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Filz und Leder & die Beatles

Nachfolgender Text ist ein Auszug aus der Ausgabe 5/2015 des Heilsarmee-Magazins.

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Sie war die erste Amerikanerin im Weltall, war Karrierefrau, Rapperin, Aufseherin bei der Army. Auf mehr als 100 Berufe soll sie es gebracht haben. Und dabei war Barbie stets eins: todschick angezogen. Am 9. März feiert die wohl bekannteste Puppe der Welt ihren 56. Geburtstag. Christine Schollmeier gratuliert.

Barbie, ich danke dir für meine Beatles-Platten und besonders für die von den Rolling Stones. Ohne dich hätte ich sie mir nie leisten können. Vom Plattenspieler ganz zu schweigen. Allein dein Modebewusstsein hat dies alles ermöglicht. Das – und der gute Rat meiner Mutter. Sie war, wie du selbst, emanzipiert, und ich hatte viele Träume. Mutter sagte dann zu mir, ich solle mir etwas einfallen lassen, wenn ich so besondere Wünsche hätte. Du kannst dich wohl nicht mehr daran erinnern, liebe Barbie, aber als du in den 1950er-Jahren geboren wurdest, hattest du nur einen Badeanzug an und dann die Ballkleider. Sahst schon toll aus, so mit dem ganzen Glitzer und Glamour – aber die Klamotten waren einfach nicht alltagstauglich.

Mit Puppen habe ich damals schon lange nicht mehr gespielt. Aber meine Freundinnen (oder ihre jüngeren Schwestern) beklagten sich, dass in unserem Stadtteil so wenig Barbie-Garderobe zu bekommen wäre. Tja, und dann kam ich auf die Idee: Ich habe mir dich dann doch geleistet. Naja, wenn ich ehrlich bin, war meine Barbie keine „echte“, so wie du, sondern eine nachgemachte aus China. Aber deine Figur hatte sie – und das war das Wichtigste.
Und das war meine Geschäftsidee: alltagstaugliche Kleider für dich zu nähen.

Also, deine superlangen Beine waren nicht so einfach einzukleiden, wahrscheinlich wegen der steifen Kniegelenke, die du damals hattest. Aber was habe ich nicht alles für dich designt! Jeans und Lederröcke, Filztaschen und Sommerkleider (siehe Foto). Schnell aus Resten hergestellt, aber in keinem Laden zu kaufen und garantiert Alltagsmode! Ich hatte dann sogar noch ein zweites Standbein. Aus Streichholzschachteln und Schaschlik-Spießen baute ich dir Frisierkommoden, aus Schuhkartons Garderoben. Und Mutter hatte recht! „Du kannst alles, was du wirklich willst!“, sagte sie immer. „Du bist ein Mädchen!“ Die Umsätze und meine Plattensammlung wurden größer. Mutter hat immer gewusst, dass Frauen alles können. „Bis auf im Stehen pinkeln“, meinte mein Vater und wurde von meiner Mutter mit einem vernichtenden Blick abgestraft.

Ach, Barbie, ich danke dir an deinem Geburtstag für diese Jugenderinnerungen. Und übrigens, falls du das nicht schon weißt: Auch für Männer gilt der Vers aus der Bibel:

„Alles kann ich durch Christus, der mir Kraft und Stärke gibt.“

Christine Schollmeier

 

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