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Die Goldene Regel

„Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch! Das ist das Gesetz und die Propheten", Matthäus 7,12.

Bobby kam sehr aufgeregt von der Schule nach Hause. „Mama, die Lehrerin hat uns heute in der Schule alles über die Goldene Regel erklärt." „Und was ist die Goldene Regel?", fragte seine Mutter. Bobby holte tief Luft und verkündete aus tiefster Überzeugung: „Wenn euch die anderen etwas tun, dann tut es ihnen auch."

Es kostete seine Mutter etwas Zeit und Mühe, dieses philosophische Missverständnis aufzuklären, das tatsächlich auch ein theologisches Missverständnis ist. Diese Aussage – die Goldene Regel – geht auf das Neue Testament zurück und auf etwas, das Jesus zu seinen Nachfolgern sagte.

Er lehrte die Menschen, wie sie miteinander umgehen sollten. In einer Gesellschaft, in der das Gesetz „Auge für Auge und Zahn um Zahn" galt, das eine exakte und gerechte Vergeltung für Verbrechen gegen eine Person vorsah, ermutigte Jesus seine Jünger, einander zu lieben und anderen zu vergeben. Er riet ihnen, sich nicht zu rächen, sondern andere so zu behandeln, wie sie selbst behandelt werden möchten.
 
Später im Matthäusevangelium sagte Jesus: „‚Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt'. Dies ist das höchste und größte Gebot. Das andere aber ist dem gleich: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst'", Matthäus 22,37-39.
 
Unsere „Nächsten" sind einfach die Menschen, die wir kennen und mögen. Jesus sagte seinen Nachfolgern aber auch: „Liebt eure Feinde", Matthäus 5,44, und nicht nur die, „die euch lieben", Matthäus 5,46.
 
Die Goldene Regel ist nicht immer leicht umzusetzen. Sie ist aber eine Alternative zum Aufrechnen von Recht und Unrecht. Sie weist auf eine Großzügigkeit – und keine Kleinlichkeit – des Geistes hin. Sie zeigt eine andere Art zu leben.
 
Philippa Smale/HM

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