Gedanken zum zehnten Glaubensartikel der Heilsarmee
Der zehnte Glaubensartikel
„Wir glauben, dass es das Vorrecht aller Gläubigen ist, durch und durch geheiligt zu werden, und dass ihr Geist ganz, samt Seele und Leib, auf das Kommen unseres Herrn Jesus Christus unsträflich bewahrt werden kann (1. Thessalonicher 5,23).“
Wo sind die Heiligen? Ich höre oft von Personen, denen das Prädikat „heilig“ zugesprochen wird. Andere wenden es eher negativ an und sprechen ihren Mitmenschen die Heiligkeit ab: Der ist doch kein Heiliger. Andere wollen ihr Verhalten damit entschuldigen, dass sie eben doch keine Heiligen sind. Wie können wir uns dem Begriff „heilig“ oder „Heiligung“ nähern?
Zunächst müssen wir sagen, dass nur Gott wirklich heilig ist. Von uns Menschen muss man sagen, dass wir sündig sind, also das genaue Gegenteil. Und dennoch gilt, was Gott sagt:
„Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig, der HERR, euer Gott“, 3. Mose 19, 2.
In diesem Vers stellt sich Gott vor. Er sagt: „Ich bin heilig. Ich bin der HERR.“ (Damit hat Martin Luther das Wort Adonai übersetzt, das die Juden an die Stelle der Vokale JHWH gesetzt hatten. Für sie war der Name Gottes so heilig, dass sie ihn nicht aussprechen wollten.) Und er sagt: „Ich bin euer Gott.“ Aus dieser Verbindung zu ihm heraus fordert Gott: „Ihr sollt heilig sein.“
Im Alten Testament hatte Heiligung immer mit Absonderung und mit Reinigung zu tun. Alles, was mit dem Tempel, dem Haus Gottes zu tun hatte, war heilig, einschließlich der Menschen, die dort arbeiteten. Tempelgeräte durften nicht für „normale“ Zwecke benutzt werden.
Auch die Menschen, die zum Volk Gottes gehörten, sollten sich heiligen:
„Und Josua sprach zum Volk: Heiligt euch, denn morgen wird der HERR Wunder unter euch tun“, Josua 3, 5.
Wer also mit Gott zu tun hat, kann nicht so bleiben, wie er ist. Gott fordert zur Veränderung auf und bietet Veränderung an. Damit sind wir beim Thema des zehnten Glaubensartikels.
Heiligung ist ein Thema für alle Gläubigen und es ist ein Vorrecht aller Gläubigen und nur der Gläubigen. Das heißt, dass jemand erst einmal in eine Beziehung zu Gott kommen muss, bevor die Heiligung in seinem Leben anfängt. Die Heiligung fängt mit der Bekehrung eines Menschen an und läutet damit einen lebenslangen Prozess ein. Wir können also die Heiligung folgendermaßen definieren: Die Heiligung ist die Entfaltung des Lebens Christi in uns. Wenn wir von Entfaltung sprechen, so schließt das mit ein, dass ein Platz für Fortschritt bleibt.
Gott hat für die Gläubigen, seine Kinder, die Ähnlichkeit mit Jesus zum Ziel:
„Meine Lieben, wir sind schon Gottes Kinder; es ist aber noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen aber: wenn es offenbar wird, werden wir ihm gleich sein; denn wir werden ihn sehen, wie er ist“, 1. Johannes 3,2.
Damit kommen wir zum zweiten Teil des Glaubensartikels: „und dass ihr Geist ganz, samt Seele und Leib, auf das Kommen unseres Herrn Jesus Christus unsträflich bewahrt werden kann.“ Der vollständige Vers aus 1. Thessalonicher 5,23 lautet:
„Er aber, der Gott des Friedens, heilige euch durch und durch und bewahre euren Geist samt Seele und Leib unversehrt, untadelig für die Ankunft unseres Herrn Jesus Christus.“
Drei Dinge werden hier deutlich: Es geht bei der Heiligung um uns als ganzen Menschen, Gott ist der Heiligende und er bewahrt uns bis zur Ankunft bzw. bis zum Wiederkommen unseres Herrn Jesus Christus.
Es geht um den ganzen Menschen und somit um alle Aspekte unseres Lebens und Glaubens. Es geht nicht um ein paar Schönheitsreparaturen, sondern um die komplette Neugestaltung unseres Lebens. Es geht darum, sündiges Verhalten in Wort, Gedanken und Tat abzulegen und die Gesinnung Jesu Christi zu übernehmen.
Gott ist der Heiligende, er muss es machen und er will es machen. Lassen wir ihn machen? Wir täten gut daran, denn Gott will uns bewahren, er will uns mit Kraft ausrüsten. Er will uns in die Lage versetzen, ein Leben zu führen, dass uns tiefe Freude und inneren Frieden schenkt und dass ausstrahlt: Ich gehöre zu Jesus Christus, der mich kennt, wie ich bin, und der mich so verändert, wie ich einmal sein soll.
Gott hat uns zu seinem Ebenbild erschaffen, er hat uns mit sich versöhnt und nun dürfen wir Veränderung erleben, bis wir einmal bei ihm ankommen.
Die Lehren der Heilsarmee
Die Lehren der Heilsarmee
Major Alfred Preuß hat sich als Dozent und Redakteur intensiv mit den Glaubensartikeln der Heilsarmee befasst. Aus seiner Feder stammt die Broschüre „Wir glauben … Gedanken zu den 11 Glaubensartikeln“.
Die ausführliche Darlegung der Glaubensartikel wurde unter seiner Redaktion im „Handbuch der Lehren“ veröffentlicht. Seine Ausführungen haben wir nun in dieser Online-Serie auch für Sie zugänglich gemacht.