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Gedanken zum fünften Glaubensartikel der Heilsarmee

„Wir glauben, dass unsere ersten Eltern in Sündlosigkeit erschaffen wurden, dass sie aber durch Ungehorsam ihre Reinheit und Glückseligkeit verloren haben. Durch ihren Fall sind alle Menschen Sünder geworden, völlig verderbt und mit Recht dem Zorn Gottes ausgesetzt.“

In diesem Glaubensartikel geht es um unsere Herkunft und um unseren Stand. Unsere Herkunft liegt bei Gott, dem Schöpfer und Erhalter aller Dinge. Unser Stand Gott gegenüber ist, dass wir zu Recht seinem Zorn ausgesetzt sind. Der Mensch wurde als Ebenbild Gottes geschaffen, das macht sich in erster Linie daran bemerkbar, dass er den freien Willen hat und zwischen Gut und Böse unterscheiden kann, was er denn auch weidlich ausnutzte.

Der „Sündenfall“ war mehr als das Übertreten eines Gebotes: „Aber von den Früchten des Baumes mitten im Garten hat Gott gesagt: Esset nicht davon, rühret sie auch nicht an, dass ihr nicht sterbet!“, 1. Mose 3,3. Im Übertreten des Gebotes liegt mehr als ein „Verstoß“ oder „Vergehen“, es ist die Auflehnung des Menschen gegen Gott, die tief sitzende Rebellion gegen den Schöpfer. Und damit ist die Ebenbildlichkeit des Menschen aufs Spiel gesetzt. Der Apostel Paulus greift diese Tatsache auf, indem er sagt: „Denn es ist hier kein Unterschied: sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten“, Römer 3,22.23.

Adam und Eva hörten auf den Widersacher Gottes und verloren ihre Unschuld. Vor dem Sündenfall hatte der Mensche das Vermögen, nicht zu sündigen, nach dem Sündenfall hat der Mensch das Unvermögen, nicht zu sündigen. 

Manchmal denken wir Christen, der heutige Mensch wüsste nicht mehr, was Sünde bedeutet. Das ist falsch. Auch der heutige Mensch weiß ganz genau, was Sünde bedeutet. Das Wort „Sünde“ ist in unserem Sprachgebrauch keineswegs ausgerottet. Es gibt Steuersünder, Verkehrssünder und Umweltsünder, viele dieser "Sünden" werden einmal offenbar. Das Wort „Sund“, von dem sich das Wort „Sünde“ ableitet, bedeutet ursprünglich „(ab)-sondern“. Dieses Wort gibt es in allen skandinavischen Sprachen, im schwedischen heißt es auch „zerbrochen“. Damit wäre ein „Sund“ eine Landtrennung oder ein Bruchspalt. Damit wird alles erklärt. Das Wort Sünde kann Trennung von Gott bedeuten, es kann heißen, die Beziehung zu Gott ist zerbrochen und es wird der Bruch in der Verbindung zu Gott ausgedrückt. Damit wird deutlich: der Sünder hat seine Beziehung zu Gott, seine Bestimmung verloren. Er hat die Ebenbildlichkeit Gottes verloren, zu der folgende Merkmale gehören:

+ Der Mensch ist für die Ewigkeit geschaffen – für die nicht enden wollende Gemeinschaft mit Gott.

+ Der Mensch ist in Sündlosigkeit geschaffen.

+ Der Mensch spiegelt Gottes Angesicht auf der Erde wider.

+ Der Mensch hat den freien Willen und damit die Möglichkeit der Entscheidung und der Wahl.

+ Der Mensch ist ein Gegenüber Gottes und keine Marionette.

+ Gott liebt sein Gegenüber, den Menschen, und möchte auf freiwilliger Basis von ihm geliebt werden.

Diese Merkmale der Ebenbildlichkeit Gottes hat der Mensch nach dem Sündenfall zwar nicht verloren, sie sind aber nur noch ein Zerbild dessen, was Gott sich bei der Schöpfung des Menschen gedacht hat. Die Merkmale der Sünde sind nun in den Vordergrund getreten.

Sünde ist ein zwanghafter Trieb zur Rebellion gegen Gott. Der Teufel ist der erste Rebell, er verführt zur Sünde und stellt Gottes Autorität in Frage. Er verführt zum Ungehorsam.

Sünde ist ein personeller Akt der Abwendung von Gott. Das Ego des Menschen bestimmt sein Leben. Sünde ist Emanzipation von Gott. Jeder ist für seine Sünde verantwortlich.

Sünde ist ein Totalakt, der die ganze Existenz des Menschen betrifft. Sünde fängt im Herzen des Menschen an, betrifft aber alle Bereiche seines Lebens.

Sünde ist universal, das heißt, meine Sünde hat dazu geführt, dass Jesus Christus am Kreuz zu meiner Versöhnung sterben musste. Es heißt aber auch, die Sünde der ganzen Welt hat dazu geführt, dass Jesus Christus am Kreuz zur Versöhnung der Menschheit sterben musste.

Sünde ist auf die Zeit beschränkt. Die Sünde herrscht von Adam bis zum Jüngsten Tag, an dem Jesus Christus sein Gericht über alle Menschen abhält. Die Sünde ist auf diesen Zeitraum beschränkt, die Gnadenzeit, also die Zeit, in der Menschen ihre Schuld bereuen und die Versöhnung mit Gott erlangen können, ist auch auf diese Zeit begrenzt.

Der Mensch ist dem Zorn Gottes ausgesetzt. Dieser Teil unseres Glaubensartikels könnte Fragen aufwerfen. Ist der Gedanke an den lieben Gott mit der Vorstellung eines zornigen Gottes vereinbar? Ist ein richtender Gott ein gerechter Gott? Wenn wir im ersten Glaubensartikel die Bibel als inspiriertes Wort Gottes bezeichnen, das die Richtschnur unseres christlichen Glaubens und Lebens bildet, werden wir zu dem Schluss kommen, dass die Strafe für die Sünde nur der Tod des Sünders sein kann. Gottes Zorn über den Sünder ist gerecht. Aber Gottes Liebe für den Sünder ist größer, daher hat Gott das Gericht an seinem Sohn Jesus Christus und damit an sich selbst vollzogen.

„Denn der Lohn der Sünde ist der Tod; das unverdiente Geschenk Gottes dagegen ist das ewige Leben durch Christus Jesus, unseren Herrn“, Römer 6,23.

„Er (Jesus Christus) war in der Welt, und die Welt ist durch ihn gemacht; aber die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf. Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen glauben“, Johannes 1,10.11.

Hier liegt nun die Verantwortung jedes Einzelnen. Die Sünde trennt von Gott. Jesus hat die Versöhnung für die ganze Welt geschaffen, wer seine Schuld vor Gott bekennt und Jesus die Herrschaft über sein Leben anvertraut, ihn in sein Leben aufnimmt, der hat das Leben.

 

Alfred Preuß

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