von 0 Kommentare

Drei Alkoholiker

Kapitel 12 aus „Begegnung mit Jesus“

„Ist da die Heilsarmee?“

„Ja.“

„Können Sie mir helfen? Mein Schwiegersohn ist Alkoholiker und trinkt jetzt seit zehn Tagen ununterbrochen. Er lässt sich total gehen und kommt nicht einmal mehr aus dem Bett. Die Ärzte haben ihn schon aufgegeben und ich weiß nicht, was ich noch machen soll. Sie sind meine letzte Hoffnung. Könnten Sie vorbeikommen und ihn sich einmal ansehen?“

Ich hatte gerade eine Stunde frei. So sprang ich ins Auto und fuhr die drei Kilometer zu dem Dorf betend: „Herr, bitte hilf. Wenn selbst die Fachleute ihn aufgegeben haben, was kann ich dann schon tun?“

„Er heißt Mick, er ist oben in seinem Zimmer“, erklärte mir Lucy, die mich an der Tür begrüsst hatte. Es war ein großes, schickes Hauses mit einem schön  gepflegten Garten und einer makellosen Grünfläche.

„Weiß er, dass ich hier bin?“, fragte ich. Sie verneinte. Ich bat sie, hinaufzugehen. Sie solle ihn fragen, ob ich hochkommen dürfe. Sie kam wieder runter und meinte, er sei einverstanden.

Ich klopfte an, trat ein und sagte: „Hallo.“ Mit meinen über eins achtzig kann man nicht sagen, dass ich klein bin. Doch Mick war fast einen Kopf größer als ich. Und dazu noch Kampfsportexperte.

Bei meinem Anblick platzte Mick sofort heraus: „Ich glaube nicht an Gott oder an Religion.“

Da es keinen freien Stuhl gab, fragte ich ihn, ob ich mich an sein Fußende setzen dürfe. Er nickte. Ich setzte mich und stellte mich kurz vor. Mick war Ende vierzig, unrasiert, hatte dicke Brillengläser, einen Uniabschluss und einen guten Beruf - er war Chemiker bei einem großen Unternehmen.

Wir plauderten ein wenig. Ich erfuhr, dass seine Frau ihr gemeinsames Haus verkauft hatte. Auch seine Schwiegermutter Lucy hatte ihr Haus verkauft, damit sie sich gemeinsam etwas Größeres leisten konnten. Alles war gut. Bis seine Frau zwei Jahre zuvor erkrankte und tragischerweise starb. Das hatte Mick völlig aus der Bahn geworfen und er begann heftig zu trinken.

Während wir uns ein bisschen besser kennenlernten, bemerkte ich einige Beatles-CDs neben dem Radio/CD-Player. Wir sprachen über die Popmusik unserer Jungend. Schließlich war Mick nicht we­sentlich jünger als ich. Ich ließ ihn wissen, dass ich mir Sorgen um ihn machte, und dass ich ihn gerne wieder besuchen wür­de, wenn er das wollte. Dann fragte ich, ob ich ein Gebet mit ihm sprechen dürfe. „Ich weiß, Sie halten das alles für totalen Quatsch. Aber lassen Sie sich einfach darauf ein, wie ein Kind, das an den Weihnachtsmann glaubt. Könnten Sie das für mich tun?“ fragte ich. „Na gut!“, willigte er ein.

Mein Gebet war ein Eingeständnis meiner eigenen Machtlosigkeit, meiner Sorge für Mick und eine Bitte an den Herrn, etwas zu unternehmen. Mitten in meinem Gebet brach Mick plötzlich in Trä­nen aus, sodass ich mich nur noch schwer konzentrieren konnte. Er weinte nicht nur, er schluchzte regelrecht. Als ich fertig war, ließ er sich überhaupt nicht mehr  trösten. Tränenüberströmt dankte er mir für meinen Besuch. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, gab ihm einfach die Hand und ließ ihn weinend zurück. Unten an der Treppe wartete Lucy schon auf mich.

Sie führte mich in die Küche und wollte wissen: „Was in aller Welt ist da oben los?“

„Er weint“, entgegnete ich.

