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Ein Regenbogen scheint durch den Regen

Kapitel 1 aus „Begegnung mit Jesus“

Wir waren gerade einmal sechs Wochen in unserem neuen Korps (Gemeinde) und Wohnort, da wurde ich mit Hirnhautentzündung ins Krankenhaus eingeliefert. Es waren ohnehin harte Zeiten für uns. Wir hatten drei kleine Kinder unter zwanzig Monaten, eine neunjährige Tochter und einen elfjährigen Sohn mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung. Das Haus, in dem wir wohnten, verfiel zusehends, und auch das Korps war allgemein in einem schlechten Zustand – einige Leiter waren zurückgetreten und die Gemeinde war beträchtlich geschrumpft. Wir konnten ihnen nicht geben, was sie brauchten, um den Niedergang des Korps aufzuhalten.

Zum Glück war die Hirnhautentzündung durch ein Virus bedingt und binnen einer Woche konnte ich wieder richtig sehen und hören; ich musste allerdings noch etwas in der Klinik bleiben. Die Ärzte meinten, ich würde keinen bleibenden Hirnschaden davontragen, obwohl Freunde von mir davon ausgegangen waren!

Als ich also schon eine Woche im Krankenhaus lag, brachte Joy ihren elfjährigen Sohn Andrew, einen Juniorsoldaten des Korps (Jugend-Mitglied der Gemeinde), im Rollstuhl zu Besuch; er war zu seiner regulären Hydrotherapie in der Klinik. Bei Andrew war im Alter von 21 Monaten eine Krebserkrankung hinter dem Auge festgestellt worden und die Bestrahlung hatte sein Augenlicht auf dieser Seite zerstört. Dann erkrankte er an zystischer Fibrose. Sein junges Leben war ein einziger Kampf gegen gesundheitliche Probleme und doch war er erstaunlich optimistisch und fröhlich.
Er saß in seinem Rollstuhl, grinste mich an und flüsterte seiner Mutter etwas ins Ohr, was ich nicht verstand. Ich fragte, was denn so witzig sei und Joy meinte: „Er findet es lustig, dass normalerweise der Kapitän die Uniform trägt, wenn er bei uns zu Besuch kommt. Heute trägt ausnahmsweise der Kapitän den Schlafanzug und Andrew ist der Besucher in Uniform.“ Das war nachmittags um halb fünf.

Am nächsten Morgen, kurz nach Neun erwachte ich nach einem Nickerchen – immer noch schwach und etwas verwirrt – und sah Joy und ihren Mann Dennis am Fußende stehen.

„Was macht ihr denn so früh am Morgen hier?“ fragte ich. Da brach es aus ihnen heraus: „Andrew ist tot!“ Sie schluchzten. Ich war erschüttert. Mir fehlten die Worte. Ich konnte nicht glauben, was ich da hörte. Sie erzählten mir, dass Andrew früh morgens Atemprobleme bekommen hätte, wie so oft. Wie jedes Mal hatten sie verzweifelt versucht, seine Atemwege freizubekommen und hatten ihn dann mit dem Auto so schnell es ging in die Klinik gefahren. Dort hätten die Sanitäter alles getan, um sein Leben zu retten, doch es war zu spät. Er war um halb fünf gestorben, genau zwölf Stunden nach seinem netten Besuch bei mir. Ich fühlte mich so hilflos. Ich war vom Schock regelrecht gelähmt. Ich betete mit ihnen, doch ich wusste nicht recht, was ich zu Gott sagen sollte.

Eine Woche später, am Tag von Andrews Beerdigung, wurde ich entlassen. Wegen der Umstände konnten weder ich noch meine Frau teilnehmen. Ich saß im Bademantel im sonnigen Garten und fühlte mich schrecklich, weil ich nicht einmal im Saal (Ort wo die Gottesdienste stattfinden) zur Unterstützung der Familie dabei sein, geschweige denn den Trauergottesdienst abhalten konnte. Diese Pflicht übernahm ein anderer Offizier (Gemeindeleiter) aus der Region. Obwohl ich aus gutem Grund zu Hause blieb, fühlte ich mich einfach nur elend.

