Im Auge des Sturms
Nachfolgender Text ist ein Auszug aus der Ausgabe 16/2014 des Heilsarmee-Magazins.
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Für werdende Eltern ist die Frage „Wie soll unser Kind heißen?“ wohl eine der herausforderndsten. Schön sollte er klingen, vielleicht zur Familientradition passen und eine bestimmte Bedeutung haben. Im vergangenen Jahr waren laut der Gesellschaft für deutsche Sprache Maximilian und Sophie (wieder) die beliebtesten Babynamen.
Vor einigen Jahren lernte ich eine Frau kennen, die ihren Vornamen wie ein Lebensmotto trug. Sie war Mitte dreißig, verheiratet und lebte in einem kleinen afrikanischen Dorf, in dem ich für einige Tage zu Gast war. An einem Nachmittag unterhielten wir uns ein wenig über dies und das. Ich war immer darauf bedacht, nur in ihr Gesicht zu blicken, und nicht auf ihren geschwächten, ausgemergelten Körper mit dem hässlichen Ausschlag.
Ihr Ehemann hatte sie mit dem HI-Virus angesteckt. Sie würde bald sterben. Mich beeindruckte nicht nur ihre sanfte Art, wie sie mit der todbringenden Krankheit umging. Sie war auch nicht verbittert und klagte Gott nicht an. Sie war hoffnungsvoll, weil sie immer darauf vertrauen konnte, dass Gott bei ihr war – in guten wie in schlechten Zeiten.
Auf Deutsch bedeutet ihr Vorname „Anmut“. Doch für sie stand er für die Gnade Gottes. Ein unverdientes Geschenk. Die junge Frau hieß Grace. Wenn ich mich an Grace erinnere, lerne ich, wie anders Gott ist. Menschen bleiben nicht vor Krisen und Krankheiten verschont. Doch Gott zieht sich nicht zurück und überlässt uns unserem „Schicksal“. Mitten im Auge des Sturms steht er an der Seite der Weinenden, der Leidenden, der Einsamen. Er war bei Grace und möchte auch bei Ihnen sein.
Ich wünsche Ihnen Gottes Segen.
Romy Schneider