Verliebt in den Frühling
Der Dezember 2013 war einer der mildesten Weihnachtsmonate der letzten 30 Jahre. Und im Februar fühlte sich der Winter an wie Frühling. Verrückte (Jahres-) Zeiten. Und dennoch: Der Frühling wird seinen Zauber nicht verlieren!
Ich bin kein Wintermensch. Glätte und Kälte: nein, danke! Von der Heizungsrechnung ganz zu schweigen. Und, ehrlich gesagt, vom Sommer bin ich auch nicht so begeistert. Zu heiß. Aber das bunte Herbstlaub und die Erntezeit. Das mag ich. Und den Frühling erst! Ich liebe den Frühling. Wenn es langsam draußen heller und wärmer wird und sich die ersten Krokusse und Narzissen durch das Gestrüpp des „Straßenunkrauts“ in St. Pauli hindurchzwängen. Wenn verliebte Amseln zur Morgendämmerung in dem einzigen Baum in meiner Straße weit und breit lauter singen als die Betrunkenen im Hinterhof. Hach, und ich liebe das frische, zarte Grün, wenn die Knospen der Birken aufgehen.
Vergessene Untote
Zu meiner Wohnung gehören weder Garten noch Balkon, und der den Engländerinnen nachgesagte „Grüne Daumen“ muss sich bei mir an mehr als hundert Topfpflanzen austoben. Und doch erlebe ich drinnen – wenn auch nicht so spektakulär wie draußen in der Natur – oft etwas Ähnliches: Eine Pflanze scheint tot zu sein. Trotz Wasser, Licht, Dünger sieht sie nicht mehr schön aus. Ich schneide sie also ab (manche meiner Pflanzen sind so alt, dass ich sie absägen muss!) und ich versuche, Stecklinge zu ziehen. Den nackten Stamm im Topf wiederum stelle ich in die Abstellkammer für das nächste Mal, wenn ich zum Müllcontainer muss. Und natürlich vergesse ich das vermeintlich tote Etwas dort.
Eines ist gewiss
Manchmal dauert es Monate, bis ich den Topf wieder in die Hand nehme. Und zu meiner Überraschung stelle ich fest, dass die Pflanze alles andere als tot ist! Trotz meiner Vernachlässigung kommen neue Triebe. Das Leben hat gesiegt! So ist es auch mit dem Frühling, wenn die Krokusse ans Tageslicht kommen, die Vögel auf Brautschau gehen und die Bäume wieder zartgrün werden. Und genauso wird es immer sein. Denn Gott, der Schöpfer allen Lebens, hat auf den ersten Seiten der Bibel den immer wiederkehrenden Wechsel der Jahreszeiten versprochen – vom Wachsen bis Blühen, vom Reifen bis Absterben.
„Solange die Erde besteht, soll es immer Saat und Ernte, Kälte und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht geben” (1. Mose 8,22).
Die Jahreszeiten sind auch ein Zeichen der Geduld Gottes mit den Menschen. Aber noch eines ist gewiss: Der Tod wird eines Tages sterben. Und alle, die an Gott festhalten, werden das Leben mit Gott teilen und er wird ihnen alle Tränen abwischen. Was macht mich da so sicher? Auch das hat Gott versprochen und es ist nachzulesen in der Bibel (Offenbarung 21,4).
Christine Schollmeier
ist gebürtige Britin und Buchautorin.
Über 45 Jahre hat sich die Heilsarmeeoffizierin in Deutschland
für Menschen in Not eingesetzt,
unter anderem auf der Reeperbahn in Hamburg.
Ursprünglich erschienen im Heilsarmee-Magazin, Ausgabe 06/2014