Es dauerte noch einen weiteren Monat, bis ich schließlich wieder arbeiten konnte, und so begannen meine monatlichen Besuche bei Andrews Eltern. Sie waren unglaublich freundlich, ich war gerne bei ihnen. Joy war überzeugtes Mitglied der Heilsarmee und auch Dennis glaubte an Gott, doch er hatte Jesus sein Leben noch nicht anvertraut. Sie hatten noch einen jüngeren Sohn, Mark. Wenn ich zu Besuch war, sprachen sie oft mit Tränen in den Augen über Andrew, aber in den Gesprächen blitzte auch immer Humor durch. Mir blutete das Herz für sie. Ich hätte ihnen so gerne erzählt, wie sehr Jesus sie liebte und dass er in ihrer Trauer bei ihnen war, doch ich hielt mich zurück – ich brachte es einfach nicht über mich. Mein schwerkranker elfjähriger Sohn war noch am Leben. Ihr elfjähriger Sohn war tot. Bevor ich ging, betete ich mit ihnen. Oft liefen mir auf dem Heimweg die Tränen übers Gesicht und ich betete zu Gott, er möge doch etwas tun, denn ich fühlte mich komplett hilf- und machtlos.

Einmal, als Joy gerade in der Küche Tee für uns kochte, drehte sich Dennis plötzlich zu mir und sagte: „Ich könnte der Heilsarmee nie beitreten!“ Ich war schockiert und antwortete, das hätte ich ihm auch nie aufdrängen wollen. Seine Äußerung ließ mich allerdings nicht mehr los und ich fragte ihn, warum. Seine Antwort war: „Ich bin zwar kein Trinker, aber ich genehmige mir schon ab und zu gerne ein Bier. Ich weiß nicht, was daran so schlimm sein soll.“

„Ab und zu mal ein Bier ist überhaupt nicht schlimm“, antwortete ich. „Jesus hat ja auch Wein getrunken. Nur Johannes der Täufer hat aus religiösen Gründen nie Alkohol getrunken. Das war nie ein Thema für die beiden. Ich bin mir auch nicht sicher, ob Gott wirklich wollen würde, dass du der Heilsarmee beitrittst. Vielleicht sieht er in dir ein Mitglied der Heilsarmee, vielleicht aber auch einen Baptisten, oder Methodisten, oder Anglikaner, oder Pfingstler, oder was auch immer.“ Ich fügte hinzu: „Es gibt tatsächlich nur eine Sache zwischen Gott und dir, bei der ich mir vollkommen sicher bin.“ Dann wartete ich ab. „Und was wäre das?“, fragte er schließlich nach einer sehr langen Pause.

„Eine tiefe, innige und persönliche Beziehung mit dir“, antwortete ich. Wieder folgte Schweigen, bis Joy schließlich mit Tee und Keksen auf dem Tablett aus der Küche kam und das Gespräch fortsetzte. Weder er noch ich sprachen danach wieder darüber. Das Thema war abgehakt und wurde zu meiner Enttäuschung nicht wieder auf­gegriffen.

Ein halbes Jahr später erzählte mir Dennis, als Joy wieder einmal nicht dabei war, dass er mal eine Frage an jemanden wie mich hätte (wer auch immer er mit diesem „wie mich“ meinte). Er hätte aber Angst, als Idiot dazustehen. Zögerlich erzählte er mir, wie so viele Male zuvor, wie Andrew in seinem kurzen Leben immer wieder auf die Intensivstation musste und wie er nach der Arbeit oft bei seinem Sohn gesessen hatte, damit Joy, die den ganzen Tag bei ihm gewesen war, nach Hause gehen und sich um ihren anderen Sohn kümmern konnte.

„Ich bin dann immer von sechs bis zehn oder elf Uhr abends bei ihm geblieben. Das waren lange Abende. Andrew war oft bewusstlos und lag einfach so da, an die piepsenden Monitore angeschlossen und manchmal auch an einen Tropf. Die Schwester kam oft und setzte sich dazu, redete mit mir, oder brachte Kaffee, oder eine Kleinigkeit zu Essen. Manchmal war Andrew auch der einzige Patient auf der Intensivstation. Ich hatte dann oft so ein Gefühl, dass die Schwester jeden Moment vorbeikommt und nach mir sieht, aber wenn ich mich dann umdrehte, war niemand da. Wenn ich mich wieder zu Andrew drehte, hatte ich dieses komische Gefühl, dass jemand direkt hinter mir steht. Das ist mir mehrmals über die Jahre passiert, und ich wollte schon immer fragen“, er stockte, „ob das vielleicht Gott gewesen sein könnte?“

Wow! Das was er mir da erzählte, erreichte mich völlig unerwartet, so als hätte ich monatelang vor einer roten Ampel auf eine Gelegenheit gewartet, und dann schaltet Gott auf einmal und völlig unverhofft ein inneres, rotes Licht direkt auf ein leuchtendes Grün um, ohne ein gelbes Zwischenlicht! „Ja, Dennis, das war Gott!“ rief ich fast schon reflexartig.