„Was meinen Sie damit? Mick weint nie. Nicht einmal, wenn er betrunken ist.“

„Naja, jetzt weint er aber“, gab ich zurück.

„Das verstehe ich nicht. Was haben Sie gemacht?“

„Ich habe gar nichts gemacht, nur gebetet“, antwortete ich.

Lucy, um die 80, erzählte mir ihre Geschichte. Mick war schon eine ganze Weile nicht mehr zur Arbeit gegangen, wurde aber noch weiterbezahlt. Leider versoff er sein ganzes Geld, statt das Haus abzubezahlen. Das machte ihr ziemlich Sorgen. Ich versuchte sie zu trösten und aufzubauen. Aber ich spürte, dass ich keine wirkliche Lösung für sie hatte. Ich konnte lediglich zuhören und meine Besorgnis ausdrücken. Wenn sie das wünschte, würde ich sie jederzeit wieder besuchen, ich wolle mich aber nicht aufdrängen.

Eine Woche später rief ich Lucy an, da ich nichts mehr von ihr gehört hatte. Ich wollte sie wissen lassen, dass ich sie nicht vergessen hatte.

„Es ist ein Wunder, ein Wunder“, erzählte sie. „Was denn?“, fragte ich.

„Seit Ihrem Besuch hat er keinen Tropfen mehr getrunken“, gab sie zurück. „Er ist noch einige Tage im Bett geblieben, und dann hat er angefangen, wieder zu essen. Ein paar Tage später ist er aufge­standen, hat ein Bad genommen und sich rasiert. Jetzt steht er immer gleich nach dem Aufwachen auf, frühstückt und beschäftigt sich dann den ganzen Tag im Garten. Einfach unglaublich. Er hat bisher noch nie ohne Hilfe mit dem Trinken aufgehört.“

Am folgenden Sonntagnachmittag kam ich an ihrem Haus vorbei und klingelte. Lucy öffnete die Tür und umarmte mich gleich.

„Er ist immer noch nüchtern“, erzählte sie. „Wollen sie ihn sehen?“ „Natürlich!“, antwortete ich.

Sie führte mich in den Garten hinter dem Haus. Da saß Mick auf einem weißen Plastikstuhl an einem weißen Plastiktisch in der Sonne. Wir plauderten bei einer Tasse Tee. Er wirkte wie ein ganz neuer Mensch. Nach einer Stunde musste ich mich von ihm verabschieden. Ich hatte schließlich noch einen Abendgottesdienst vorzubereiten. Er fragte nach der Adresse des Heilsarmeesaals und wann der Gottesdienst sei.

„Vielleicht komme ich ja vorbei“, meinte er.

„Wenn Schweine fliegen lernen“, dachte ich bei mir. Bis dahin hatte ich selten erlebt, dass Alkoholiker ihre Versprechen hielten. Als Offizier traf man ständig auf Menschen, die sagten, sie würden zu unseren Treffen kommen und dann doch nicht auftauchten.

Ich ließ Mick im Garten zurück und hoffte, so unwahrscheinlich es auch sein mochte, dass er kommen würde. Für den Fall, dass er auftauchte, gingen meine Frau und ich extra früh zum Saal. Zu meiner Überraschung und großen Freude war Mick der Erste, der ankam. Er wartete vor der Tür und wir holten ihn herein und begrüßten ihn.

Am Ende der Predigt folgte wie immer mein Aufruf an alle, die Gottes Erlösung durch Jesus erfahren wollten. Er kam als  Erster nach vorne. Er kniete nieder. Während meine Frau zu ihm sprach, weinte er. Viele der Gemeindemitglieder gingen später auf ihn zu. Sie hießen ihn herzlich willkommen und baten ihm Unterstützung an. Er verließ das Treffen mit einem Lächeln im Gesicht.

In der Woche darauf fuhr ich wieder bei ihnen im Dorf vorbei und fand ihn wieder im Garten vor. Doch diesmal war der Empfang ein ganz anderer. Anstelle einer herzlichen Begrüßung hob er mahnend den Zeigefinger.

