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Proportionen und Beziehungen

Nachfolgender Text ist ein Auszug aus der Ausgabe 6/2017 des Heilsarmee-Magazins.

Wenn Kinder zum ersten Mal einen Menschen zeichnen, besteht diese Figur meist vor allem aus einem großen Kopf mit kurzen Linien als Hände und Füße. Das bezeichnet man als Kopffüßler. Die Proportionen leuchten ein, denn vom Kopf kommen Lächeln, Ermutigung und verbale Kommunikation, alles, was für Drei- bis Vierjährige besonders wichtig ist. Andererseits kann man davon ausgehen, dass Kindern vollkommen klar ist, wie Menschen wirklich aussehen. Sie haben Arme erlebt, die sie umarmen, und Beine, die zu ihnen laufen. Der Kopffüßler ist nur eine Phase ihrer Entwicklung.

Dieses Bild kam mir in den Sinn, als ich an den Ausdruck „Leib Christi“ dachte. Paulus gebraucht ihn, wenn er über die Gemeinschaft der Gläubigen spricht. Jesus ist der Kopf, und die Leute in der Gemeinde sind die verschiedenen Körperteile. In seinem Brief an die Christen in Korinth spricht Paulus ein Problem an: Manche Glieder der Gemeinde, des Leibes, finden sich wichtiger als die anderen. Wenn wir seine Worte in ein Bild umsetzen, würde es wie ein Kopffüßler aussehen, aber mit einem großen Auge oder Ohr statt eines Kopfes.

Alle Glieder sind gleich wichtig
Er meint damit, dass kein Evangelist, Lehrer, Musiker, Sozialarbeiter oder sonst jemand von sich behaupten kann, dass er das wichtigste Glied sei. Das Einzigartige an der Gemeinschaft ist, dass wir zusammen einen Leib bilden, in dem wir alle einander brauchen. Falls irgendein Teil wichtiger ist als die anderen, dann ist es der Kopf. Christus ist das Haupt und kein anderer Teil sollte seine Führungsrolle übernehmen.

Wenn dieses Jahr Wahlen stattfinden oder bereits stattgefunden haben, dann wünschte ich mir, dass die Gesellschaft allgemein vom Bild des einen Leibes lernen würde. Es scheint, dass manche Ideologien sehr darauf erpicht sind, die schwachen und verletzlichen Glieder der Gesellschaft zu amputieren. Andere sind wütend und neidisch und versuchen den starken Gliedern zu schaden.

Für die Gesundheit der Gesellschaft ist es wichtig, dass wir auch weiterhin gesunde kleine Gemeinschaften aufbauen. Wenn wir gute Beziehungen pflegen und einen gesunden Leib von Gläubigen in unseren Familien, in der Gemeinde und den ökumenischen Gemeinschaften aufbauen, dann wirkt sich das auf die Gesellschaft als Ganzes aus.

Liebe und Beziehungen: Grundlagen für Wachstum
Es fehlt uns auch nicht an guten Ratschlägen und praktischer Hilfe, wie dies zu erreichen ist. Am Ende von 1. Korinther 12 nennt Paulus einen hervorragenden Weg, damit die Glieder des Leibes gut funktionieren. Dieser Weg ist die Liebe, die er in Kapitel 13 sehr schön beschreibt. In Epheser 4,15 sagt er, wenn wir in Liebe wahrhaftig sind, werden wir wachsen und dem Haupt des Leibes, Christus, immer ähnlicher.

Das Buch "Der Weg der Erneuerung" enthält in Kapitel 4 eine noch praktischere Hilfestellung. Dieser Weg beginnt damit, dass wir die Menschen um uns herum betrachten. Mit wem sind wir gemeinsam unterwegs und wie steht es um unsere Beziehungen? Es ist bemerkenswert, dass die Bezeichnung für unsere Gemeinden, „Korps“, von dem lateinischen Wort corpus stammt, das Leib bedeutet. Ich empfehle Ihnen, Ihren Weg der Erneuerung zu beginnen, damit Qualität und Stärke Ihrer Beziehungen zu anderen Menschen wächst.

Es ist ganz normal, dass ein Körper reift und sich entwickelt. Das Bild, das wir von unserer Gemeinschaft vermitteln möchten, ist kein Kopffüßler, sondern Beziehungen, in denen sich die Schönheit Jesu spiegelt.

 

Kommandeurin Marie Willermark
Leiterin der Heilsarmee in Deutschland, Litauen und Polen

 

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