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Wozu die Eile?

Monatelang führte mich mein üblicher Nachhauseweg vom Territorialen Hauptquartier in London vorbei an einem riesigen Loch im Boden. Durch eine Lücke in der metallenen Absperrung konnte ich sehen, wie weit und wie tief es war und die riesigen, schweren Maschinen beobachten, die es immer größer machten. Der Aushub dieses Loches, der sicher nicht zum Selbstzweck geschah, schien kein Ende zu nehmen.

In den letzten Wochen hat nun ein neuer Bauabschnitt begonnen und ist enorm schnell vorangekommen. Der Liftschacht hat sich Hunderte von Metern in die Südlondoner Skyline geschoben, höher als die anderen Gebäude, etwa 35 Stockwerke. Das Bauwerk nimmt Gestalt an und riesige Kräne bewegen Eisenträger an ihren Platz. Tag und Nacht sind Bauarbeiter im Einsatz, immer weiter und immer höher, denn sie sind vertraglich an Fristen und Strafklauseln gebunden. Eile ist geboten.

Die Zeit für das Ausheben und die Fundamente war erforderlich, um das hohe Bauwerk zu tragen, das jetzt errichtet wird. Zwischen Höhe und Tiefe besteht eine Wechselbeziehung, und das braucht Zeit. Wenn bei den Fundamenten Abkürzungen genommen oder falsche Einsparungen gemacht würden, wären die Auswirkungen katastrophal. Weiter wage ich mich nicht in den Bereich der Architektur und des Bauingenieurwesens vor, aber ich sehe eine Parallele im geistlichen Leben. Wir brauchen Zeit, um geistliche Grundlagen zu legen, und da gibt es keine Abkürzungen. Man kann es nicht beschleunigen.

In derselben Gegend gibt es eine Unzahl von Schnellimbissen, in denen Kaffee und Kebab, Pasteten und Pizzas, Sandwiches und Sushi und natürlich auch Fish and Chips angeboten werden. Da gibt es alles, um eine hungrige Seele mit minimalem Aufwand zu füllen. Die Menschen strömen von Baustellen, aus Büros und Bussen, hetzen, drängen, essen im Gehen, nehmen einen Imbiss, naschen, befriedigen ihren momentanen Appetit, ohne, so fürchte ich, jemals wirklich befriedigt zu sein.

Bei meinen Streifzügen durch die Stadt stelle ich fest, dass wir in einem Tempo leben, das dazu führen kann, dass wir auch hinsichtlich unserer geistlichen Nahrung nach der einfachen Option greifen – individuell zusammengestellt, exotisch und tafelfertig – aber nie der Tiefe unseres geistlichen Bedürfnisses gerecht werden oder geistliche Reife entwickeln. Die Bibel sagt dazu: „Wie neugeborene Kinder nach Milch schreien, so sollt ihr nach dem unverfälschten Wort Gottes verlangen, um im Glauben zu wachsen und das Ziel, eure Rettung, zu erreichen. Ihr habt doch schon gekostet, wie gütig Christus, der Herr, ist", 1. Petrus 2,2.3 GNB. Oder: „Erwachsene aber brauchen feste Nahrung", Hebräer 5,14 GNB.

Geschwindigkeit und Hast sind charakteristisch für unsere Zeit. Handzettel jeder Art versprechen uns Gewichtsabnahme in wenigen Wochen, Fremdsprachenkenntnisse in wenigen Tagen, Beziehungen innerhalb von Minuten oder medizinische Heilung innerhalb von Sekunden. Daraus folgt die Annahme, dass wir auf dieselbe Art auch geistliche Fortschritte erzielen könnten. Gebrauchsfertig zusammengestellt, sofort befriedigend, von der Stange und passend? Ganz und gar nicht! Unser Geist benötigt Nahrung und Training, und das braucht Zeit. Wir müssen uns die Zeit nehmen, um im Glauben zu wachsen: „Durch Christus, den Eckstein, werdet auch ihr eingefügt und zu einer Wohnung, in der Gott durch seinen Geist lebt", Epheser 2,22 NL.

Wir können nicht schnell mal lernen, Gott zu lieben, oder die Bibel kurz mal studieren. Nehmen Sie sich Zeit, zu schmecken und zu sehen, dass Gott gut ist (Psalm 34,8).

Wir sollten uns bei den Dimensionen oder Übungen, die uns in unserem geistlichen Leben stärken, auf keine Kompromisse oder Kürzungen einlassen. Indem wir die richtigen Fundamente legen und auf diesen mit den richtigen Materialien aufbauen, gewinnen wir die Fähigkeit, auf aktuelle moralische Dilemmata einzugehen und uns schwierigen Entscheidungen zu stellen, denn wir schöpfen aus Gottes Wort und seiner Gegenwart. Die ganze Waffenrüstung Gottes anzulegen braucht Zeit und erfordert unsere Mitwirkung und unser Handeln. Im geistlichen Leben geht es nicht um Fassade und rein äußerliche Veränderungen.

Übereilen Sie nichts. Nehmen Sie sich Zeit und entdecken Sie den stillen Ort in sich. Nehmen Sie Abstand von dem hektischen Tempo unseres modernen Lebens, nähren Sie Ihre Seele und finden Sie Ruhe für Ihre Seele. Es ist ein Segen für uns, wenn wir die Augenblicke und Minuten nutzen, um Gott in dem stillen, sanften Säuseln hören zu können (1. Könige 19,12). Erfahren Sie die Zuwendung von Psalm 23, geführt zu werden, zu ruhen und versorgt zu werden, um die Seele zu erneuern. Schreiben Sie die Stille Zeit groß, um Gott, andere und sich selbst besser wahrzunehmen. Dann können wir beten, dass Gott uns in eine tiefere Erkenntnis und ein besseres Verständnis von sich, seinem Wort, von uns selbst und dem Inhalt und Kontext unseres Lebens führt.

Unsere Nachfolge erfordert, dass wir das Fundament legen und uns zur Wohnung Gottes aufbauen. „Denn wir sind ... Gottes Bau ... Ein jeder aber sehe zu, wie er darauf baut. Einen andern Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. Wenn aber jemand auf den Grund baut Gold, Silber, Edelsteine, Holz, Heu, Stroh ... Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?", 1. Korinther 3,9-11.12.16.
Wissen Sie nicht, dass der Architekt unseres Heils möchte, dass wir in der heutigen Welt deutlich zu sehen sind? Wir werden nicht an einem Tag erbaut. Überstürzen Sie nichts!

Betty Matear/HM

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