„Bevor Sie jetzt etwas sagen, lassen Sie mich eins ganz klarstellen. Bilden Sie sich ja nicht ein, Sie hätten mich jetzt bekehrt, oder so“, gab er mir in aggressivem Ton zu verstehen.

Ich war völlig überrumpelt und suchte nach den passenden Worten. „Mick, ich bekehre niemanden. Ich weiß auch nicht, was in Ihnen vorgeht. Ich weiß nur, dass Sie am Sonntagabend den lebendigen Gott getroffen haben. Und dass Sie diese Begegnung gut aufgenommen haben. Seitdem sind Sie aber anscheinend wieder etwas zurückgerudert. Wollen Sie vielleicht mit mir darüber reden?“

Er ließ das Thema auf sich beruhen. Dann entspannte er sich. Wir plauderten noch freundschaftlich über verschiedene Themen, bevor ich mit ihm betete und schließlich ging. Danach kam Mick nur noch gelegentlich zum Gottesdienst und entwickelte sich auch geistlich nicht weiter. Er fiel wieder an seinen Ausgangspunkt zurück. Er war nicht bereit, sich Gott zu ergeben und ihn in seinem Leben walten zu lassen. Außerdem fing er wieder an zu trinken.

Ich besuchte Lucy, die oft mit ihrer Weisheit am Ende war. Schließlich konnte sie ihn überzeugen, das Haus zu verkaufen. Mit dem Gewinn erwarb sie einen Bungalow. Mick kaufte sich ein kleines Reihenhaus. Ich besuchte ihn ab und zu. Dann betete ich und er weinte. War es sein Stolz, der ihn daran hinderte, sich ganz Gott hinzugeben? Ich lernte auch seine Eltern kennen. Ein liebenswürdiges Rentnerpaar, das ihn von ganzem Herzen liebte und sich große Sorgen machte. Sie überzeugten ihn immer wieder, komplett auszunüchtern. Dann ging es ihm einige Wochen lang gut, bevor er schließlich einen Rückfall hatte.

Ich sprach mit den Anonymen Alkoholikern vor Ort. Es wurde mir gesagt, dass man ihm nicht helfen könnte, solange er das nicht von sich aus wolle. Nichts machte mich so traurig wie der Anblick, wenn er mal wieder mit starrem Blick und einer Plastiktüte in der Hand, die sein Todesurteil enthielt, aus dem örtlichen Schnapsladen kam.

Eines Morgens rief mich seine Mutter an, die ihn sehr liebte. Er hatte sie gebeten, nicht mehr so oft vorbeizukommen. Es würde reichen, wenn sie nur am Wochenende vorbeikäme. Sie respektierte seinen Wunsch. Am vorherigen Sonntag wollte sie ihn besuchen. Sie fand ihn auf dem Teppich im Flur liegend. Er war tot. Einige Tage zuvor war er an seinem eigenen Erbrochenen erstickt.


Ich sah Eddie oft in der Stadt. Er erzählte mir dann immer gleich, dass er gläubiger Katholik sei und die Bibel las. Doch ich merkte schnell, dass er ein Alkoholproblem hatte. Er war in den Vierzigern und war einmal Koch bei der britischen Armee gewesen. Jetzt aber war er arbeitslos. Irgendwann bat er mich, ich solle doch für ein Ge­spräch bei ihm zu Hause vorbeikommen. Dort lernte ich seine Lebensgefährtin Claire kennen sowie auch ihre Hamster, Ratten und Wellensittiche. Die Wohnung stank erbärmlich. Sie stellten mir Fragen zu Jesus und zum Glauben. Ich schenkte ihnen eine Bibel und einen Film mit dem Titel ‘Jesus’, sein Leben und seine Taten gemäss dem Lukasevangelium. Sie erlaubten mir auch, mit ihnen zu beten.

Nach meinem Besuch kamen sie gelegentlich sonntags zum Gottesdienst und nahmen am Alphakurs im Korps teil. In der dritten Woche erschien Eddie betrunken beim Kurs. Den anderen Teilnehmern war das unangenehm und auch Claire war es peinlich. Nur mit Mühe konnte ich ihn überzeugen, wieder zu gehen.

