß dieses Kleid ist, denn ich werde ihr sagen, dass es zu kurz ist. Ich kann ihr nicht sagen, ob ihr neuer Freund ein Volltreffer ist, denn ich habe nur Augen für meinen Mann. Man wird mich nicht so schnell nach Hause einladen, um zusammen mit dem Wii zu spielen, denn ich kann nicht einmal mit dem Gerät meiner Kinder umgehen. Und man kann mir nicht auf Twitter folgen, denn ich weiß nicht, wie das funktioniert.

Als ich älter wurde, musste ich mich von dem Anspruch verabschieden, „hineinzupassen“, denn das werde ich wahrscheinlich nie. Ich musste auf die harte Tour lernen, dass es eigentlich kein Geschenk an uns selbst ist, wenn wir uns so annehmen, wie wir sind. Uns anzunehmen ist in Wirklichkeit ein Geschenk an unseren Schöpfer. Ich erinnere mich, dass ich mich als kleines Mädchen sehr bemüht habe, mich anzupassen. Ich hatte knubbelige Knie und Sommersprossen. Ich lebte quasi in der Bücherei. Ich war nicht sportlich. Dann schloss ich mich der Basketballmannschaft an, weil ich hoffte, zu mögen was meine Freundinnen mochten. Aber, um ehrlich zu sein, ich war miserabel. Ich warf die gesamte Saison keinen einzigen Korb und in der Verteidigung hatte ich panische Angst vor der gegnerischen Mannschaft. Jedes Mal, wenn ein Spiel begann, musste ich jemanden bitten, mich zu erinnern, welches unser Korb war.

Eine Lücke, genau in meiner Größe

Als ich älter wurde, merkte ich auch: Wenn ich versuche, die Ränder des Puzzleteils, das ich bin, selbst zu ändern, passe ich erst recht nirgends mehr hinein. Doch so, wie Gott mich gemacht hat, gibt es irgendwo in der Welt eine Lücke genau in meiner Größe, die nur für mich gedacht ist. Ich staune jeden Tag, wie Gott mich gebrauchen kann, um Menschen zu erzählen, wie wunderbar er ist. Und zwar anhand der Dinge, die ich damals in der Bücherei las und der peinlichen Erfahrungen aus meiner Jugend, die anderen zeigen, dass sie nicht alleine sind.

Versuchen Sie, Ihr Puzzleteil zu verändern, um hineinzupassen? Schauen Sie lieber noch einmal genauer hin, bevor Sie das tun. Von Ihrem Standpunkt aus mag es unbedeutend erscheinen, doch das liegt daran, dass Sie keinen Überblick haben wie Gott. Von oben sieht die Erde blau, grün und weiß aus. Weiße Wolken tanzen über arktischen Ozeanen und an Berghängen aufgereihte Bäume verstärken den Eindruck von Tiefe. Man könnte meinen, dass Gott ein einzelnes Teil nicht vermissen würde. Doch die Wahrheit ist, dass niemand anders Ihren Platz einnehmen kann. Gott braucht Sie genau so, wie Sie sind, um das Bild zu vervollständigen. Sie haben eine Bestimmung. Ihre Vorlieben, Abneigungen und Eigenarten sind alle ein Teil dessen, was Sie besonders und interessant macht.

Ich bin ein mütterlicher Typ. Diese Rolle ist nicht immer schillernd oder beliebt, aber es ist genau mein Ding. Sind Sie jemand, der so ziemlich alles im Haus reparieren kann? Sind Sie jemand, der einen unverschämt leckeren Apfelkuchen backt und ihn, einfach nur so, bei den Nachbarn vorbeibringt? Sind Sie ein Witzbold? Sind Sie ein Künstler? Sind Sie jemand, der jedem zulächelt, auch wenn sein Lächeln nicht erwidert wird? Oder sind Sie noch einmal ganz anders?

Wer auch immer Sie sind, Gott hat einen Platz in dieser Welt, den nur Sie ausfüllen können.

Brooke Keith
HM 2013-17

aus der US-amerikanischen
Heilsarmeezeitschrift „The War Cry“
Fotos: Wodicka (Puzzle),
DBPics - Fotolia.com

Zurück