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Mordsgeschichten in der Bibel

Was daraus entstehen kann, wenn Menschen mit Herz geben

Panik. Pure Panik! Da stand ich nun, zwei Tage vor der Abfahrt nach Paris – und mein Reisepass war weg! Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen. Ich durchsuchte das ganze Zimmer. Mehrfach! Aber der Ausweis, ohne den ich nicht ins Ausland reisen konnte, blieb spurlos verschwunden. Verzweifelt suchte ich Trost in meiner Bibel.

Ich kannte ein paar Textstellen, die in solchen Situationen manchmal hilfreich sein konnten. Mit tränenblinden Augen schlug ich die Bibel auf. Und was sehe ich – Sie ahnen es bereits – da lag mein britischer Reisepass eingeklemmt in der Bibel. Hätte ich regelmäßiger in der Bibel gelesen, wie ich bei meiner Konfirmation versprochen hatte, dann hätte ich gleich gewusst, wo ich den Pass suchen sollte.

Der Neugier folgen
Genauso ist es: Die Bibel hilft mir nicht, wenn sie dekorativ im Regal steht oder eingestaubt auf dem Nachttisch. Sie muss aufgeschlagen und gelesen werden. Das fällt mir nicht immer leicht. Manchmal hat mir der Abschnitt, den ich gerade lese, viel zu sagen. Und manchmal, da bin ich ehrlich, sagt mir die Bibelstelle eigentlich nichts. Es gibt ja nicht nur schlechte Angewohnheiten, sondern auch gute. Täglich in der Bibel zu lesen, ist eine gute Gewohnheit, an der ich inzwischen seit Jahrzehnten festhalte. Früher habe ich nach verschiedenen Bibelleseplänen gelesen. Doch dann habe ich festgestellt, dass darin einige Teile der Bibel nicht dran kamen. Also habe ich meine Lektüre umgestellt. Irgendwann begann ich von ganz vorne und arbeitete mich bis zum Ende durch. Dann fing ich wieder von vorne an. Und so weiter. Dabei fielen mir viele fast schon skurrile Begebenheiten auf. Haben Sie je die Geschichte gelesen von dem sehr dicken König, der von einem linkshändigen Mann auf dem Klo umgebracht wurde? Sehen Sie. Nachzulesen ist die Episode im Alten Testament im Buch Richter, Kapitel 3.

Manchmal sagt Gott mir durch ein Kapitel etwas sehr Aktuelles, was direkt zu meiner Lebenssituation passt, wobei jedoch ein anderer vielleicht „Zufall“ murmeln würde. Aber ich führe solche Treffer auf den lebendigen Geist Gottes zurück, der auch steuern kann, wie viel ich lese. Und ein anderes Mal liege ich morgens mit meiner aufgeschlagenen Bibel im Bett und frage Gott schlicht, was er mir mit diesem Text sagen will. Als die Lektüre eine Zeit lang besonders zäh war – ich glaube, ich steckte irgendwo in einem der zahllosen Geschlechtsregister fest („Und X zeugte Y, und Y zeugte Z …“) – habe ich Gott trotzig nahezu herausgefordert: „Segne mich hiermit, wenn du kannst!“ Und das Verblüffendste war: Er tat es.

 

 


Christine Schollmeier
ist gebürtige Britin und Buchautorin.
Über 45 Jahre hat sich die Heilsarmeeoffizierin in
Deutschland für Menschen in Not eingesetzt,
unter anderem auf der Reeperbahn in Hamburg.

 

Erschienen im Heilsarmee-Magazin, Ausgabe 05/2014

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