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In Jesus wachsen

Unser Jahresmotto 2018

Zu meinen lebhaften Erinnerungen an meine Kindheit gehört das innere Bild eines weiß gestrichenen Türrahmens, an dem die Mutter uns Kinder alle paar Monate anstehen ließ. Sie legte uns ein Buch auf den Kopf, bat uns dann hervorzutreten, zog unter dem Buchrand einen kurzen Strich und vermerkte neben dem Datum den Anfangsbuchstaben unseres Namens.

Wie freute ich mich, wenn meine Mutter feststellte, wie rasch ich gewachsen war. Dabei musste sie darauf bestehen, dass ich mit den Fersen am Boden blieb, weil ich dem Wachsen nachhelfen wollte!

Ich hätte mir da keine Sorgen zu machen brauchen. In den Teenagerjahren überholte ich alle Familienmitglieder, einschließlich meinen fünf Jahre älteren Bruder, der mir sonst in allen Belangen überlegen war. War das ein herrliches Gefühl.

Viele Jahre später wurde mir als Offizier an der Offiziersschule die Verantwortung für die geistliche Entwicklung von Offiziersschülern übertragen und ich musste mich mit der Frage auseinandersetzen, wie man geistliches Wachstum feststellen und fördern kann.

Dafür gibt es keine einfachen Hilfsmittel wie ein Buch über dem Kopf und Bleistiftstriche. Auch geht es nicht darum, aufzuzeigen, wer am schnellsten oder am meisten gewachsen ist, sondern jeden zu ermutigen, sein Möglichstes zu tun, damit wir alle, wie Paulus schrieb, „hingelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zum vollendeten Menschen, zum vollen Maß der Fülle Christi“ (Epheser 4,13).

Das Ziel nicht aus den Augen verlieren

Das Territorium Deutschland, Litauen und Polen der Heilsarmee hat deshalb mit dem Jahresmotto In Jesus wachsen ein sinnvolles und wichtiges Ziel gewählt. Gerne hoffe ich, dass wir uns gegenseitig anstecken können, diesen Wunsch, das von Gott für uns gesteckte Ziel zu erreichen.

Als wirksamstes Mittel dazu betrachte ich das Beiziehen eines geistlichen Mentors oder das Bilden einer geistlichen Zweierschaft. Wie mich als Kind der einfache Vergleich zwischen zwei Monatsstrichen am Türrahmen ermutigte, kann uns ein regelmäßiges vertrautes Gespräch mit einer Vertrauensperson helfen, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren.

In einem solchen Gespräch können persönliche Schwächen beim Namen genannt werden: „Ich nehme es zwischendurch nicht allzu genau mit der Wahrheit“, „Ich verletze Mitmenschen mit lieblosen Worten“, „Ich gehe verschwenderisch mit der mir von Gott anvertrauten Zeit um …“ Danach sollten realistische Ziele gesetzt werden, wie diese Schwächen überwunden werden können. Diese Ziele werden beim nächsten Gespräch überprüft, indem ich meinem geistlichen Mentor erlaube, direkte und unbequeme Fragen zu stellen. Dies führt oft zu einer Zeit des Bekennens gemäß 1. Johannesbrief 1,9 und der bewussten Annahme der Vergebung und des Aufrichtens durch unseren Herrn Jesus Christus. Wie wohltuend solche Momente sind! Mit erneutem Eifer gehen wir danach die gesteckten Ziele neu an oder formulieren neue Vorsätze.

Viele Menschen haben erkannt, dass der Vorsatz, täglich mehrere Tausend Schritte zu gehen und die Kalorienaufnahme zu drosseln, Lebensfreude und Wohlbefinden fördert. Bereits vor 2000 Jahren schrieb der Apostel Paulus: „Körperliches Training hat einen gewissen Wert, aber geistliches Training ist noch viel wichtiger, denn es verspricht Gewinn in diesem wie auch im zukünftigen Leben“ (1. Timotheus 4,8 NL).

Ich wünsche uns allen ein frohes geistliches Wachsen in diesem angebrochenen Jahr und würde mich freuen zu erleben, wie wir uns gegenseitig dabei anspornen.

Oberstleutnant Hervé Cachelin
Chefsekretär der Heilsarmee
in Deutschland, Litauen und Polen

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