Dabei hatte ich gar kein Recht, so etwas zu behaupten. Ich hatte ja schließlich nicht erlebt, was er erlebt hatte und kannte auch die genauen Details nicht. Ich hätte vielleicht so etwas sagen sollen wie: „Das könnte Gott gewesen sein“, oder „vielleicht war das tatsächlich Gott.“ Doch nachdem ich nun damit herausgeplatzt war, bat ich ihn, mir mehr über sein Erlebnis zu erzählen. Dennis sprach von einem herrlichen inneren Frieden, der ihn überkam, manchmal sogar dann, wenn er sich weinend und mit gebrochenem Herzen fragte, ob sein Sohn es auch diesmal wieder schaffen würde. Ich wollte wissen, wie lange diese Empfindung anhielt und er meinte, manchmal sei es nur ganz kurz gewesen, manchmal aber auch länger.
„Dennis, wusstest du, dass Gott uns alle so erschaffen hat, dass wir diesen Frieden dauerhaft erleben können? Gott will, dass jeder Mensch auf der Welt solch ein Erlebnis hat. Uns steht dabei nur eine Sache im Weg. Weißt du, was uns daran hindert, dauerhaft Frieden zu empfinden?“, fragte ich.
„Was denn?“, wollte er wissen.

Ich musste schlucken und mein Herz setzte einen Schlag aus. Jetzt kam der Teil, den ich immer am schwierigsten fand. Ich atmete tief durch. „Das sind deine Sünden.“

Er sah mich erstaunt an. „Meine Sünden?“, fragte er. In meinem Herzen flehte ich Gott um Hilfe an.

„Genau, deine Sünden. Damit meine ich natürlich nicht, dass du ein Mörder, ein Dieb oder ein Vergewaltiger bist. Ich kenne dich mittler­weile sehr gut, Dennis, und ich habe viel von dir gelernt. In vielerlei Hinsicht bist du ein viel besserer Mensch als ich. Du bist tatsächlich ein besserer Ehemann und Vater. Es gibt nur einen Unterschied: Ich habe Vergebung erlangt.“

Er saß ganz ruhig und nachdenklich da.

„Dennis, vergiss‘ einfach mal für einen Moment, was du glaubst und was du nicht glaubst. Ich will dich etwas fragen. Was wäre deiner Meinung nach rein theoretisch die größte Sünde, Gottes größtes Gebot zu brechen oder ein kleines?

„Das Größte zu brechen“ – antwortete er.

„Als Jesus einmal gefragt wurde, was denn das höchste Gebot sei, sagte er: ‚Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe und mit deinem ganzen Verstand‘. (Matthäus 22,36-37). Ich kenne aber niemanden, der Gott so sehr liebt. Ich bin gläubig und ich liebe Gott, heute sogar noch mehr als damals, als ich mich ihm versprochen habe, aber ich weiß auch genau, dass ich ihn nie so sehr lieben kann, wie er mich liebt, so sehr, wie ich ihn eigentlich lieben sollte und wie er es mir gebietet. Rein logisch weiß ich, dass ich damit die größtmögliche Sünde begehe und dass ich der größte Sünder bin.

Der Apostel Paulus sagt: ‚Jesus Christus ist in diese Welt gekommen, um uns gottlose Menschen zu retten. Ich selbst bin der Schlimmste von ihnen‘.“ (1. Timotheus 1, 1-15). Das erstaunte mich doch ziemlich, denn Paulus hatte gesagt: „Ich selbst bin der Schlimmste von ihnen“, nicht etwa „Ich war früher einmal der Schlimmste von ihnen, als ich Christen kaltblütig ermorden ließ.“ Nein, er sagte: „Ich bin der Schlimmste, hier und jetzt, wo ich alles für Gott tue und so sehr für Jesus Christus leide!“

„Die Bibel sagt, dass wir uns alle versündigt haben und daher alle zu den schlimmsten Sündern gehören. Wenn doch nur jeder diese Einsicht hätte und einsähe, dass wir Gott nie so sehr lieben können, wie wir sollten – so sehr wir es auch versuchen – und dass unsere einzige Hoffnung darin besteht, mit ihm ins Reine zu kommen und es ihm zu überlassen, unsere Sünden zu tilgen.

