Licht für die Welt
In den letzten Wochen konnte ich häufig städtische Angestellte beobachten, die auf hohe Leitern kletterten und die Weihnachtsbeleuchtung anbrachten. Kurz vor Weihnachten gehört es zur Routine: In der Adventszeit stattet man sich mit Lichtern aus. Die Läden füllen sich mit Weihnachtsdekoration, überall glänzen Girlanden und Weihnachtsbäume schießen wie Pilze aus dem Boden. Die Augen der Kinder fangen an zu funkeln. Es ist schon Weihnachten – lange vor Weihnachten!
Für die meisten Menschen bedeutet das Weihnachtsfest die Saison der Geschenke. Für 90 Prozent der Bevölkerung ist es die Gelegenheit, Zeit mit ihren Angehörigen zu verbringen, 80 Prozent sehen darin eine Zeit der Tradition.
Weihnachten hat jedoch eine viel tiefere Bedeutung. Es gibt eine große Unwissenheit im Hinblick auf die Inhalte des christlichen Glaubens und es heißt, dass diese Unwissenheit immer größer wird. Trotzdem wissen mehr als die Hälfte der Erwachsenen immerhin noch, dass in Palästina in einer dunklen Nacht ein erstaunliches Licht erschienen ist und dass geheimnisvolle Engel die Geburt Gottes, Jesu Geburt, angekündigt haben. Fast allen Kindern muss man jedoch den religiösen Ursprung von Weihnachten erklären – erstaunlich, aber wahr!
Die Geschichte des Christfestes steht in der Bibel. Sie bleibt eine einfache Geschichte, solange der Leser die Tiefe der Weihnachtsbotschaft nicht erfasst. Diese Botschaft ist ganz einfach: Gott kommt in die Realität der Menschheit. Er identifiziert sich ganz mit uns. Er erlebt die gleichen Bedingungen und Entwicklungen wie wir, da er als Baby auf die Welt kam. Er stellt sich mit den Armen, den Kleinen und Ausgeschlossenen auf eine Stufe. Einige erwarteten einen roten Teppich und wurden enttäuscht. Jesus lag in einer Futterkrippe!
Durch Jesus will Gott Licht in unser Leben bringen, so wie städtische Angestellte die dunklen Straßen ihrer Städte beleuchten. Aber Gott ist kein städtischer Angestellter. Er geht viel weiter. Er will das Gute in unserem Inneren zum Leuchten bringen, das Herz, unsere Gedanken und unsere Seele. Er will unser Leben mit seinem Licht ausleuchten und wahre, brüderliche Liebe, Vergebung und Solidarität sehen.
Jesus ist nicht in der Futterkrippe, die als Wiege diente, geblieben. Er ist herangewachsen, er gestaltete seinen Alltag ähnlich wie wir und erlebte schöne und traurige Dinge, soziale Ungerechtigkeit und das Ergebnis von Kriegen. Er ist gekommen, um uns daran zu erinnern, dass die wahre Vergebung mit Heilung einhergeht und dass das für jeden wichtig ist, um ein Leben mit innerem Frieden zu führen. Wenn Weihnachten heute noch solch eine Bedeutung hat, dann deswegen, weil Menschen seit jeher suchend waren: Suchend nach Licht und nach echter Zuneigung. Gott hat darauf geantwortet, indem er zu uns Menschen gekommen ist und indem er uns seine Hilfe ohne Bedingungen angeboten hat.
Ich wünsche Ihnen ein wahres Lichtfest, eines, das Jesus im Mittelpunkt hat.
Patrick Naud