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Eine Frage des Vertrauens

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Als ich etwa 16 Jahre alt war, gingen mein Vater und ich einmal spät abends durch die Innenstadt. Dabei begegneten uns fünf oder sechs laute, wild aussehende junge Leute. Sie waren betrunken und brüllten herum und rempelten einander an. Es war offensichtlich, dass sie Ärger suchten. Und ich bekam Angst.

Aber mein Vater machte sich überhaupt keine Sorgen. Nach 29 Jahren in der britischen Marine konnte ihn kaum noch etwas an jungen Leuten erschrecken. Er stellte sich einfach zwischen mich und die Jugendlichen, und wir gingen an ihnen vorbei. Doch ein paar konnten es sich nicht verkneifen. Sie rannten hinter uns her. Da drehte sich mein Vater um und sagte: „Nein!“ Seine Stimme war voll Autorität und etwas in seinem Gesichtsausdruck ließ sie abrupt stehen bleiben. Sie ließen uns in Ruhe. Wir waren in Sicherheit.

Manchmal tut es gut zu wissen, dass der, mit dem man zusammen ist, keine Angst hat. Manchmal gibt es einem Kraft zu wissen, dass derjenige, mit dem man zusammen ist, sich zwischen die Gefahr stellen wird. Es ist eine Frage des Vertrauens. Ich vertraute damals auf die Fähigkeit meines Vaters, mit einer gefährlichen Situation umzugehen.

Als die Jünger Jesu in einem Boot auf dem See Genezareth in einen Sturm gerieten, hatten sie Angst. Sie dachten, sie würden ertrinken. Die Lage muss wirklich schlimm gewesen sein, wenn erfahrene Fischer solche Todesangst bekamen. Und was tat Jesus, während die Wellen aufpeitschten? Er schlief im Boot! Machte es ihm denn gar nichts aus? Die Jünger weckten ihn und Jesus beruhigte den Sturm mit nur einem Blick und einem Wort. Dann fragte er sie: „Warum seid ihr so ängstlich? Habt ihr immer noch keinen Glauben?“ (Markusevangelium, Kapitel 4, Vers 40).

Auch in unserem Leben wird es immer wieder Stürme geben. Wir werden mit Problemen, Sorgen, Schmerz und Verlust konfrontiert. Aber niemals müssen wir alleine durch diese Stürme gehen: Jesus wird mit im Boot sitzen – wenn wir ihn lassen. Die Stürme mögen vielleicht nicht für immer verstummen oder neue werden aufziehen, doch Jesus wird uns immer stärken und trösten, wenn wir uns an ihn wenden.

 

Philippa Smale
ist Offizierin bei der Heilsarmee.

 

 

 

Erschienen im Heilsarmee-Magazin, Ausgabe 14/2014

 

 

 

 

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