Gott liebt uns so sehr und will, dass wir mit ihm eins werden, dass er uns Jesus, seinen einzigen Sohn, sandte, der uns ein reines, makelloses Leben und die reine, makellose Liebe vorlebte. Nur er ist des Himmels würdig, doch er starb am Kreuz, vergoss sein Blut und nahm all unsere Sünden und alle Verantwortung auf sich, nur damit wir von ihnen befreit würden. Dieses Geschenk gibt Jesus Christus uns allen persönlich – man muss es nur annehmen. Wirf einen ehrlichen Blick auf dich selbst, sieh dich durch Gottes Augen und bekenne diese Wahrheit vor Gott. Dann bitte um Vergebung und nimm seinen Sohn Jesus, der für dich gestorben ist, als deinen Erlöser an, und auch du wirst errettet werden und dauerhaft Frieden finden.“
Wir sprachen danach nicht mehr viel. Es wurde spät, und ich betete für sie und ging. Zu meiner Überraschung sah ich Dennis und Joy zwei Tage später am Sonntag im Abendgottesdienst. Er sah irgendwie verändert aus – allerdings war es Februar und sehr kalt draußen und vielleicht war sein Gesicht nur deshalb so gerötet. Nach der Predigt lud ich jeden, der Jesus als seinen Retter annehmen und Erlösung erlangen wollte, ein, nach vorne zu kommen. Ich hatte die Worte kaum ausgesprochen, da trat Dennis auch schon vor.

Ich nahm an, dass er genau das tun wollte, worüber wir am Freitagabend gesprochen hatten. Erst nach der Zusammenkunft erfuhr ich die Wahrheit. Er hatte das unerklärliche Bedürfnis, der Gemeinde von einem Schritt zu erzählen, den er bereits getan hatte. Nach meinem langen Besuch zwei Tage zuvor hatten sich Dennis und Joy (wahrscheinlich sehr erschöpft) ins Bett gelegt, sie waren fast sofort eingeschlafen. In den frühen Morgenstunden war Dennis aufgewacht, fühlte sich rastlos, unruhig und sorgenvoll, während er über sein Leben, seine Erfahrungen und auch über das Gespräch vom Vorabend nachdachte. Er spürte ein Verlangen nach diesem inneren Frieden und kniete neben dem Bett nieder, während Joy ahnungslos weiterschlief. Er bekannte Jesus seine Sünden und erkannte an, dass er ihn als seinen Erlöser in sein Herz schließen müsse. Da überwältigte ihn Gottes Gegenwart und er kniete bis zum Morgengrauen neben dem Bett.

Seine Geschichte bewegte mich sehr und ich fragte ihn, ob er bereit wäre, sie in der kommenden Woche mit der Gemeinde zu teilen. Jeder wusste von den leidvollen Jahren, die sein kleiner Junge erlebt hatte, und gerade deshalb waren Dennis‘ Worte – „Ich habe nie begriffen, wie sehr Gott mich tatsächlich liebt“ – so berührend. Diese Erfahrung veränderte Dennis Leben so nachhaltig, dass er schließlich Heilssoldat (Mitglied der Heilsarmee) wurde und überzeugt war, dass Gott ihn für diesen Weg auserwählt hatte. Auch das gelegentliche Bier erschien ihm nun im Vergleich bedeutungslos. Sogar Joy bat darum, ihr Gelübde erneuern zu dürfen und ihr Leben aufs Neue Jesus zu weihen.

„Ich bin mein ganzes Leben bei der Heilsarmee gewesen, aber ich habe nicht das, was Dennis hat“, meinte sie. Ich willigte ein. Ich bat Dennis, am Tag, wo er offiziell Mitglied der Heilssoldaten werden sollte, seine Geschichte noch einmal zu erzählen, und er sagte Ja. Er hatte einen Bürojob bei der Eisenbahn und liebte Dampfloks über alles. Züge waren sein größtes Hobby.

