Haben Sie das ganze Bild?
Im Urlaub machten unsere Bekannten eine merkwürdige Teilung. Er liebte es, Kirchen zu besichtigen, sie liebte es zu lesen. Da er keinen Führerschein hatte, fuhr sie ihn zu den Kirchen, damit er sie besichtigen konnte. Er ging rein, sie blieb draußen und las ihre Bücher.
So ging es mir mit dem Kölner Dom. Ich ging nie rein, aber ich sah ihn von außen und von weitem. Auf dem Weg zur Arbeit hatte ich täglich die Gelegenheit, einen Blick auf diese gotische Kathedrale zu werfen. Aber dabei blieb es dann auch. Mehr als ein Blick von der Autobahn über den Rhein auf die markante Silhouette war nicht drin. In der Stadt selbst noch ein kurzer Blick im Vorbeifahren. Ich wusste eben, dass der Hauptbahnhof und der Dom in unmittelbarer Nähe sind. Mehr wusste ich nicht, denn ich hatte den Kölner Dom noch nie betreten. Morgens hatte ich es eilig, ins Büro zu kommen und abends wollte ich rasch nach Hause. Es blieb ein kurzer Blick, und da die Kirche im Dorf und der Dom in Köln bleibt, hatte ich ja immer noch die Chance, dieses bekannte Gotteshaus einmal zu besichtigen. Ich musste nur wollen! Ein fester Entschluss, eine gezielte Planung, mal einen Abend oder einen freien Tag in Köln verbringen und mal den Fuß über die Schwelle setzen. Es reicht eben nicht aus, immer nur am Dom vorbeizufahren, einmal musste und wollte ich aussteigen, und mir dann ein Bild davon machen, wie er von innen aussieht.
Da kommt mir ein Gedanke: Geht es Ihnen ähnlich? Fahren Sie im großen Bogen an der Kirche, dem Christentum, der Bibel und letztlich an Gott vorbei? Sind Ihre Informationen über den Glauben nur von äußerer Betrachtungsweise geprägt? Haben Sie Einblick in die Bibel? Wissen Sie etwas über Gott? Kennen Sie Christen? Wann waren Sie das letzte Mal in einer Kirche, um einen Gottesdienst zu besuchen?
Wie oft werden Dinge und Menschen nur von außen betrachtet. Wie oft wird der erste Schein zum Maßstab für eine endgültige Beurteilung. Der erste Eindruck kann sehr unglücklich sein und dann vergibt man die Chance, einen richtigen und guten Eindruck zu gewinnen.
Das „Bodenpersonal Gottes“ schafft es nicht immer, einen guten Eindruck zu hinterlassen. Auch Christen haben ihre Ecken und Kanten und sicherlich auch das Recht, sich zu entwickeln und in ihrem Glauben und ihren Erkenntnissen zu wachsen. Daher ist es wichtig, sich umfassend und nicht nur im Vorbeigehen mit den zentralen Fragen des Lebens und des Glaubens auseinander zu setzen.
Der erste Eindruck ist nicht immer der Beste. Er kann oft korrigiert werden, wenn man bereit ist einen zweiten Blick zu riskieren und die Betrachtungsweise und den Blickwinkel zu verändern. Dann können Sie feststellen, wie es sich mit Gott, der Kirche, der Bibel und den Christen wirklich verhält.
Ich habe den Kölner Dom inzwischen von innen gesehen, habe mir ein Bild von der großartigen Architektur, den Fenstern und Bildern gemacht, habe etwas gespürt von der Atmosphäre und ein paar Augenblicke im Gebet verharrt.
Wann machen Sie sich ein Bild davon, wie es in der Kirche, in der Bibel, bei den Christen und mit Gott aussieht?
Major Alfred Preuß