Später rief er mich an und entschuldigte sich und erzählte mir, dass er jetzt eine Stelle hätte. Doch wenige Wochen später war er wieder arbeitslos. Ab und zu fand er eine Stelle und alles lief einige Zeit gut. Er war verlässlich, brachte gute Leistungen und seine Kochkünste wurden von seinen Arbeitgebern geschätzt. Dann griff er allerdings wieder zur Flasche und wurde jedes Mal wieder entlassen. Er kam nicht mehr zum Sonntagsgottesdienst. Gelegentlich rief er mich aber an. Oder wir trafen uns auf der Straße und er bat mich, vorbeizukommen. Ich besuchte ihn oft. Wir sprachen dann über sein Leben, seine Zukunft und darüber, dass er Hilfe brauchte. Dann betete ich immer mit ihm.

Wenn ich ihn vor dem Schnapsladen sah, versuchte er immer, seine Plastiktüte voller Flaschen zu verstecken. Manchmal war er für einige Wochen nüchtern, kam zu den Zusammenkünften und erzählte, er habe sich entschlossen, beizutreten. Claire verließ ihn und zog zu einem anderen Mann. Er verlor seine Wohnung und wurde obdachlos. Eines Abends wurde er von einer Gruppe Jugend­licher zusammengeschlagen und musste ins Krankenhaus.

Ich besuchte ihn dort. Er sah gar nicht gut aus. Ich flehte ihn an, mich zu besuchen, wenn er entlassen würde. Er kam aber nur einmal vorbei, um sich Essen abzuholen.. Später erfuhr ich, dass man ihn tot in einem Hinterhof aufgefunden hatte. Er hatte mit nur 43 Jahren einen Herzinfarkt gehabt.

 
Nach vielen leidvollen Jahren konnte Nigels Frau sein unsoziales Verhalten einfach nicht mehr ertragen. Sie warf ihn raus. Beide waren in den Fünfzigern und hatten zwei erwachsene Kinder. Sie war Schulleiterin einer Sekundarschule. Er war ein durchaus talentierter Lehrer für englische Literatur und Französisch und dazu noch ein begabter Gitarrist.

Er verbrachte eine Nacht in einem Obdachlosenheim und wurde am nächsten Morgen rausgeworfen, weil er sich nicht an die Regeln gehalten hatte. Da nahm er sich ein Zimmer in einem Hotel. Ich hörte das erste Mal von ihm, als mich der Hotelbesitzer anrief. Er erzählte von diesem Fremden, der ein Zimmer gebucht hatte und jetzt völlig geistesabwesend im Aufenthaltsbereich saß. Der Besitzer des Hotels machte sich Sorgen, dass er suizidgefährdet sein könnte. Als ich schließlich im nahegelegenen Dorf ankam, war Nigel schon wieder weg.

Ein oder zwei Tage später kontaktierte jemand einen unserer Heilssoldaten, der hinging und Nigel in einem erbärmlichen Zu­stand vorfand. Er willigte ein, sich in eine Unterkunft der Heils­armee in London bringen zu lassen und dort Hilfe für sein Alkoholproblem anzunehmen. Am selben Abend noch fuhren ihn der Heilssoldat und seine Frau nach London. Leider blieb Nigel auch dort nur eine einzige Nacht und war schon bald wieder zurück in unserer Stadt. Ich hatte ihn bis dahin noch nicht getroffen und hätte ihn auch nicht erkannt.

Freitagabends besuchte ich regelmässig einige Pubs in der Gegend und verteilte Exemplare unserer Zeitschrift ‘War Cry’. Eines Abends, bei der letzten Wirtschaft auf meiner Liste, ‘The Park Tavern’, kam ich  mit einigen Männern ins Gespräch, die an einem Tisch saßen. Sie waren alle sehr freundlich. Einer von ihnen erzählte mir, wie dankbar er der Heilsarmee war. Zwei Mitglieder, ein Ehepaar, hatten ihm vor kurzem geholfen. Ich wollte mehr wissen. Bald stellte ich fest, dass mein Gesprächspartner tatsächlich Nigel war, von dem ich in der Woche zuvor schon so viel gehört hatte. Er erzählte mir, dass er eine kleine Wohnung in der Stadt gemietet hatte. Ich fragte, ob ich ihn besuchen solle. Er freute sich und gab mir seine Adresse.

