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Menschen auf der Suche

Maria stellte fest, dass sie immer öfter an ihre Schwester Miriam dachte, die sie fünfzehn Jahre lang, seit der Beerdigung ihrer Mutter, nicht mehr gesehen hatte. Sie hatte den Kontakt zu ihr nicht verlieren wollen, doch als sie ihr einen Brief schrieb, kam dieser mit dem Vermerk „unbekannt verzogen“ zurück.

Maria und ihre Familie sprachen oft darüber, was sie wegen der verschwundenen Schwester tun könnten. Als ihr Bruder starb, beschloss Maria, sich an den Suchdienst der Heilsarmee (in Großbritannien) zu wenden. Es dauerte einige Monate, doch dann bekam Maria endlich einen Telefonanruf von der Heilsarmee, bei dem ihr Miriams Telefonnummer mitgeteilt wurde. In derselben Stunde, in der sie die Information von der Heilsarmee erhielt, rief Maria ihre Schwester an. Sie sagte ihr, wie sehr die ganze Familie sie vermisse und dass sie sich nie wieder aus den Augen verlieren dürften. Inzwischen stehen die beiden Schwestern in regelmäßigem Kontakt miteinander, haben gemeinsam Weihnachten gefeiert und ein Familientreffen organisiert.

Es ist ein Grundbedürfnis des Menschen, zu einer Familie zu gehören. Wenn Familienangehörige fehlen, entsteht eine große Lücke. In der ganzen Welt erhält die Heilsarmee hunderte von Anfragen pro Woche, bei denen es um Familienzusammenführung geht. In Großbritannien werden pro Arbeitstag zehn Menschen gefunden und erfolgreich mit ihren Familien zusammengebracht. Erstaunliche 89 Prozent der Anfragen können erfolgreich abgeschlossen werden.

Verloren und verlassen

Es ist sehr traurig, wenn Menschen niemanden mehr haben, zu dem sie gehen können. Manchmal tauchen sie dann auf der Suche nach einem Ort, an dem sie zu Hause sein können, in einem Wohnheim der Heilsarmee auf. In einem Fall wandte sich ein Mann an ein Männerwohnheim der Heilsarmee in Tschechien. Er bekam ein Zimmer und nach einer kleinen Eingewöhnungszeit bat der Leiter der Einrichtung ihn zum Gespräch. Während der Unterhaltung fand er heraus, dass der neue Bewohner eine Frau und drei Kinder hatte, die in einer nahe gelegenen Stadt wohnten. Der Mann war Alkoholiker und wurde gewalttätig, wenn er betrunken war. Er gab alles Geld für Alkohol aus und ließ seiner Familie nichts zum Leben übrig. Die Kinder hatten Angst vor ihm, und am Ende hatte seine Frau ihn verlassen und die Kinder mitgenommen. Nach ein paar Monaten machte der Mann gute Fortschritte im Wohnheim. Er hatte sein Alkoholproblem in den Griff bekommen und arbeitete mit anderen Heimbewohnern als Straßenkehrer. Der Heimleiter hatte das Gefühl, dass es an der Zeit wäre, die Familie zu fragen, ob sie sich eine Versöhnung vorstellen könnte. Leider hatte diese Geschichte kein Happy End. Der Mann hatte der Familie zu viel Schaden zugefügt, und sie wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben. Das Einzige, was seine Frau sagen konnte, war, dass sie ihm alles Gute für die Zukunft wünschte.

Das Wohnheim war für lange Zeit ein Zuhause für den Mann. Die Mitarbeiter des Hauses gaben ihr Bestes, um ihm von Gottes Liebe zu erzählen. Sie sagten ihm, dass er zu Gottes Familie gehören könnte, wenn er Christ wurde, doch traurigerweise konnte er das für sich nicht annehmen.

Es gibt in unsere Welt so viele Menschen, die keine Familie und niemanden haben, zu dem sie gehören. Sie fühlen sich verloren, verletzt und sind manchmal verbittert. Sie sehen, wie andere Menschen mit ihren Familien zusammenleben und fragen sich, wieso sie keine haben können. Sie sehen, wie Menschen Freundschaften schließen und fragen sich, warum sie ohne Freunde sind. Sie leben ein einsames Leben ohne Sinn und ohne Hoffnung auf Veränderung.

Wenn wir in der Bibel über Jesus Christus lesen, entdecken wir, dass er solche Menschen sehr gut kannte. Sie waren die Menschen, um die er sich besonders kümmerte. Er wollte, dass sie wussten: Gott ist ein liebender Vater und es gibt einen Platz für sie in Gottes Familie – egal, ob sie eine menschliche Familie hatten oder nicht.

Als er am Jakobsbrunnen in Samarien eine Frau traf, wusste er, dass sie einsam und unglücklich war. Sie war fünfmal verheiratet gewesen und lebte nun mit einem Mann zusammen, der nicht ihr Ehemann war. Aber für Jesus war sie eine wertvolle Seele, die die Gute Nachricht hören sollte. Zu ihr sagte er: „Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, der wird niemals mehr Durst haben. Das Wasser, das ich ihm gebe, wird in ihm zu einer nie versiegenden Quelle, die unaufhörlich bis ins ewige Leben fließt“ (Johannes 4,14).

Gefunden und gerettet

Zachäus – ein unehrlicher und verachteter Zolleinnehmer – musste auf einen Baum klettern, um Jesus zu sehen, als dieser durch die Stadt Jericho ging. Jesus forderte ihn auf, von dem Baum herunterzusteigen, weil er in seinem Haus zu Gast sein wollte. Zachäus nahm ihn voller Freude auf, und am Ende seines Besuches konnte Jesus sagen: „Heute hat dieses Haus Rettung erfahren, denn dieser Mann hat sich als Sohn Abrahams erwiesen. Der Menschensohn ist gekommen, um Verlorene zu suchen und zu retten“ (Lukas 19, 9.10).

Jesus möchte nicht, dass irgendjemand allein und ohne Familie ist. Und im Himmel herrscht große Freude über jeden Menschen, der seinen Weg in Gottes Familie findet.

Hier ist noch eine Geschichte über eine wiedervereinte Familie: Ein Mann in den Vierzigern rief beim Suchdienst an und bat darum, seinen Bruder zu suchen. Sie hatten dreizehn Jahre lang keinen Kontakt zueinander gehabt. Der Mann wurde gefragt, ob er Papier und Stift zur Hand habe. Er sollte eine Adresse niederschreiben. Er fragte, zu wem diese Adresse gehöre. Ihm wurde gesagt, dies sei die Adresse seines Bruders. Dieser hatte zwanzig Minuten vorher angerufen und die Heilsarmee gebeten, ihn zu suchen!

 

Philippa Smale
HM 2013-16

Link zum Suchdienst der Heilsarmee


Foto: stockwerk23 / photocase.com

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