Er erzählte, wie er einmal zusammen mit seinem Sohn Mark und ein paar anderen Eisenbahnenthusiasten einen Ausflug gemacht hatte. Sie waren nach Norden gefahren. Er erzählte uns, wie aufgeregt die Gruppe in einem Waggon darauf wartete, dass eine ganz bestimmte Lokomotive vorbeikam. So aufgeregt konnten nur echte Eisenbahnfans sein. Als sich die Lokomotive schließlich näherte, gab jemand vom Ende des Zugs her ein Signal und alle stürzten zu den Fenstern und hielten ihre Mikrophone und Aufnah­megeräte nach draußen, nur um diesen ganz besonderen „Sound“ der Dampflok einzufangen. Diese Begeisterung sah er nun in einem ganz neuen Licht. Wir Christen hätten umso mehr Gründe, uns an dem, was wir haben, zu erfreuen. Dagegen verblasste seine Begeisterung für Stahl und Dampf regel­recht. Er erzählte auch vom Besuch einer Ausstellung im Eisenbahnmuseum, wo es eine Foto­strecke über die Wiederherstellung einer alten Lokomotive gab, die jahrzehntelang unbeachtet auf dem Abstellgleis stand. Sie war dementsprechend schlecht erhalten, Unkraut und Bäume wucherten rundherum. Die Eisenbahnfreunde vor Ort hatten es sich zur Aufgabe gemacht, die Lokomotive zu erhalten und in Stand zu setzen. Auf den Fotos war zu sehen, wie sie das Gestrüpp entfernten, die Bäume fällten und das verfallende Monster vom Abstellgleis in einen Unterstand zogen. Auf anderen Aufnahmen sah man Freiwillige beim Entfernen von Rost, beim Ersetzen von Teilen und beim Schleifen, Vernieten und Schweißen. Nach dem Betrachten der Fotos ging die Gruppe nach draußen zu den Gleisen; und da war sie: Die Lokomotive strahlte farbenfroh in all ihrer Pracht, fast wie neu.

„Diese Fotos und die glänzende Lokomotive, das hat mich alles irgendwie an mein Leben erinnert“, meinte Dennis.

„Ich war wie diese alte Maschine auf dem Abstellgleis, ohne Ziel, verrostet, ich musste dringend runderneuert werden. Wir standen alle am Gleis und konnten kaum glauben, was man aus dem alten Ding noch herausgeholt hatte. Sie war so gut wie neu. Genau das hat Jesus mit mir gemacht. Er hat mich verwandelt und aus mir einen ganz neuen Menschen gemacht. Ich bin nicht mehr der Mann, der ich einmal war, und ich hätte mich aus eigener Kraft niemals so verändern können. Das konnte nur Jesus.“

Das war ein einschneidendes Erlebnis auf meiner Reise mit dem Herrn. Was ich durch diese Geschichte lernte, prägte mein Verständ­nis und meine Gemeindearbeit auf lange Sicht. Mir wurde klar, dass in den Menschen mehr vorgeht, als man auf den ersten Blick erahnen kann. Gott hat in Dennis gewirkt und warf in ihm Fragen über seine Begegnung mit Gott auf der Intensivstation auf, lange bevor ich Teil seiner Geschichte wurde. Noch bevor ich Dennis kennengelernt hatte, zeigten ihm die anderen Mitglieder des Korps durch ihre Freundlichkeit und ihren Zuspruch die Liebe Gottes. Manchmal versteckt sich tief in der Erde ein Samenkorn und man gießt es, ohne etwas zu sehen, bis es schließlich an der Oberfläche sprießt. Oft zögern Männer mehr als Frauen, wenn es darum geht, über Herzensangelegenheiten zu sprechen. Sie senden Signale, die man leicht dahingehend deuten könnte, dass ihnen spirituelle Dinge nicht wichtig sind.

Treue im Gebet ist das Wichtigste. Was auch immer wir für Gott tun, die eigentliche Arbeit liegt immer noch in seiner Hand. Wir dür­fen nie unseren Mut, unsere Hingabe, unseren Glauben verlieren, oder den Wunsch, Frucht zu sehen, noch sollten wir versuchen, Gott zum Handeln zu zwingen. Wir müssen aufmerksam auf den Herrn warten und bereit sein, wenn er handelt. „Es ist damit wie beim Wind: Er weht, wo er will. Du hörst ihn, aber du kannst nicht erklären, woher er kommt und wohin er geht.“ (Johannes 3,8). Oft offenbart uns der Heilige Geist in der Bibel Wahrheiten, lange bevor man die ent­sprechende Stelle kennt oder gelesen hat. So war es auch bei Dennis und seinen Gedanken über die Verwandlung der Lokomotive. Einen Bibelvers kannte er damals wohl noch nicht: „Gehört also jemand zu Christus, dann ist er ein neuer Mensch. Was vorher war, ist vergangen, etwas völlig Neues hat begonnen.“ (2. Korinther, 5,17).

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