Nigel war ein netter, liebenswerter Mann. Als wir uns besser kennenlernten, sprachen wir oft über Literatur, das Weltge­schehen und Jesus. Manchmal war er über längere Zeit nüchtern und glaubte, er könne es alleine schaffen, obwohl ihm als intelligentem, wortgewandtem Mann völlig klar war, dass genau diese Strategie über Jahrzehnte eben nicht funktioniert hatte.

Irgendwann kam er auch zu einem Sonntagsgottesdienst. Er war so berührt, dass er gleich beschloss, jede Woche wiederzukommen. Ich besuchte ihn in der Woche und er fragte mich, ob einer von unseren Jugendlichen vielleicht Lust hätte, Gitarre zu lernen. Ich erzählte ihm von unserer neuen Gebetsgruppe. Er meinte, er wolle gerne mithelfen. Früher hatte er mal in einer Rockband gespielt.

Doch wie bei vielen Alkoholikern wurde aus all seinen guten Vorsätzen, so ehrlich sie auch gemeint waren, nichts. Er kam nur noch zweimal zum Gottesdienst.

Manchmal traf ich ihn freitagabends in der Kneipe und er ver­­sicherte mir dann wieder, dass er doch gute Vorsätze habe. Vor ihm stand sein bis zum Rand gefülltes Bierglas. Er bestand darauf, dass er kein Alkoholproblem mit Bier habe, nur mit harten Spirituosen. Ich besuchte ihn auch weiterhin zu Hause. Manchmal verschaffte ich mir sogar selbst Einlass. Dazu musste ich den Türschlüssel an einem Faden von innen durch den Briefkastenschlitz ziehen, da Nigel betrunken auf dem Teppich lag und er es nicht mehr zur Tür schaffte.

Oft schleppte ich ihn ins Bett, machte ihm Tee und setzte mich zu ihm. Manchmal weinte er. Doch wie die anderen zwei Männer schien auch er von seinem Stolz blockiert zu sein. Sie hatten alle eingesehen, dass sie ein Alkoholproblem hatten, und doch änderten sie ihr Leben nicht. In gewisser Weise wollten sie es wohl nicht wahrhaben. Selbst diejenigen, die zu den Anonymen Alkoholikern gingen, machten nur zeitweise Fortschritte, gingen irgendwann nicht mehr zu den Treffen und wurden rückfällig.

Eines Abends eröffnete mir Nigel, dass er seine Wohnung verkaufen und ein Cottage auf dem Land in Wales kaufen wolle. Er wollte wieder in seine Heimat zurück, wo er geboren war. Davon erhoffte er sich, dass es ihm beim Neuanfang helfen würde. Ich und einige andere hingegen, denen er am Herzen lag, waren da anderer Meinung. Er war den Menschen aus dem Korps, die ihn unterstützt hatten, dankbar und versprach, in Kontakt zu bleiben. Auch dieses Versprechen sollte er nicht halten. Ein Jahr später rief mich seine Frau an und überbrachte mir die traurige Nachricht, dass man ihn tot in seinem Cottage gefunden hatte und seinen Leichnam zurück in die Stadt bringen würde. Sie bat mich, den Trauergottesdienst abzuhalten, was ich auch tat. Ich lernte seine Frau und seine zwei Töchter kennen, eine liebenswürdige Familie, die voller Schuldgefühle war und viel Zuspruch brauchte. Jeder sprach auf seiner Beerdigung nur Gutes über ihn und war bestürzt über diesen sinnlosen Verlust eines so­ begabten Mannes.

Drei Todesfälle durch Alkoholismus in weniger als 18 Monaten. Liebe hat ihren Preis - und nur wer wirklich liebt, kennt die wahre Last und den wahren Schmerz.

Zurück